Die Lufthansa verabschiedet sich vom kostenfreien Catering in der Economy Class auf der Kurz- und Mittelstrecke. Die Entscheidung ist umstritten, aber sowohl die Maßnahme als auch der Zeitpunkt sind klug gewählt.

Jemanden etwas wegzunehmen sorgt immer für Schmerzen, das wissen Fluggesellschaften und Vielfliegerprogramme aus langer Erfahrung. Über die Jahre haben sich die meisten Airlines deshalb angewöhnt, jegliche Form der ehrlichen Kommunikation über Bord zu werfen. Verschlechterungen werden immer wieder mit Kundenfeedback begründet, so auch im aktuellen Fall der Catering-Abschaffung. Das ist weder der richtige Weg noch ehrlich. Der Ärger darüber ist berechtigt, der Frust über die Abschaffung dagegen nur im ersten Moment ein Problem – wirklich zeitgemäß ist das kostenfreie Catering an Bord schon lange nicht mehr.

Kostensenkung und zusätzliche Erlöse gleichermaßen

Es werden die wenigsten Kunden gewesen sein, die sich bei der Lufthansa eine Abschaffung von kostenfreien Snacks und Getränken gewünscht haben. Gleichzeitig allerdings ist die Maßnahme mit Blick auf die finanzielle Situation der Lufthansa zweifelsfrei nachvollziehbar. Dabei gilt es über die Krise rund um das Coronavirus hinwegzublicken, denn auf Kurz- und Mittelstrecken verliert die Lufthansa im Großen und Ganzen seit Jahren Geld – nur in Verbindung mit den Langstrecken ist das Angebot rentabel. Deshalb wurde einstmals auch Eurowings ausgebaut – bekanntermaßen mit mäßigem Erfolg. Klar ist über die Jahre geworden: Für ein Getränk und einen Snack sowie andere Zusatzleistungen wie Gepäck zahlen die Passagiere keinen Premium-Aufschlag. Überall dort, wo die Günstigflieger in besonders starken Wettbewerb treten, haben ehemalige Staatsairlines das Catering und die Snacks deshalb in den letzten Jahren über kurz oder lang abgeschafft – British Airways ist hier nur das prominenteste Beispiel.

British Airways Economy Class Kurzstrecke Catering
Auch andere Airlines haben das kostenfreie Catering bereits abgeschafft

Nachvollziehbar ist das in vielerlei Hinsicht, denn die Abschaffung des Catering darf man nicht darauf reduzieren, dass Kosten für ein Sandwich und eine Cola eingespart werden. Dies allein mag nur einen oder zwei Euro kosten – wenn überhaupt. Doch die Logistik der Ladung von größeren Mengen, das zusätzliche Gewicht und auch das teils zusätzlich notwendige Personal – das ist eher die Ausnahme – sind weitere Kostenfaktoren. Schwerer wiegt allerdings, dass durch inkludiertes Catering auch die Möglichkeit wegfällt, dass Passagiere zusätzliches Geld an Bord lassen. Anders als beim inkludierten Catering, ist bei einem Bezahlangebot nicht nur der Prozess der Ausgabe schneller und einfacher, es wird auch weniger geladen. Gleichzeitig kommen noch einige zusätzliche Einnahmen dazu, die bei Billigfliegern seit jeher einer der wichtigsten Aspekte dafür sind, dass die Bilanz am Ende des Jahres positiv aussieht.

Passagiere werden gerade die Snacks nicht wirklich vermissen

Bei allem Ärger über die Abschaffung der Snacks bei allen Lufthansa Group Airlines – vor einigen Jahren bereits bei Brussels Airlines und seit jeher bei Eurowings, neu nun auch bei Austrian, Lufthansa und Swiss – sollte man darüber nachdenken, was wirklich verloren geht. Bei einem Inlandsflug geht es konkret um eine Packung Nüsse, einen kleinen Schokoriegel oder eine andere ungesunde Kleinigkeit. Selbst am Flughafen würde die jeweilige Portionsgröße selten mehr als einen Euro kosten – im Supermarkt einen Bruchteil. Bei etwas längeren Flügen geht es um ein mittelprächtiges Sandwich, das seit Jahren von den Passagieren kritisiert wird. Schmerzhaft sind die Kürzungen eigentlich nur auf ausgewählten Mittelstrecken, bei denen eine “echte” Mahlzeit serviert wurde. Die Qualität ist sicher auch hier streitbar, aber dass man eine warme Mahlzeit ein wenig vermisst, ist gewissermaßen nachvollziehbar.

