Die deutsche Fluggesellschaft Condor scheint gerettet – nach übereinstimmenden Medienberichten erhält die Fluggesellschaft einen Überbrückungskredit von insgesamt 380 Millionen Euro, der nach Zustimmung der EU-Kommission von der KfW-Bank ausgezahlt werden soll.

Condor ist gerettet – der beantragte Überbrückungskredit wurde nach übereinstimmenden Medienberichten von der Bundesregierung und dem Land Hessen abgesegnet. Beide Seiten garantieren mit jeweils einer Bürgschaft von 190 Millionen Euro. Die Staatshilfe soll dabei helfen, dass die Fluggesellschaft in Kombination mit den vorhandenen Finanzreserven bis Mitte des kommenden Jahres zu finanzieren. Dennoch wird die Airline voraussichtlich eine Insolvenz in Eigenregie anstreben. Die Situation von Condor war dramatisch geworden, nachdem die Muttergesellschaft Thomas Cook Insolvenz angemeldet hatte. Neben Condor hat auch die deutsche Tochter des Reiseveranstalters einen Überbrückungskredit beantragt.

Finanzinvestor steht vor Einstieg bei Condor

Ursächlich für die staatliche Unterstützung der Fluggesellschaft ist scheinbar ein unerwartetes Szenario. Die Airline soll das Interesse eines noch nicht näher bekannten Finanzinvestors auf sich gezogen haben, der Condor wohl als Ganzes übernehmen und fortführen möchte. Die Gespräche hierfür sein schon sehr weit fortgeschritten, heißt es. Man kann davon ausgehen, dass gerade diese positive Aussicht der wichtigste Grund für die Gewährung des staatlichen Darlehens gewesen sein könnte. Zudem sprach Wirtschaftsminister Altmaier davon, dass die “Probleme nicht hausgemacht” sein – womit er sich auf die gute finanzielle Lage von Condor bezieht. Die Airline hatte in den vergangenen 16 Jahren nur in einem Jahr – 2016 – Verlust gemacht.

Condor Boeing 767-300

Der Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro ist dabei der größte, der in Deutschland jemals für ein touristisches Unternehmen gewährt wurde. Die Bürgschaft ist sogar mehr als doppelt so hoch wie bei airberlin – die vor zwei Jahren in die Insolvenz gerutschte Airline hat den damaligen Kredit von 150 Millionen Euro mittlerweile allerdings auch bereits zurückgezahlt. Noch muss die Bürgschaft und deren Auszahlung durch die KfW-Bank allerdings von der EU-Kommission erlaubt werden. Dies erscheint im Fall Condor auf Grund der positiven Fortführungstendenz und dem hohen gesellschaftlichen Interesse allerdings sehr wahrscheinlich.

Beide Bürgen, der Bund und das Land Hessen, wollen zu gleichen Teilen für die 380 Millionen Euro gerade stehen, welche Condor erhält. Ausgezahlt wird der Kredit wie üblich durch die KfW, die dabei allerdings keineswegs ein zinsloses Darlehen vergibt – vielmehr muss Condor mit relevanten Zinsen rechnen. Der hessische Finanzminister Thomas Schäfer hatte schon im Laufe des Dienstags erklärt: “Wir haben ein bewährtes Verfahren in solchen Konstruktionen. Der Bund nimmt die Hälfte und die betroffenen Länder nehmen die andere Hälfte. Da Condor ja ein hessisches Unternehmen ist, wäre die andere Hälfte für das Land Hessen.”

Condor möchte trotz Kredit in die Insolvenz

Nach Informationen der Rheinischen Post plant Condor trotz der Staatshilfe genauso wie damals auch airberlin eine Insolvenz. Dabei ist der Plan ebenfalls ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Ein solches ist nach Experten-Meinungen auch zwingend erforderlich, denn nur wenn auch Condor Insolvenz anmeldet, kann die Mutter Thomas Cook nicht mehr auf die Gelder des Unternehmens durchgreifen. “Wir würden dann ein Schutzschirmverfahren beantragen”, sagte Detlef Specovius, Rechtsanwalt von Condor zu dem entsprechenden Vorgang. “Das würde uns Zeit geben, einen Insolvenz- und Restrukturierungsplan aufzustellen und einen neuen Gesellschafter zu suchen”, heißt es weiter.

