Die Verbraucherzentrale fordert eine Abschaffung der Vorkasse bei Reisen, allerdings sieht der Deutsche Reiseverband (DRV) diesen Vorschlag weniger positiv entgegen.

Vor etwa einer Woche forderte die deutsche Verbraucherzentrale die Abschaffung der Vorkasse und verlangte dafür einem Systemwechsel. Jedoch hagelt es aufgrund dieses Vorhabens deutlich an Kritik seitens des deutschen Reiseverbandes, welcher die Vorkasse beibehalten will, wie unter anderem reisevor9 berichtet.

Vorkasse nicht für Liquiditätsvorschuss des Reiseveranstalters

Der Deutsche Reiseverband widerspricht der Forderung des deutschen Verbraucherschutzes, welche eine Abschaffung der Vorkasse bei Reisen erwirken möchte. Nach Angaben von Norbert Fiebig, dem Präsidenten des DRV, existiere die Vorkasse nicht für einen Liquiditätsvorschuss zugunsten des Reiseveranstalters, sondern ebenfalls für Vorauszahlen, um Dienstleister wie beispielsweise Hotels oder Flüge zu bezahlen. So liegen die Überlegungen der Verbraucherzentrale zur Abschaffung der Vorkasse laut ihm auf der falschen Grundannahme. Es sei nicht der Fall, dass die Reiseveranstalter die Vorleistungen für ihre Partner über den Kapitalmarkt finanzieren könnten oder dass diese an unendlicher Liquidität verfügen würden. Dies sei laut ihm praxisfremd.

Abgesehen davon verfüge eine Pauschalreise über eine Insolvenzabsicherung, womit der Kunde das im Vorhinein gezahlte Geld zurückerhält, falls der Reiseveranstalter die Reise aufgrund einer Insolvenz nicht mehr anbieten kann.

De facto liegen die Zahlungen des Reiseveranstalters, um das Reisepaket zusammenzustellen, häufig sogar über der rechtlich zulässigen Anzahlungshöhe von 20 Prozent.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes

Die Abschaffung der Vorkasse führe zu wirtschaftlichen Schäden

Des Weiteren ist Fiebig der Ansicht, dass viele mittelständige Unternehmen ihren Betrieb unter diesen Voraussetzungen nicht mehr fortsetzen könnten. „Das wäre das Ende der Vielfalt im Urlaubsmarkt“, sagte der Präsident des DRV. Professor Dr. Hans-Josef Vogel von der Rechtsanwaltskanzlei Beiten Burkhardt spricht sich ebenfalls für eine Beibehaltung der Vorkasse aus und sagte: „Die Anzahlungen dienen auch einer Sicherstellung der Ernsthaftigkeit des Reisewunsches.“ Der Rechtsanwalt sieht das Problem, dass bei einer Abschaffung der Vorkasse der Verbraucher bei mehreren Anbietern Reisen für denselben Zeitraum buchen wird und davon höchstens eine Reise wahrnehmen und somit auch bezahlen wird.

Strand

Laut einer forsa-Umfrage Ende 2019 sind 94 Prozent der Befragten mit der Pauschalreise zufrieden und vertrauen dieser auch, welche laut einer Umfrage der Verbraucherschutzzentrale allerdings stark zurückgegangen sein soll. Die Befragten gaben an, dass ihnen ein attraktives Preisleistungsverhältnis, ein verlässliches Krisenmanagement, die Hilfe durch den Reiseveranstalter und die finanzielle Absicherung am wichtigsten sei. Weil diese Ansprüche größtenteils seitens der Reiseveranstalter eingehalten werden, sind die Mehrheit der Kunden mit der Pauschalreise mehr als zufrieden. Allerdings wird die 100 prozentige Vorkasse bei Flugreisen, welche bei Reisenden größtenteils für Unmut sorgt, vom DRV in der Mitteilung nicht angesprochen.

Fazit zur Kritik bei der geplanten Abschaffung der Vorkasse

Die deutschen Verbraucherminister planen die Vorkasse bei Reisen abzuschaffen. Für diesen Vorschlag hagelt es deutliche Kritik unter anderem vom Deutschen Reiseverband, welcher argumentiert, dass die Reiseveranstalter ebenfalls eine Vorkasse für die einzelnen Reiseleistungen zu zahlen haben. Bei einer Abschaffung der Vorkasse müssten die Reiseveranstalter extra Kapital aufnehmen, wodurch sich der Reisepreis für den Endverbraucher höchstwahrscheinlich erhöhen wird. Ebenso würden laut des DRV bei einer Abschaffung der Vorkasse viele mittelgroße Reiseunternehmen ihren Betrieb nicht fortführen können.

Was meint ihr? Könnt ihr die Kritik des DRV nachvollziehen?

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Autor

Genauso wie den Schwarzwald, liebt David es neue Orte und Kulturen zu entdecken. Am liebsten kombiniert er einen Städtetrip mit anschließendem relaxen am Strand. Er studiert Tourismusmanagement in Wernigerode und macht ein Praktikum bei reisetopia. Er hält euch mit den neuesten Deals und News auf dem Laufenden!

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  • Mir ist nicht ganz klar, wie das bei Flugtickets funktionieren soll. Das war ja auch eine Forderung der Verbaucherschützer. Viele Zahlungsmethoden würden dann wegfallen, nämlich alle, wo eine Reservierung des Betrages nicht möglich ist. Ansonsten könnten die Airlines ja nie sicher sein, dass die Gäste kurz vor Abflug auch alle zahlen. Ich denke, nicht, dass die Airlines Lust haben, dann noch dem Geld hinterher zu rennen. Das würde den Verwaltungsaufwand ja auch massiv erhöhen.
    Ja, es ist ärgerlich, dass viele in der Corona Kriese lange auf Ihre Erstattungen warten mussten. Allerdings gab es solch eine Situation auch noch nie. Solange der Anspruch auf Erstattung anerkannt wird, wäre ich da eigentlich recht entspannt.

  • Es sollte schon Vorauszahlungen geben, allerdings auf ein Sperrkonto. Die Fluglinie sollte das Geld erst nach dem Boarding abrufen können. Eine kleine Anzahlung sollte gleich an die Fluglinie gehen, damit Mehrfachbuchungen reduziert werden. Die Verwaltungskosten eines solchen Sperrkontos würden die Flugkosten nur im minimalen Bereich erhöhen, was bei den derzeit viel zu niedrigen Flugpreisen kein Problem darstellen sollte.
    Dass die Sache für Fluglinien natürlich weniger vorteilhaft ist, haben diese sich selber zuzuschreiben. Es ist einfach ein Skandal, wie lange und umständlich Rückforderungen abgewickelt wurden und werden.
    Außerdem gibt es so hohe Vorauszahlungen, die oft monatelang vorher erfolgen, in keiner anderen Branche.
    Wolfgang Ludwig

  • Ich als mittelständischer Händler muß meine Ware auch vorher einkaufen um sie verkaufen zu können. Wo bitte ist da der Unterschied? Hat der DRV schon mal was von unternehmerischen Risiko gehört?

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