Lufthansa Economy Class Mittelstrecke Essen
Wirklich vermissen wird man das Essen wohl nur auf der Mittelstrecke

Die Abschaffung der selten geliebten Snacks dürfte daher für die meisten Passagiere nicht allzu schwer schwiegen – zumindest wenn der Wirbel um die Ankündigung in einigen Monaten verflogen ist. Wirklich aufgeregt hat sich über das bereits im Sommer durch Corona weg-rationierte Snackangebot niemand, weil es scheinbar niemand wirklich vermisst. Anders sieht das vermutlich bei Getränken aus, denn die meisten Passagiere entscheiden sich an Bord eben nicht für Wasser, sondern für einen Saft, eine Cola oder ein Bier und eine Cola. Hier wird den Passagieren etwas genommen, das sie bislang gerne gewählt haben – wohlgemerkt anders als bei den Snacks selbstgewählt. Ein gewisser Ärger ist hier also durchaus nachvollziehbar, denn die kostenfreien Getränke wird man sicher vermissen – anders als ein paar Kalorien, die man eigentlich nicht haben wollte.

Der perfekte Zeitpunkt für eine banale Negativmeldung

Dass der Lufthansa durch die Anpassung keine Herzen zufliegen würden, hatte der Konzern sicher einkalkuliert. Doch in Zeiten der Coronakrise gibt es auch größere Themen, welche die Deutschen bewegen. Außerhalb der eingefleischten Flieger-Community wird die Meldung also wohl eher als Randbemerkung aufgenommen werden. Seit Monaten geht es nur um den Überlebenskampf der Lufthansa, monatliche Millionenverluste und eine unklare Zukunft der gesamten Reisebranche. Wirklich interessiert zeigt sich die breite Maße der zukünftigen Lufthansa-Passagiere in dieser Gemengelage nicht für einen Schokoriegel oder einen Becher Cola. Aus reiner PR-Perspektive hat die Lufthansa daher alles richtig gemacht, die nach den vielen Sparrunden der letzten Jahre bereits erwartbare Kürzung gerade jetzt anzukündigen, um den Aufschrei möglichst klein zu halten.

Lufthansa Economy Class Kurzstrecke Snack
Kostenlose Snacks werden bald vergessen sein

Doch selbst unter den eingefleischten Vielfliegern wird der Ärger im wahrsten Sinne des Wortes bald verfliegen. Natürlich gibt es aktuell wieder viele Aussagen, dass man sich als Passagier unter diesen Umständen anders orientieren wird – doch auf den meisten Strecken gibt es gar keinen Konkurrenten, der noch inkludiertes Catering anbietet – oder überhaupt einen Konkurrenten. Wer nun sagt, dass sie oder er unter diesen Umständen eher zu einer Billigfluggesellschaft greifen wird, lügt sich gewissermaßen selbst an. Wegen eines Snacks und Getränks für zwei Euro wird auch bislang niemand 50 Euro mehr bezahlt oder einen zusätzlichen Umstieg in Kauf genommen haben. Ähnlich wie bei der Abschaffung des kostenlosen Gepäcks im günstigsten Tarif wird sich auch bald wieder ein bekanntes Bild zeigen: Nach einigen Monaten ist der Rauch verflogen und die Passagiere gewöhnen sich an den neuen Status Quo – viele negative Folgen dürfte das für die Lufthansa mittelfristig wohl kaum haben.

