Kommende Woche plant die Europäische Union die Liste der Länder zu überprüfen, von denen aus derzeit nicht notwendige Reisen in die EU möglich sind. Dabei sollte besonders ein Blick auf die USA geworfen werden. Nun wurde dieser Plan jedoch verworfen.

Verhängt die Europäische Union nächste Woche wieder eine Einreisesperre für nicht notwendige Reisen aus Richtung der USA? Zumindest plante die EU eine erneute Überprüfung der „White List“, die etwa touristische Reisen aus jenen Ländern erlaubt. Die Vereinigten Staaten drohten wieder von dieser Liste zu fallen, wie Reuters zuvor berichtete und somit wären erneut in beide Richtungen keine normalen Einreisen mehr möglich. Bisher können denn auch nur US-Bürger in die EU, aber EU-Bürger nicht auf normalem Wege in die USA einreisen. Doch scheinbar sieht die Union von diesem Plan wieder ab, wie Reuters berichtet.

Druck der EU auf die USA bisher vergebens

In der kommenden Woche plante die Europäische Union jene Liste der Länder erneut zu überprüfen, die derzeit touristische Reisen nach Europa erlauben. Dabei sollte der Fokus demnach besonders auf Einreisen aus Richtung den USA liegen, die – so die Medienberichte – demnach wieder eingeschränkt werden könnten. Doch von diesem Plan sieht die EU wohl nun ab und lässt die Liste doch zunächst unverändert. Allerdings hätte dies ohnehin nicht auch automatisch ein EU-weites Einreiseverbot bei nicht notwendigen Reisen für US-Bürger bedeutet. Denn die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union können solche Maßnahmen unabhängig von Brüssel entscheiden. Derzeit befinden sich insgesamt zwölf Länder auf der Liste, die nicht notwendige Einreisen zulässt. Daneben gehören neben den Vereinigten Staaten etwa auch Australien und Japan dazu. Länder dieser Liste gelten aus europäischer Sicht als „sicher“ mit Blick auf die pandemische Lage.

San Francisco, Kalifornien

Während es für EU-Bürger immer noch nicht möglich ist, touristische, beziehungsweise nicht notwendige Reisen in die USA zu unternehmen, erlaubt die Union bereits seit einigen Wochen eine solche Einreise für US-Bürger. Entsprechend übten europäische Politiker auch immer wieder Druck auf die USA aus, im Gegenzug ebenso zu handeln und EU-Bürger nicht notwendige Reisen zu gestatten. Doch bisher vergebens, wenngleich immer wieder zu vernehmen ist, dass die Vereinigten Staaten an etwaigen Plänen einer möglichen Grenzöffnung, mit entsprechenden Maßnahmen, arbeiten würden.

Many representatives of the EU member states and of the EU have spoken to our U.S. counterparts about the plans to reopen the country for visitors from the EU countries, in particular after Europe’s step to allow the U.S. citizens to travel. […] We all consider people-to people contacts to be the building block of strong, successful transatlantic partnership and alliance, so we keep reminding, asking and encouraging our U.S. friends to follow suit

Sprecher der slowenischen EU-Präsidentschaft

Wäre die USA nächste Woche tatsächlich wieder auf die Liste jener Länder wandern, von denen aus touristische und nicht notwendige Einreisen nicht mehr möglich sind, hätten eben solche Einreisen dennoch stattfinden können. Denn jedes einzelne EU-Mitgliedsland entscheidet für sich selbst, die Maßnahmen und Empfehlungen der Europäischen Union auch tatsächlich zu übernehmen. So unterscheidet sich auch der Fokus eines jeden EU-Landes, etwa mit Blick auf den Tourismus, Geschäftsreisen und mehr. Deshalb dürften die einzelnen Staaten auch unterschiedlich mit den Vorgaben aus Brüssel umgehen.

Fazit zur möglichen US-Einreisesperre der EU

Ob tatsächlich die pandemisch Lage in den USA verantwortlich für eine erneute Einreisesperre für US-Bürger der Grund gewesen wäre, sei mal dahingestellt. Dennoch ist der Frust der Europäischen Union mehr als nachzuvollziehen, die bereits seit Juni nicht notwendige Reisen aus Richtung der Vereinigten Staaten in die EU zulässt. Im Gegenzug machte die USA jedoch keine Anstalten, ihre Grenzen ebenso für europäische Bürger zu öffnen. Womöglich versuchte die Union mit der Ankündigung einer möglichen Einreisesperre auch nur den Druck nochmals zu erhöhen, schließlich müssen die EU-Mitglieder diesem Schritt nicht zwangsweise Folge leisten. Nun sieht man in Brüssel jedoch ohnehin wieder davon ab.

