Die Flughafengesellschaft FBB hat am vergangenen Freitag den fälligen Lagebericht vorgelegt. Daraus geht unter anderem hervor, dass erstmals ein Überschuss erwirtschaftet wurde. Das reicht dem Bund jedoch nicht und fordert eine erweiterte Stellungnahme innerhalb der kommenden Tage.

Der Flughafen Berlin-Brandenburg kommt auch weiterhin nicht zur Ruhe. Die letzten Bilder von den Chaostagen am Airport markierten einen erneuten Tiefpunkt in der jungen Geschichte des Hauptstadtflughafens. Zudem ist der BER auch finanziell stark angeschlagen, konnte im letzten Quartal aber immerhin einen Überschuss erwirtschaften. Das geht aus dem Lagebericht hervor. Weitere Details lässt dieser jedoch offen, wie aero.de berichtet.

“Oberflächliche, vierseitige Stellungnahme ohne Details”

Bei einem Routinetest wurden Bakterien im Trinkwasser am Berliner Hauptstadtflughafen festgestellt. Am vergangenen Freitag kam es zum nächsten kleinen Chaos: Aufgrund eines Feueralarms kam es zu massiven Verzögerungen im Betriebsablauf. Schon zuvor wurde der Bund auf das vorherrschende Chaos am BER aufmerksam. Defekte Einrichtungen, dreckige Waschräume und überfüllte Mülleimer veranlassten das Bundesverkehrsministerium dazu, die Flughafen-Leitung zur Berichterstattung aufzufordern. Darin sollte die Flughafengesellschaft FBB Stellung zu den aktuellen Problemen sowie der finanziellen Lage beziehen. Seit vergangenen Freitag liegt dieser Bericht vor – der Bund hat diesen Bericht jedoch bereits zurückgewiesen und als oberflächlich bezeichnet.

Die täglichen Hiobsbotschaften von Schäden und sogar Hygieneproblemen sind inakzeptabel.

Andreas Scheuer, Geschäftsführender Minister des Bundesverkehrsministeriums (CSU)

Der geschäftsführende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fügte in der “Bild am Sonntag” noch an, dass es “so ein Chaos am BER […] nicht mehr geben” darf. Vor allem Details zu den aktuellen Umständen sollen im Lagebericht fehlen, weshalb Bundesverkehrsminister Scheuer einen erweiterten Bericht bis diese Woche Mittwoch angefordert haben soll.

Der Betrieb am BER läuft unter den gegebenen Bedingungen insgesamt stabil, aber sicher noch nicht optimal. Man arbeite mit Hochdruck daran, Wartezeiten zu minimieren. Das betreffe etwa die Beschilderung, zusätzliche Bestuhlung und die Sauberkeit der Toilettenräume. Geprüft wird demnach etwa eine “Kapazitätsertüchtigung der Sicherheitskontrollen” und eine “Rekonfiguration in der Check-In Halle etc.

BER-Lagebericht

Darüber hinaus nimmt die Betreibergesellschaft des BER auch Stellung zur finanziellen Lage des BER, die immerhin leicht positive Tendenzen verspricht.

Der Wendepunkt?

“Wir brauchen schnell Geld, wir brauchen Cash” – dieser dringliche Hilferuf der Flughafen-Chefin des BER ertönte vor über einer Woche im Tagesspiegel. Aletta von Massenbach, Nachfolgerin von Engelbert Lütke-Daldrup und ehemalige Finanzchefin des BER, hat den Bund zu erneuten Finanzhilfen aufgefordert. Anderenfalls könne die Liquidität des Berliner Hauptstadtflughafens bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres nicht mehr sichergestellt werden. Dennoch kann der Flughafen im vergangenen Quartal nun erstmals einen operativen Überschuss erzielen. Ursprünglich ging man von einem Verlust von circa 400 Millionen Euro für dieses Kalenderjahr aus. Aufgrund des guten dritten Quartals dürfte dieser jedoch um 50 Millionen Euro geringer ausfallen.

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Gute Nachrichten in schlechten Zeiten! Die Schulden des BER belaufen sich aktuell auf 4,5 Milliarden Euro, eine Summe, die der Flughafen in absehbarer Zeit nicht zurückzahlen können wird. Deshalb fordert auch die neue Flughafenchefin Aletta von Massenbach, dass eine deutliche Entschuldung stattfinden solle. Doch die Politik mauert vermehrt dagegen. Auch gegen die zweite Option, das Eigenkapital des Airports um 2,4 Milliarden Euro aufzustocken, scheint den Inhabern aus Berlin, Brandenburg und dem Bund nicht zu schmecken. Wie aus dem vom Bund bezeichneten überschaubaren Bericht ebenfalls hervorgeht, könne die Flughafengesellschaft nur so bereits 2026 Geld am freien Kapitalmarkt beschaffen. Anderenfalls wäre dies erst in den 2030er-Jahren möglich.

Fazit zum BER-Lagebericht

Die Situation am BER scheint sich nicht zu verbessern. Erst am vergangenen Freitag kam es zu einem weiteren negativen Höhepunkt in der jungen Historie des Hauptstadtflughafens. Ich bin gestern Abend aus Manchester zurückgekehrt und musste mit den anderen Passagieren für circa zehn Minuten im Gate warten, bis die Türen ins Gebäude geöffnet wurden. Die Abläufe passen nicht, selbst bei den einfachsten Vorgängen. Dazu muss man aber auch die Passagiere in die Pflicht nehmen. Auch sie sorgen für unnötige Verzögerungen bei den Sicherheits- und Passkontrollen, wie ich ebenfalls gestern wieder erleben durfte. Das alles ist aber keine Ausrede für den BER. Das sieht auch der Bund so und erwartet deshalb einen detaillierteren Bericht bis diese Woche Mittwoch. Immerhin: Der BER konnte erstmals im vergangenen Quartal einen operativen Überschuss erwirtschaften. Ein Argument für die finanziellen Forderungen der FBB.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Weil es immer wieder zu Verzögerungen kommt hat ja die LH dazu aufgefordert, den Vorabend Check-In fürs Gepäck zu nutzen.

    Allerdings hat man wohl auch hier Verschlimmbesserungen vorgenommen. Früher in TXL war das von 18:00-21:00 möglich. Jetzt am BER bei deutlich längeren Anfahrtzeiten 17:00-19::30. Sehr durchdacht…

  • Die Bereiche der Sicherheitskontrollen sind eh viel zu klein ausgelegt bei dem BER … und das von Anfang an! Die sehen so aus, als hätte man die in der ersten Planung komplett vergessen und dann noch so in den jetzigen Bereich nachträglich reingepresst!

    • Hallo Walter, das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Genügend Schleusen sind vorhanden, aber einfach nicht besetzt (da kein Personal). Ein Problem, welches ich momentan aber an den meisten Flughäfen beobachte, nicht nur in Deutschland.

    • Das sehe ich ähnlich: die Schlangen und Rückstaus an der Sicherheit liegen an den (zu) wenigen geöffneten Sicherheitskontrollen.
      Anders verhält es sich mit den Check-In Schalter. Wenn zu den Ferienzeiten alle ihre Koffer abgeben wollen ist einfach zu wenig Platz für den Ansturm. Da könnte auch kein Umbau helfen weil einfach der Platz fehlt.
      Im normalen „Business“-Betrieb merkt man davon zum Glück oft nicht viel.

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