Auf reisetopia berichten wir hauptsächlich über Luxushotels. Doch liegt die Zukunft möglicherweise auf den Mittelklassehotels? Viel deutet derzeit darauf hin!

Eine gewagte These braucht immer auch Belege. Deshalb will ich Euch zeigen, wieso ich überhaupt darauf komme, dass Mittelklassehotels die Luxus-Hotellerie mittelfristig verdrängen werden. Mein Beispiel soll in diesem Fall die Kette Hilton sein. Derzeit sind 20 Hotels in Deutschland unter der Hilton Flagge. Darunter ist ein Waldorf Astoria (5*), 13 Hiltons (4*/5*), ein Curio (4*) sowie zwei Hilton Garden Inn (3*) und drei Hampton by Hilton (3*). Es fällt auf: Die Luxusmarken sind bislang absolut in der Mehrheit.

Hilton setzt in Deutschland zukünftig auf die Mittelklasse

Doch genau das wird sich ändern, wie ein Blick auf neue Hotels der Marke in Deutschland zeigt. Insgesamt befinden sich 19 Hotels im Bau oder in Planung. Wie viele davon sind ein Curio, Conrad, Waldorf Astoria oder Hilton? Keines. Stattdessen findet Ihr auf der Liste 18 Hampton by Hilton und ein Hilton Garden Inn. Manch einer mag jetzt behaupten: Bei einer Expansion in die Breite macht es Sinn, auf verschiedene Marken zu setzen.

Hampton Berlin City West Room
In Deutschland eröffnen in den nächsten Jahren 18 Hampton Hotels

Zudem machen Luxushotels in kleineren Städten wie Aachen, Kiel oder Regensburg keinen Sinn. Doch Hilton versucht es nicht einmal mehr in den größeren deutschen Städten mit neuen Hotels der Spitzenmarken. In Stuttgart gibt es beispielsweise nur ein Hilton Garden Inn, Düsseldorf hat zumindest kein Hilton in der Innenstadt und auch in Hamburg gibt es einzig und allein ein Curio. Potenzial wäre da. Doch die Entscheidung fällt auf Mittelklassehotels.

Motel One macht vor, wie es gehen kann

Hilton und die anderen großen amerikanischen Ketten sind dabei sogar nur Nachzügler. Die französischen Accorhotels haben mit Ausnahme eines Sofitels in Frankfurt seit Jahren keine Luxushotels mehr in Deutschland eröffnet. Stattdessen setzt der Marktführer auf immer mehr ibis, Novotel und Mercure Hotels. Noch ein Beispiel gefällig? Der Inbegriff von Mittelklasse, Motel One, ist im Jahr 2000 gestartet.

Motel One hat in den letzten Jahren den Markt erobert

Ein ehemaliger Accor-Manager – wie passend – hat es seitdem gemeinsam mit seiner Frau geschafft, ein Imperium mit mehr als 50 Hotels und mehr als 10.000 Zimmern hochzuziehen. Dabei kommt der Preis gewissermaßen vor dem Komfort. Das heißt keineswegs, dass ein Motel One schlecht ist. Vielmehr gibt es einfach keine oder kaum Zusatzleistungen.

Der Trend geht in Städten in die richtige Richtung

Wer sich einmal genauer mit der Thematik auseinandersetzt, der merkt schnell: Der Trend geht in die absolut richtige Richtung. In den meisten Großstädten sind die meisten Gäste nur zum Schlafen oder für wenige Stunden im Hotel. Da spielt es keine Rolle, ob es einen Pool, einen Fitness-Bereich oder 24 Stunden Room Service gibt. Immerhin gibt es in großen Städten auch nachts immer irgendwo irgendetwas zu essen.

Bei meinem letzten Kurzaufenthalt in Berlin habe ich beispielsweise das Hampton by Hilton und das Moxy Berlin Ostbahnhof ausprobiert. Für eine späte Ankunft und eine frühe Abreise absolut ideal, wenngleich die Qualität der beiden Hotels meilenweit auseinander liegt. Es bleibt hängen: Die Hotels sind günstig, modern und bieten ein gutes Bett. Bei immer mehr Städte-Reisenden kommt es eben darauf an.

