Der aktuelle Netzzustandsbericht malt ein ernüchterndes Bild des Zustands der Schiene in Deutschland. Ein weiteres Argument, dass die Generalsanierung unverzichtbar ist.
Im letzten Jahr fällt die Gesamtnote für die Infrastruktur des Schienennetzes erneut schlechter aus. Die Bahn-Infrastrukturtochter InfraGo hat den jährlichen Bericht für 2023 veröffentlicht, der den Zustand in einem mittelmäßigen bis mangelhaften Notenbereich platziert. Für eine Erneuerung des Netzes werden inzwischen rund 92 Milliarden aufgezeigt, wie Bahnblogstelle berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gesamtnote für den Zustand des Schienennetzes von 2023 verschlechtert sich im Vergleich zu 2022 von 3,01 auf 3,03
- Besonderer Handlungsbedarf besteht bei pünktlichkeitsrelevanten Anlagen wie Stellwerken und Bahnübergängen
- Die beötigte Summe für den Erneuerungsbedarf steigt indessen um zwei Milliarden Euro auf ingesamt 92 Milliarden Euro
Gesamtnote verschlechtert sich
Der Zustandsbericht der InfraGo wurde am vergangenen Mittwoch, den 8. Mai, veröffentlicht. Dieser misst die Gegebenheiten von Gleisen, Weichen, Bahnübergängen, Stellwerken und Brücken sowie erstmals auch Bahnhöfen auf Basis von Erfahrungen der Anlagenverantwortlichen und vorhandenen Daten. Dafür wurden etwa 222.000 Infrastrukturanlagen untersucht und nach dem Schulnotensystem bewertet. Dabei stehen Werte zwischen 1,0 und 1,99 für neuwertige Anlagen, ab 4,0 gilt die Bewertung als schlecht und ab 5,0 als mangelhaft. Für das Jahr 2023 lässt sich eine Verschlechterung der Gesamtnote feststellen: Während 2022 noch eine Gesamtnote von 3,01 festgestellt wurde, wird der Zustand aller Brücken, Tunnel, Stützbauwerke, Gleise, Weichen, Bahnübergänge, Stellwerke und Oberleitungen im vergangenen Jahr auf 3,03 bemessen.
Dabei betont die Deutsche Bahn, dass trotz der mittelmäßigen Gesamtnote alle Anlagen “stand-, betriebs- und verkehrssicher” sind. Besonders viele Probleme sieht man allerdings bei Weichen, Bahnübergängen und Stellwerken, die sich auf die Pünktlichkeit und somit auch auf die Zufriedenheit der Passagiere auswirken. Denn diese Anlagen erhielten im Schnitt mittelmäßige bis mangelhafte Noten.
Besonderer Handlungsbedarf bei pünktlichkeitsrelevanten Anlagen
Auch wenn die Deutsche Bahn im Europa-Vergleich nicht mehr auf dem letzten Platz in puncto Pünktlichkeit zu finden ist, wurde das Pünktlichkeitsziel für 2023 von über 70 Prozent jedoch verfehlt. Fast jeder dritte Fahrgast im Fernverkehr gelangte 2023 zudem verspätet ans Ziel. Dies führte bereits zu erheblichen finanziellen Belastungen, denn die DB musste infolgedessen Rekordsummen an Entschädigungszahlungen in Kauf nehmen. Als Gründe hierfür werden unter anderem die vielen Baustellen und das sanierungsbedürftige Schienennetz aufgeführt.
Besonders die Bewertung der Bahnübergänge und Stellwerke fiel beim Bericht schlecht aus. Viele der Stellwerke sind inzwischen in einem solch veralteten Zustand, dass nur ein Neubau infrage kommt. Der Verband Allianz pro Schiene sieht dies als klares Warnsignal. Die Deutsche Bahn betont an dieser Stelle die geplante Generalsanierung von mehr als 4.000 hochbelastete Streckenkilometern bis 2030. Den Anfang macht ab dem 15. Juli die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, welche eine Streckensperrung von fünf Monaten mit sich zieht.
Summe für Erneuerungsbedarf steigt
Für die etwa 5.400 Personenbahnhöfe, welche im aktuellen Bericht zum ersten Mal benotet wurden, wird die Gesamtnote von 3,09 erhoben. Dafür wurden Bahnsteige und Empfangsgebäude, aber auch Aufzüge, Fahrtreppen und Fahrgastinformationsanlagen untersucht. Die DB hat bereits die Modernisierung von 650 Bahnhöfen bis Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Für die Sanierung werden insgesamt allerdings 17,6 Milliarden Euro benötigt. Weiters wird die Funktion des Netzzustandsberichts als Grundlage für Instandshaltungs- und Investitionsprogramme betont.
Allerdings beläuft sich der Erneuerungsbedarf mitunter auf über 92 Milliarden Euro, etwa zwei Milliarden Euro mehr, als noch im Bericht vom vorherigen Jahr festgehalten wurden. Indessen stand die Finanzierung der Generalsanierung immer wieder auf der Kippe. Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat fordert indessen eine langfristige Finanzierung durch einen staatlichen Fonds, für den sich in der Vergangenheit ebenfalls Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ausgesprochen hatte. Verbände forderten zuletzt eine Korrektur der Haushaltsfinanzierung, da unzureichende Mittel für die Sanierung des Schienennetzes befürchtet wurden.
Ich gestehe ja ein, dass ich Bahnfahren für eine Zumutung halte, aber wir reden hier über zwei Zähler in der zweiten Nachkommastelle – das dürfte weit unter der Messgenauigkeit liegen und ist absolut unspürbar.
Man sollte vielleicht im Auge behalten, dass es derzeit harte Verhandlungen um den Bundeshaushalt 2025 gibt, kein Ressort will den Sparvorgaben des Finanzministers nachgeben, und interessierte Kreise werfen allerlei Argumente in den Ring, warum gerade bei ihnen nicht gespart werden kann.
So wie sich das Klima mit Deutschland und ohne Deutschland verändert, wird Deutschland leider wohl nicht irgendwann mal in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Außer es ändert sich was am politischen System und den Menschen darin, die an Ergebnissen gemessen werden müssen und nicht mit CO2 laberei und Besserwisserei nicht mal selbst gesteckte Ziele zu erreichen Vermögen.