Fazit zur klugen Abschaffung des Caterings

Muss die Lufthansa durch die Abschaffung des kostenlosen Caterings mit dem üblichen Shitstorm für negative Ankündigungen zurechtkommen? Natürlich und das ist besonders mit Blick auf die unehrliche Kommunikation auch verdient. Dennoch hat die Lufthansa mit Blick auf das Timing alles richtig gemacht, denn der Ärger wird schnell verfliegen und nach der Krise ist die Lufthansa ohne Catering längst der neue Standard, den niemand mehr hinterfragt. Die Lufthansa dürfte so ihre Erträge verbessern und zeigt gleichzeitig auch noch geschickt, dass sie bereit ist zu sparen, um die staatlichen Hilfen zurückzahlen. Die Nachricht mag nicht positiv sein, aber die Lufthansa geht aus unternehmerischer Sicht den richtigen Weg.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Der Artikel beleuchtet einen sehr spannenden Ansatz. Rein rational betrachtet dürfte ein kleiner Snack nicht den entscheidenden Unterschied machen sich für oder gegen eine Airline zu entscheiden. Hier zeigt sich aber stark, dass unsere Entscheidungen auch emotional getrieben sind. Der Wert des Snacks liegt nicht nur im rationalen Wert der Kosten eines Snacks, sondern beinhaltet weit höhere emotionale Werte, wie beispielsweise sich umsorgt fühlen, sich verwöhnt fühlen. Gerade die Swiss macht Werbung mit Gastfreundschaft. Und ein Gastgeber lädt dich auch mal zu einer guten Flasche Wein ein, ohne dass er dich dafür bezahlen lässt. Dass dabei im vornherein mehr bezahlt wurde, geht in diesem Moment schnell vergessen, respektive wurde ja bewusst in Kauf genommen. Bei den Airlines mit ihren stark vergleichbaren Produkten sind es genau diese kleinen Gesten, welche noch den Unterschied machen können. Mit dem Angebot von qualitativem Wein wie auch Gebäck oder Sandwichs einer lokalen Schweizer Bäckerei, zeigte die Swiss, dass sie auf Qualität und Lokalität setzt und konnte gleichzeitig ihre Gastfreundschaft in Wert setzen. Dafür war ich gerne bereit einen weit höheren Preis zu bezahlen, als nur der rein rationale Mehrwert des Snacks. Hier zeigt sich nun eine Inkonsistenz zum in der Werbung vermittelten Bild einer qualitativen Premium Airline mit hoher Gastfreundschaft.

    • Genau so empfinde ich das auch. Weiterhin würde mich die Abschaffung des „Catering“ nicht stören wenn ich mir mein Getränk oder Ähnliches mitnehmen dürfte, was ja aus vermeintlichen Sicherheitsgründen verboten ist.

  • Keine Lust mehr auf Catering.

    In der Frankfurter Business Lounge gibt es außer Sitzplätzen absolut Null-Komma-Nichts, nicht einmal eine Flasche Wasser, angeblich wegen Auflagen. Man kommt sich vor, wie in einem Wartesaal. Zu seltsam, dass es wenige Meter nebenan gegen Bares Snacks und Getränke gibt.

    Die LH ist auf bestem Wege, eine “Low Cost” Airline zu werden, mit allen Konsequenzen. Die Episode der Fünf-Sterne Airline wird wohl eine kurze sein.

    • Der Zeitpunkt sei gut gewählt, aber die Maßnahmen werden Folgen haben. Es wird Folgen bei den Catering – Unternehmen haben, die weniger Stunden und weniger Personal in der Produktion benötigen. Es wird Folgen bei den treuen Kunden haben, die es sich zweimal überlegen, bei wem sie ihr Ticket in Zukunft für einen Flug buchen. Kunden, die sich fragen, was den Flug einer Kurz- oder Mittelstrecke der Lufthansa noch ausmacht.Die Mehrheit der Kunden hat sich auch über den kleinen Service gefreut. Sei es auch nur ein kurzer Flug gewesen.

      • Genau das ist der Punkt, man wil sich an Bord wohl fühlen und mit einem kleinen Service fühlt man sich als Gast und nicht als unbeachteter Mitflieger. LH hatte früher einen grauseligen Service, der über die Jahre erstaunlich gut geworden ist. Das wird jetzt wieder umgekehrt. Weiß man bei LH wirklich, was man da tut?

  • Seltsam,…warum geht man gerade in den USA wieder den umgekehrten Weg und bietet verbesserten und kostenlosen Service wieder an?
    Muss ja irgend etwas dran sein, oder?

    • Weil man dort inzwischen erkannt hat, dass man als klassische Fluglinien seinen Passagieren was bieten muss und da heißt es eben nicht nur eine Beförderung von A nach B. Ich habe das Gefühl das sich Lufthansa ganz und gar vom Servicegedanken verabschiedet. Selbst den Flugbegleitern mit denen man ins Gespräch kommt, ist die Sparwut der Airline den Kunden gegenüber peinlich. Und als Kunde möchte und erwarte ich einen Mehrwert wenn ich auch mehr bezahle.