Die Unterschiede verschwimmen immer mehr

Bleiben wir beim Beispiel von oben, der Hilton-Kette. Ich war in Berlin bereits in zahlreichen Hotels, darunter auch das Waldorf Astoria Berlin und das Hilton Berlin. Nach meinem Aufenthalt im Hampton by Hilton stelle ich fest: Die Unterschiede sind marginal. Die beiden Häuser mit fünf Sternen bieten einen Pool, eine Sauna und ein Dampfbad. Dazu ist der Fitness-Bereich größer und schöner.

Auch 24 Stunden Room Service mit signifikant überteuerten Speisen werden geboten. Doch das war es mehr oder weniger schon. Der Service im Hampton war deutlich freundlicher, das Frühstück trotz eines komplett anderen Konzept und günstigeren Lebensmitteln nur etwas schwächer. Das wichtigste ist bei den meisten Hotel-Aufenthalten aber eben das Zimmer. Selbstverständlich ist das Waldorf Astoria hier führend.

Die Zimmer in Luxushotels sind meist deutlich wertiger und größer

Die schönsten Bäder, die hochwertigste Einrichtung die besten Betten. Doch da hören die Unterschiede schon auf. Im Hilton Berlin sind die Zimmer nur marginal größer als im Hampton. Die Bäder sind zwar größer, bieten dafür aber eine Kombination aus Badewanne und Dusche. Das Hampton hat nur eine – sehr angenehme – Dusche.

Das Bett im Hampton (Queen statt King) ist natürlich auch kleiner, bei der Bequemlichkeit habe ich aber keine Unterschiede festgestellt. Dazu gibt es einen Schreibtisch mit einem richtigen Schreibtischstuhl. Nach meinem Aufenthalt blieb genau ein Eindruck: Ein Hilton in klein mit etwas weniger Services. Nur eben zum halben Preis oder gar zu einem Drittel des Preises, wenn man bedenkt, dass bei Hampton immer Frühstück inkludiert ist.

Mittelklasse in der Stadt, Luxus im Urlaub

Nach meinen Eindrücken kann ich der Expansion der Mittelklassehotels in Deutschland nur Positives abgewinnen – besonders in Kombination mit Loyalitätsprogrammen. Mehr Möglichkeiten sind immer gut. Wenn man zudem auch noch Punkte sammeln kann (und das sogar sehr effektiv), kann man bei Aufenthalten in Städten sparen. Im Urlaub, wenn man mehr Zeit im Hotel verbringt, kann man sich von dem Ersparten etwas gönnen.

Conrad Bali
Wer in den Städten spart, kann sich im Urlaub etwas gönnen

Dass dieser Trend gut ankommt, scheinen auch die Hotelketten erkannt zu haben. Die Zahl der exklusiven Resorts wird nämlich immer größer. Auch in den Städten tut sich etwas im Luxusbereich. Vielfach geht es dabei aber auch um einen ganz neuen Trend: Urlaub in der Stadt, dafür kommt es auf den Erholungsbereich und ein volles Verwöhnprogramm nämlich an!

Mehr Auswahl, mehr Möglichkeiten, mehr Ersparnis

Zweifelsohne: Die Zukunft gehört den Mittelklassehotels – zumindest in Großstädten. Doch das bedeutet nicht, dass Luxushotels verschwinden. Besonders bei längeren Aufenthalten, für besonders Anlässe oder einfach nur einen kleinen Urlaub in der Stadt bieten sich Luxushotels weiter an. Auch Konferenzen bleiben ein wichtiges Thema. Doch Ihr solltet Euch darauf einstellen, dass in Deutschland und Europa nur wenige neue Luxushotels hinzukommen werden. Das Wachstum findet anderswo statt. Auch wenn Ihr wie wir bei reisetopia auf Luxushotels steht und gerne Hotelpunkte sammelt, muss das nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil, durch mehr Auswahl, mehr Möglichkeiten und mehr Ersparnis profitiert Ihr am Ende sogar!

Was denkt Ihr, gehört die Zukunft der Hotellerie in Großstädten den Mittelklassehotels?

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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