Immer weniger attraktive Ziele, teils katastrophale Verfügbarkeiten und immer weiter steigende Zuschläge. Miles & More entwertet gerade die Prämie immer mehr, die eine besondere Strahlkraft hat.
Miles & More hat es lange geschafft, nicht nur ein Programm für Vielflieger zu sein, sondern dank Prämien wie der Meilenschnäppchen auch andere zu begeistern. Das gilt für die Miles & More Meilenschnäppchen in ganz besonderer Form, denn ebendiese machen den Traum von einem Freiflug in der Business Class für viele greifbar. Machten ist mittlerweile aber wohl der bessere Begriff, denn die Lieblingsprämie vieler Miles & More Mitglieder befindet sich im stetigen Verfall.
Kaum mehr mögliche Ziele bei den Meilenschnäppchen
Tatsächlich gibt es eine positive Sache über die Meilenschnäppchen in ihrem aktuellen Zustand zu sagen: Miles & More hat in den letzten Jahren nicht die Meilenpreise für die Prämie erhöht. Das klingt banal, aber fairerweise muss man sagen, dass viele andere Vielfliegerprogramme die Preise in der Zwischenzeit nicht nur einmal, sondern teilweise sogar mehrmals angezogen haben. Doch eben jene Ehrenrettung dient nur dann dem Zweck, wenn es denn auch etwas zu buchen gäbe.
Nun ist es nicht so, dass die Meilenschnäppchen ohne Ziele auskommen würden, aber wer genauer hinsieht, dem fällt auf: Es gibt fast nur noch Langstreckenangebote in der Economy Class und Premium Economy, die sich im Verhältnis zur Business Class deutlich weniger lohnen. Auf Kurz- und Mittelstrecken gibt es auch zahlreiche Optionen in der Business Class, aber auch hier gilt: Der Gegenwert ist im Verhältnis sehr gering.
Und auf der Langstrecke in der Business Class? Im Juni bei den hauseigenen Lufthansa Meilenschnäppchen komplette Leere. Im Juli mit Detroit ein einziges Ziel und auch in den Vormonaten des Jahres 2024 meist nur vereinzelte Ziele, fast alle an der Ostküste der USA oder Kanadas. Ein Ziel in Asien? Daran kann man sich kaum noch erinnern. Fast schon kurios mutet dabei an, dass bei den Austrian Meilenschnäppchen sowie den Swiss Meilenschnäppchen teils sogar mehr Langstreckenziele dabei sind. Von “vielen” Zielen kann man aber auch hier kaum sprechen.
Wahnwitzige Zuschläge für “Freiflüge” auf der Langstrecke
Doch die fehlenden Ziele sind nicht einmal alles. Selbst, wer einmal eine passende Strecke findet, stößt im Buchungsprozess mit Schrecken auf die allfälligen Zuschläge, die bei einer Einlösung dazu kommen. Seit der unangekündigten Erhöhung der Zuschläge nach Nordamerika liegen die Zuschläge für Hin- und Rückflüge in der Business Class auch bei den Meilenschnäppchen nun mehr bei bis zu 900 Euro für einen Hin- und Rückflug.
Für die folgenden Ausgaben der Meilenschnäppchen dürften die Zuschläge sogar noch weiter steigen, denn wegen der Einführung eines Umweltzuschlags werden noch einmal bis zu 36 Euro zusätzlich fällig. Beim oben genannten Beispiel nach Detroit würde der Hin- und Rückflug neben den 55.000 Meilen dann auf einmal schon mehr als 900 Euro an Zuschlägen kosten. Nun ist der Wert einer Miles & More Meilen im Vergleich zu einem bezahlten Ticket immer noch ordentlich, aber die abschreckende Wirkung der enormen Zuschläge ist dennoch groß.
Leider lassen sich die irrwitzigen Zuschläge für Prämienflüge, die man so bei kaum einem anderen Vielfliegerprogramm findet, auch kaum umgehen. Bei den Lufthansa-Töchtern Swiss, Austrian, Brussels oder auch Discover gelten sie genauso. Nach Asien oder in andere Weltregion ist mangels Zielen nicht möglich. Einziger Lichtblick: Gelegentlich findet man bei den LOT Meilenschnäppchen interessante Ziele mit moderaten Zuschlägen.
Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Als wären die beiden oben genannten Aspekte nicht problematisch genug, ist auch die Suche nach passenden Verfügbarkeiten bei den Meilenschnäppchen-Strecken oft ein Graus. Zwar gibt es auch hier immer mal wieder positive Ausnahmen, doch schon zum Start der Meilenschnäppchen – am ersten Tag am frühen Morgen – finden wir auf manchen angebotenen Routen teils keine Verfügbarkeiten (mehr).
Wenn man dann noch bedenkt, dass eine enorme Nachfrage (immerhin kann man Miles & More Meilen mittlerweile sogar ganz einfach kaufen) auf ein besonders kleines Angebot trifft, weil die verfügbaren Strecken immer weiter reduziert werden, schmelzen die Verfügbarkeiten schon nach wenigen Stunden dahin. Wer sich über ein Ziel bei den Meilenschnäppchen freut, sich dann aber kurz mit der Familie beraten oder beim Arbeitgeber nach Urlaub fragen möchte, der schaut dann oft in die Röhre, weil die Verfügbarkeiten weg sind, sobald man buchen möchte.
Miles & More spart an der falschen Prämie
Besonders problematisch ist die schleichende Entwertung der Meilenschnäppchen, weil Miles & More gerade die Prämie beschneidet, die für viele eine Art “Einstieg” bei Miles & More ist. Für Vielflieger, etwa mit einem Senator Status, sind die Meilenschnäppchen im Verhältnis sicherlich weniger wichtig. Doch wer nicht die ganze Zeit in der Luft ist und etwa am Boden mit dem Meilen sammeln bei Miles & More beginnt, spart oft lange auf dem Weg zu den notwendigen 55.000 Meilen für ein Business Class Meilenschnäppchen auf der Langstrecke.
Wenn genau diese Hoffnung genommen und man auf “reguläre” Prämien vertröstet wird, bei denen Verfügbarkeiten und Zuschläge ebenfalls traurige Niveaus erreicht haben, verliert das Meilensammeln im Ganzen an Wert und Relevanz. Warum sollte man sich überhaupt bei Miles & More anmelden, eine passende Kreditkarte zum Meilen sammeln abschließen, Payback Punkte transferieren und andere Angebot wahrnehmen, wenn man seine Meilen am Ende nicht für eine attraktive Prämie nutzen kann?
Genau das sollte Miles & More zu denken geben, denn die Meilenschnäppchen sind keineswegs nur eine von vielen Prämien im Programm, sondern eben die mit der größten Strahlkraft. Wenn auch in Zukunft eine breite Zielgruppe erschlossen werden soll, bedarf es eines Richtungswechsels. Ansonsten werden sich potenzielle Kunden in Zukunft anderen Programmen – ob im Reisekosmos oder anderswo – zuwenden.