Dabei würde die Insolvenz es auch ermöglichen, dass Condor seine Verpflichtungen reduzieren könnte. Durch die Pleite von Thomas Cook verliert der Konzern ein Drittel seiner Buchungen und damit auch Passagiere. Dies bedeutet, dass die Airline vermutlich auch weniger Flugzeuge benötigen würde. Eine Rückgabe der Maschinen an Leasinggeber (Condor gehört nur ein einziges Flugzeug selbst) wäre trotz laufender Verträge im Rahmen von einem Insolvenzverfahren deutlich einfacher. Auch an anderer Stelle könnte Condor in Verhandlungen mit Gläubigern und Partnern einfacher agieren, was gerade im für Airline traditionell schwierigen Winter wichtig werden könnte.

Übernahme von Condor durch die Lufthansa vom Tisch

Vom Tisch zu sein scheint eine Übernahme der Condor durch die Lufthansa. Zwar wurde diese Möglichkeit länger debattiert und die Airline hatte auch schon vor Wochen ein Angebot für Teile der Airline abgegeben, doch bei den Verhandlungen um einen Überbrückungskredit und eine positive Fortführungstendenz spielte die Lufthansa wohl kaum mehr eine Rolle – eine entscheidende Problematik war dabei sicherlich auch, dass eine Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen nahezu unmöglich erscheint. Daran war die Lufthansa schon nach der airberlin-Pleite gescheitert. Nach dieser wollte die größte deutsche Airline eigentlich die Tochter Niki übernehmen und hatte diese mit 50 Millionen Euro in der Luft gehalten – am Ende scheiterte die Übernahme an den EU-Kartellwächtern.

Dieses Risiko wollte die Lufthansa wohl nicht noch einmal eingehen, weswegen die größte Airline des Landes rund um die Zukunft von Condor wohl keine Rolle mehr spielen wird. Unklar ist dagegen, ob Condor und Tui noch zusammenfinden. Der größte Reiseveranstalter in Deutschland betreibt selbst eine Airline und hatte schon vor der Insolvenz von Thomas Cook eine mögliche Kooperation oder gar Fusion der beiden Ferienairlines in Spiel gebracht – eine kartellrechtliche Genehmigung erscheint hier zumindest möglich, wenngleich auch hier Probleme möglich sind.

Primär scheint sich Condor allerdings auf eine alleinige Zukunft vorzubereiten – mitsamt dem Kapital eines noch unbekannten Finanzinvestors. Gleichzeitig gab der Chef der Airline am Dienstag-Abend preis, dass er eine unabhängige Zukunft von Condor nicht für sinnvoll hält. Wie es also genau mit der Airline weitergehen soll, scheint offen – fest steht aber: Die Reiseveranstalter und damit Condors wichtigste Kunden scheinen weiterhin hinter dem Konzern zu stehen und sind wohl auch einer der entscheidenden Gründe, warum die Airline vom Bund dem Land Hessen gestützt wird.

Fazit zur Rettung von Condor

Auch wenn die finale Bestätigung der Hilfe für Condor durch die EU-Kommission noch aussteht, scheint festzustehen: Der Bund und das Land Hessen helfen der Airline mit einer Bürgschaft von insgesamt 380 Millionen Euro aus und sorgen so dafür, dass Condor Luft zum Atmen und Zeit für Verhandlungen hat. Gerettet ist Condor damit allerdings nur für den Moment, denn ob eine Übernahme durch den noch unbekannten Finanzinvestor am Ende wirklich klappt und auch von dem Insolvenzverwalter der Mutter Thomas Cook akzeptiert wird, steht noch in den Sternen. Für den Moment können die knapp 5.000 Mitarbeiter und auch Passagiere allerdings aufatmen.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Man haette diese Airline auch mit in die Insolvenz schicken sollen, so schade dass fuer die Mitarbeiter und schon gebuchten Fluggaeste waere. Der einizige Grund warum Condor in letzter Zeit profitabel war, ist doch der dass die ihre uralte Flotte bis zum letzten Ende herunterfliegen und kein Geld fuer neue Flugzeuge beiseite legen.
    Die zwangslauefige Insolvenz ist damit nur ein bisschen verschoben bis die Flieger in naher Zukunft ihr Lebensende erreicht haben.

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