Nach Klagen wegen versteckter Gebühren folgt nun die große Transparenzoffensive der Marriott-Hotelkette. Hält das neue Buchungssystem, was es verspricht?

Wer ein Hotel über eine Vergleichsseite bucht, dem werden Hotels oft günstiger präsentiert, als sie am Ende sind. Im Laufe der Buchung erheben viele Hotels noch besondere Gebühren für den Standort oder eine intransparente Resort Fee. So wird das gewünschte Zimmer schnell deutlich teurer als auf der Vergleichsseite angepriesen. Nach einer Klage des Bundesstaat District of Columbia führt Marriott jetzt laut einem Bericht von onemileatatime ein neues Buchungssystem ein. Transparenz statt versteckter Gebühren.

Was ändert sich bei der Buchung?

USA-Fans dürfte die Destination oder Resort Fee wohlbekannt sein. In so gut wie jedem Hotel in ausgewählten Großstädten sowie fast allen Urlaubshotels wird sie erhoben. Wofür, das kann einem selten jemand erklären. Besonders ärgerlich an diesen Fees ist die Tatsache, dass diese oft erst im letzten Schritt der Buchung hinzugerechnet werden.

Marriott Bodrum Edition Hotel Beach Club

Für die Hotels lohnt sich das – für Konsumenten dagegen absolut nicht. Die Hotelkette Marriott macht nun Schluss mit versteckten Gebühren: Ab sofort werden nur noch die kompletten Kosten für eine Übernachtung angezeigt. Inklusive Ressort Fees und sonstigen anfallenden Gebühren. Das macht es für Kunden leichter, das für sie passende Angebot zu finden und vermeidet böse Überraschungen bei der Buchung. Laut onemileatatime gilt die Neuerung für Buchungen auf der Webseite und der App von Marriott.

Die Masche mit den Gebühren-Tricks

Hotels nutzen den Gebühren-Trick aus gleich mehreren Gründen. Einer der wichtigsten Gründe liegt in der Entwicklung der letzten Jahre. Immer mehr Reisende buchen ihr Hotel über Vergleichsseiten oder Vermittler wie Expedia, HRS und Co. Doch die meisten dieser Anbieter vergleichen nur die jeweilige Tagesrate des Hotels. Oftmals erscheinen Hotels so ziemlich günstig. Will man die Buchung allerdings abschließen, werden die Gebühren, zu denen auch die Resort Fee gehört, hinzugerechnet. Das ursprünglich günstige Zimmer kann auf diese Weise extrem schnell deutlich teurer werden, wovon am Ende nur das Hotel selbst profitiert. Kunden dagegen erhalten beispielsweise auf den Anteil des Preises, der eine Gebühr ist, keine Punkte oder ähnliches.

Marriott St. Regis Malediven Infinity Pool Strand

Nicht nur die bessere Platzierung bei Vergleichsportalen macht die Resort Fee für Hotels so attraktiv. Bucht man über einen Vermittler, erhält dieser stets eine Provision für die getätigte Buchung. Diese Provision zahlt das Hotel in der Regel prozentual an den Vermittler. Ist der Preis beim Vermittler niedrig, fällt somit auch die Provision deutlich geringer aus, als wenn gleich der Gesamtpreis angezeigt würde. Gegen dieses Vorgehen der Hotels planen einige Vermittler bereits vorzugehen, da auf Steuern und auch Gebühren wie Resort Fees eben keine Provision bezahlt werden.

US-Bundesstaat D.C. ging gegen versteckte Hotelgebühren vor

In den USA werden Resort Fees besonders intensiv genutzt. Doch anders als man vermuten mag, gehen dort etwa nicht die Hotelvermittler gegen die Resort Fees vor, sondern ein Bundesstaat. So verklagte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaats D.C. an der Ostküste der USA die Hotelkette Marriott. Generalstaatsanwalt Karl Racine warf der Hotelkette vor, die wahren Preise vor Kunden verschleiern zu wollen und durch die versteckten Gebühren ihren Gewinn maximieren zu wollen. Die versteckten Gebühren hätten den Gästen einen finanziellen Schaden zugefügt.