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Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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  • Typisch EU. Lässt sich von anderen Staaten wieder auf der Nase rumtanzen.
    Es ist eigentlich ganz einfach: Alle Länder, die Einreisen von EU Bürgern verweigern, werden ebenfalls blockiert. Lässt du meine Bürger nicht einreisen, lasse ich deine nicht einreisen.

    • Auch ich bin ein Freund des Mexican Standoffs. Nur in diesem Fall hat jede Seite eine geladene Wasserpistole und es ist ein glühend heißer Sommertag.

      Was bedeutet denn der US Travel Ban wirtschaftlich für die EU? Mal zwei Kennzahlen der World Tourism Organization von 2019:

      I. Einnahmen der US-Wirtschaft durch ausländische Touristen: 214 Mrd. USD
      II. Ausgaben amerikanischer Touristen im Ausland: 152 Mrd. USD

      Klar, das sind Zahlen aus einer anderen Zeit. Aber man bekommt zumindest ein Gefühl dafür wie viele Milliarden aus der EU aktuell NICHT in die USA fließen und wie viele Milliarden, trotz Reiseangst, durch immer noch Millionen US-Touristen generiert werden können. Da darf man sich insgeheim doch nur bei Trump und Biden bedanken.

    • Natürlich steht das Virus im Vordergrund – welche Gründe gäbe es sonst, auf Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft zu verzichten?

      In der internationalen Diplomatie ist es aber üblich, Freiheiten (zB auch Visafreiheiten, andersherum auch Sanktionen wie Sonderzölle) grundsätzlich auf Gegenseitigkeit zu gewähren bzw zu verhängen, nach dem Motto lässt du mich rein, lasse ich dich rein.

      Wenn nun jemand sich nicht an diesen Brauch hält und meint einseitige Maßnahmen treffen zu müssen, wird das meist (unter ähnlich starken Partnern) mit gleicher Münze beantwortet.

      Du magst das diplomatisches Intrigenspiel nennen – wenn “wir” uns aber anderseits solche einseitigen Maßnahmen “gefallen lassen” würden, würdest du dich sicher beschweren, dass wir den Amis zu Füßen liegen.

      • Die alogischen US-Regelungen des travel bans lassen sich genauso wenig mit der Pandemielage begründen, wie das nicht erfolgversprechende Vorhaben Brussels, die Einreisen aus den USA wieder einzuschränken, womit, wie der Artikel z.T. andeutet, vermutlich versucht wird, Druck auf die USA auszuüben. Natürlich steht hier der Virus hier nicht mehr im Vordergrund.

      • “Natürlich steht das Virus im Vordergrund – welche Gründe gäbe es sonst, auf Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft zu verzichten?”

        Ich habe gerade mal nachgesehen. Von den Ländern mit der weltweit höchsten Inzidenz fallen die Plätze 1-9 NICHT unter den Travel Ban. Der Iran, das erste TB-Land, folgt erst auf Platz 10. Danach kommt auch schon das erste Schengen-Land, Spanien, auf Platz 11. Das Schengen-Land mit der zweithöchsten Inzidenz, Frankreich (16), liegt genau einen Platz vor den USA (17) selbst.

        Epidemiologisch ist die TB-Liste einfach nur Unsinn. Eine Mischung aus Ländern, mit denen die USA im Streit liegen (Iran, China), die früher mal bedenkliches Virus-Variantengebiet waren (Indien) und Ländern, die Ex-POTUS Trump einfach nicht mochte (Schengen-Staaten). Aber nach 2 Wochen auf Zypern (9) dürfte man einreisen, weil gehört ja noch nicht zum Schengenraum.

        Die Einnahmen aus dem Tourismus-Geschäft betrugen 2019 ca. 214 Mrd. USD oder ~1% des US-BIP. Viel Geld, aber die USA haben, was bekloppte Einreiseregeln anbelangt einen Ruf zu verlieren.

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