Der laufende GDL-Streik wird von allen Seiten kritisiert. Die Politik fordert teils das Einschreiten der Regierung – Söder findet den Streik nicht verhältnismäßig.

Wir nähern uns dem Ende des aktuellen Bahnstreiks – am heutigen Freitag um 18.00 Uhr soll sich das Chaos langsam beginnen aufzulösen. Doch nicht nur betroffene Reisende, sondern auch die Politik blickt verärgert auf den Streik. Markus Söder zeigt wenig Verständnis, wie der Tagesspiegel berichtet. Auch die Fahrgast-Initiative Pro Bahn und der CDU-Chef Friedrich Merz melden sich zu Wort.

Söder sieht keine angemessenen Forderungen

Die letzten Tage waren anstrengend für alle, die auf den Schienenverkehr angewiesen waren. Seit Mittwochmorgen um 2.00 Uhr ist der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in vollem Gange und das Chaos groß. Der Notfallfahrplan der Deutschen Bahn (DB) fiel sehr spärlich aus – nur etwa jeder fünfte Fernzug wurde bedient.

Streik Der EVG Am 27.03.2023
Seit Mittwoch bleiben viele Bahnhöfe leer

Viele haben von den Streiks genug – Kritik kommt nun auch aus der Politik. Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident in Bayern, übt scharfe Kritik an den anhaltenden Protesten.

Ich finde den Streik der Lokführer in der aktuellen Situation nicht verhältnismäßig. Anders als bei den Bauern wird den Lokführern nichts weggenommen.

Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident in Bayern

Söder bemängelt die Ziele, die die GDL mit dem aktuellen Streik verfolgt – mehr Geld für weniger Arbeit. Das hält er nicht für erfolgversprechend.

Söder nicht als einzige kritische Stimme

Wo Markus Söder bei einer persönlichen Einschätzung bleibt, geht Friedrich Merz als Parteivorsitzender der CDU einen Schritt weiter.

Die Tarifautonomie ist ein wichtiges Gut. Wenn aber zum wiederholten Male eine kleine Gruppe in der Lage ist, große Teile unseres Landes lahmzulegen, muss der Bund reagieren.

Friedrich Merz, Parteivorsitzender der CDU

Seine Forderungen beinhalten eine Reform des Tarifeinheitsgesetzes und das Einschreiten der Bundesregierung in diesem Prozess.

Bundestag
Friedrich Merz fordert das Einschreiten der Bundesregierung

Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert die GDL und DB auf, auf einen grünen Zweig zu kommen, um den Tarifkonflikten ein Ende zu setzen.

Wir als Fahrgastverband erwarten, dass man sich wieder zusammensetzt, über die Tarifziele redet und zu einem vernünftigen Ergebnis kommt.

Detlef Neuß, Pro Bahn

GDL sieht Streik weiterhin gerechtfertigt

Da die Gewerkschaft nicht die gewünschten Ergebnisse sieht, oder Verhandlungen, die in diese Richtung führen würden, halten sie an dem Streik fest.

Personalvorstand Seiler verhandelt mit uns nicht über die Absenkung der Wochenarbeitszeit mit Lohnausgleich. Nicht über einen Tarifvertrag für Fahrdienstleiter, nicht über einen Rahmentarifvertrag für die Instandhaltung. Wenn er darüber nicht sprechen möchte, müssen wir den Druck erhöhen.

Claus Weselsky, GDL-Chef

Sollten die Ziele der Gewerkschaft nicht erreicht werden, schließt diese erneute Streiks in naher Zukunft nicht aus.

Streik Europa
Der Streik hält schon seit Mittwoch 2.00 Uhr an

Neben der DB betrifft der Streik auch die Züge des Unternehmens Transdev, sodass die Auswirkungen auch im Regionalverkehr Sachsens, Bayerns und im Nordwesten spürbar sind. Der Güterverkehr hatte den Streik teilweise schon am Dienstag gestartet.