Der Vorwurf: Marriott täuscht Kunden

Auch in den von Racine aufgezählten Fällen ging es vornehmlich um jene Fälle, in denen Hotels über Vergleichsportale gesucht und gebucht werden. Hier würde absichtlich ein günstigerer Preis beworben als jener, den Kunden am Ende zahlen sollen. Hierdurch würden Verbraucher auf verschiedene Arten getäuscht:

  • Marriott versteckt den wahren Preis. Denn auf den Buchungsplattformen wird stets die Tagesrate angepriesen. Erst wenn ein Konsument mit der Buchung beim jeweiligen Hotel mit dem Buchungsprozess beginnt, werden verschiedenes Fees hinzugerechnet. Egal ob Resort Fees, Amenity Fees oder Destination Fees, alle würden den Preis teils erheblich erhöhen. Mindestens 180 Marriott Hotels weltweit erheben solche Gebühren. Die Preisspanne variiiert dabei zwischen 7 und 90 Euro pro Zimmer je Nacht. Davon erfährt der Konsument aber erst kurz vor Abschluss der Buchung.
  • Die erhobenen Gebühren sind nicht nur nicht im Preis inbegriffen, sie werden auch versteckt und verschleiert aufgeschlagen. Oftmals müsse man gezielt nach diesen Gebühren suchen, um diese finden zu können. Für Konsumenten sei zudem nicht nachvollziehbar, worauf sich die jeweilige Gebühr bezieht. Zudem seien diese weder auf Marriotts eigener Website noch auf Websites von Vermittlern konkret ausgewiesen oder in den Preis einberechnet. Konsumenten mache dies den Preisvergleich nahezu unmöglich.
  • Marriott weist die Gebühren nicht explizit und einzeln aus. Im Laufe der Buchung eines Hotelzimmers würden die Preise angepasst. Dabei erscheine ein Posten mit dem Titel „Steuern und Gebühren“. Darunter fasse Marriott alle anfallenden Steuern und Gebühren zusammen. Eine genaue Aufzählung über die einzelnen Gebühren gebe es nicht oder zumindest nicht offensichtlich. Für den Konsumenten entstehe so der Eindruck, es handle sich um staatliche Steuern bzw. Gebühren, die der Konsument bezahlen müsse. Es gibt beispielsweise keine direkte Unterscheidung zwischen Umsatzsteuer und Resort Fee.
  • Marriott kommuniziert nicht deutlich, wofür die Resort Fees genutzt werden. Tatsächlich weist Marriott an manchen Stellen darauf hin, wofür man Resort Fees oder andere Gebühren erhebe. Diese Aussagen widersprächen sich jedoch teilweise und seien für den Konsumenten nicht nachvollziehbar. So sei dem Konsumenten überhaupt nicht klar, wieso er überhaupt diese Gebühren leisten soll.
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Wieso man sich ausgerechnet Marriott herausgesucht hat, wissen wir leider nicht. Tatsächlich erhob Marriott nicht als einzige Hotelkette derartige Gebühren. Auch andere Hotelketten wie Hilton, IHG oder Hyatt nutzen besondere Gebühren, um Zimmer künstlich teurer zu machen, sodass sie in Preisvergleichen besser platziert werden.

Die Klage gegen die Marriott-Hotelkette endet laut onemileatatime mit einer außergerichtlichen Einigung, in der sich die Hotelgruppe zu mehr Transparenz bei ihrem Buchungssystem verpflichtet.

Fazit zur Änderung bei Marriott

Mit dem Disctrict of Columbia versucht nun die erste staatliche Einrichtung gegen ein großes Ärgernis der Hotelindustrie vorzugehen: undurchsichtige und verstecke Hotelgebühren. Die Klage gegen die Hotelkette Marriott und die daraus resultierende Änderung bei der Preisanzeige ist ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz bei Hotelbuchungen. Es eröffnet die Debatte, ob auch andere Hotels zukünftig auf versteckte Ressort Fees verzichten und schon vorab den vollständigen Preis anzeigen. So oder so ist es ein Gewinn für die Kunden.

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Autor

Als Praktikantin bei reisetopia kann Jolina ihre Leidenschaft fürs Reisen mit dem Beruf verbinden und sammelt fleißig Inspiration für ihre Weltreise. Wenn sie nicht bei reisetopia arbeitet, studiert sie Journalismus in Magdeburg.

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