Fazit zu Söders Kritik am GDL-Streik

Der Streik der GDL, der auf anhaltende Tarifkonflikte mit der DB folgte, hält nun schon einige Tage an. Jetzt meldet sich auch die Politik zu Wort. Markus Söder hält den Streik für unverhältnismäßig, Friedrich Merz als Parteivorsitzender der CDU erwägt die Einschaltung der Bundesregierung. Es bleibt abzuwarten, wie der letzte Streik-Tag heute verläuft und ob es erneut zu Protesten kommen wird.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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  • Früher waren besonders Europas Südländer für Streiks bekannt. In Deutschland kam das eher selten vor. Doch seit einigen Jahren hat sich die Situation dramatisch geändert. Gefühlt ist für mich Deutschland das Streikland Nummer 1 geworden. Zumindest wird oft da gestreikt, wo es auch int’l. Geschäftsleute und Touristen trifft.

    Dadurch, dass Inlandsflüge politisch verteufelt werden, gibt man der GdL noch mehr Macht. Die sagen natürlich “Danke” dafür. So wird dss nichts mit der Verkehrswende! Die Klimaveränderung ist eine Tatsache, denn wer plant noch essentielle Reisen mit der Bahn bei diesem gehässigen Streik-Klima? Setzt euch mal einen Tag lang in den Bahnhof Basel SBB. Die ganze Zeit über kommen gröbere Verspätungs- und Ausfallmeldungen von Zügen aus Deutschland, während Inlandsverbindungen in der Schweiz relativ pünktlich verkehren.

    Wer nicht zu spät kommen oder gar Termine verpassen will, kann nicht guten Gewissens die Bahn nehmen in Deutschland. Da wird inmer gesagt, beim Fliegen würde man viel Zeit verlieren durch alle nötigen Prozeduren. Die Bahn sei schneller und würde im Stadtzentrum statt in abgelegenen Flughäfen halten. Nur nützt mir das nicht mehr viel, wenn ich eine oder sogar zwei Stunden früher als eigentlich nötig abfahren muss aus Angst vor Verspätungen und Anschlussbrüchen. Deshalb fliege ich am liebsten mit nur Handgepäck mit nichtdeutschen Airlines (da besonders bei Lufthansa auch immer Streikgefahr besteht) an den nächstgelegenen Flughafen zu meinem Ziel in Deutschland. Dort kann ich mich dann immer noch für den öffentlichen Transport, ein Taxi oder einen Mietwagen entscheiden. Dabei ist es für mich unerheblich, dass das teurer ist und oft länger dauert als fahrplanmässig per Bahn. Wichtig ist, dass ich rechtzeitig ans Ziel komme. Denn geplatzte Termine und verpasste Veranstaltungen sind noch viel teurer. Da bleibt zudem auch ein Imageschaden, denn ggü. eines Geschäftspartners bin ich es dann, der unpünktlich oder unzuverlässig war.

    Ich war mehrfach von kurzfristig einberufenen Streiks betroffen sowohl mit Lufthansa als auch der Deutschen Bahn. Mit letzterer habe ich mir vielfach Verspätungen von 30 bis über 120 Minuten eingehandelt – wenn sie denn gefahren ist. Schon eine moderate Verspätung kann sich massiv auswirken, wenn ich dadurch einen Anschluss verpasse. Dass dann auch z.B. reservierte Plätze dahin sind und es im nächsten Zug oft übervoll und damit nicht mehr entspannt zu reisen ist, sei nur am Rande erwähnt.

    Ja, Verspätungen und Ausfälle gibt es auch beim Fliegen. Dort weiss ich imnerhin, wie das Prozedere in diesem Fall läuft. Mein hoher Status bei mehreren Airlines ist in solchen Fällen hilfreich. Dass aber gleich gar nichts mehr geht wie jetzt beim GdL-Streik oder auch zahlreichen Arbeitsniederlegungen rund um Lufthansa, das kommt etwa bei KLM oder Swiss äusserst selten vor. Und Wann hat ein Streik bei den SBB oder ÖBB letztmals das ganze Land plattgelegt? Ich jedenfalls kann mich daran nicht erinnern.

    Ohne, dass ich darüber urteilen will, wie gerechtfertigt oder übertrieben die Forderungen der Streikenden oder Arveitgeber sind: In anderen Ländern funktioniert es (besser), es geht also! In vielen Nachbarländern Deutschlands wird in den genannten Sektoren deutlich weniger bis kaum jemals gestreikt. Warum kriegt man das in Deutschland nicht auf die Reihe?!

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