  • Vielleicht sollte LH lieber an unfähigem Personal sparen . Ich rede hier nicht von Loungemitarbeitern , sondern von de gut bezahlten Verwaltern , die sich den Unsinn ausdenken!
    Beispiel am 4.11. Lounge TXL .Da es außer beqemeren Sitzplätzen und Wifi nichts gab mußte man erst mal einen Corona Zettel ausfüllen.—Durch das Scannen der Bordkarte sollte LH wissen , wer in der Lounge ist ! Beim Verlassen der Lounge wurde ein Minibrötchen und eine Flasche Wasser gereicht.TOLL ; 2 minuten vor dem Gang durch die security :
    Auf einem der LH Marketing Monitore in der Lounge lief die übliche Werbung -Erst Deutsch , dann “Englisch”
    We want to give You a tip…blah blah (Unsere Empfehlung)
    Nett , daß mir LH Trinkgeld geben möchte … oder hatte der Übersetzer in der 6.Grundschulklasse beim Englischunterricht gefehlt ?
    5 star airline?

  • Sorry, aber dieses Reisetopia-Verständnis für den LH-Schritt, sich komplett von Service auf der Kurz-, und Mittelstrecke befreien zu wollen, halte ich aus Verbrauchersicht schon für etwas skurril – und kommt wohl eher aus der Sichtweise eines Menschen, der “beruflich alimentiert” lieber Business oder First fliegt und sich vielleicht – ein Schelm, der Böses denkt – auch ein Fleisskärtchen bei der Lufthansa Pressestelle abholen möchte. Es ist ja nicht so, dass die LH den Schritt konsequent geht, sich aus dem Segment Premium-Airline verabschieden zu wollen. Das kann sie bei der internen Kostenstruktur auch gar nicht. Sie wird niemals die Preise von Easyjet und Co matchen können auf der Kurz-, und Mittelstrecke. Selbst ihr “Günstig-Ableger Eurowings” kann das nicht. Wenn ich mich aber als Premium behaupten will, dann muss ich es dem Kunden auch begreiflich machen, warum mein Ticket teurer ist, als das der Mit-Wettbewerber. Keiner fliegt heute mit Schrott-Material, auch die Crews von Billig-Airlines sind freundlich in der Regel (und dass sie viel weniger verdienen, als ihre LH-Kolleg(inn)en, interessiert den Verbraucher erst mal nicht), die Check-In-Prozesse am Flughafen unterscheiden sich nur noch marginal — wo ist also mein USP als Lufthansa als Rechtfertigung für den ordentlichen Aufpreis?? Es ist lediglich der Wohlfühl-Faktor. Schön umschrieben durch einen alten Werbe-Claim der TUI: “Sie haben es sich verdient” – Und zu diesem Wohlfühlen gehört der Service an Bord (die auch bei LH mittlerweile auf Kurz-, und Mittelstrecke fast unmenschlich enge Bestuhlung lasse ich jetzt mal außen vor). Es ist absolut naiv, hier mit dem Einkaufspreis des Snacks oder des Getränks zu argumentieren. Es ist die Geste, es ist das Gefühl des Umsorgt-werdens, der Moment der Aufmerksamkeit der hoffentlich zugewandten Flugbegleiter. Das sind die Premium-Werte. Und sie sind ungleich wertvoller als der Einspareffekt von 2 € pro Gast (die Kostenrechnung Logistik ist nämlich unsinnig, da sie wegen des Bordverkaufs und des dafür erforderlichen Caterings keine großen Einsparungen hat). Es geht nicht darum, dass die Passagiere, die etwas essen oder trinken möchten, dieses doch einfach im Flughafen kaufen könnten. Und natürlich bricht auch niemand an Unterzuckerung zusammen, wenn er keine Schokolade und einen Kaffee bekommt auf der Strecke Berlin-Frankfurt. Es geht um Kunden-Wertschätzung. Und die hat bei Lufthansa seit Jahren leider einen immer geringeren Stellenwert. Der Vorstand kann sich gegen die starken Mitarbeiter-Vertretungen nicht durchsetzen. Diese Kosten-Einsparungen bekommt er also nicht. Einfachste Lösung aus Controller-Sicht: Abbau von Service und Extras. Wird der Kunde schon irgendwie mitmachen. Nein, macht er nicht. Und das wird LH schmerzlich zu spüren bekommen auf allen Strecken, auf denen sie in Konkurrenz fliegt. Denn wenn billig, dann wird das Gros der Fluggäste, die preissensibel sind, doch lieber bei den Originalen buchen.
    Jürgen Drensek, Ehrenpräsident der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten

    • Zu einer guten Diskussion gehört es den anderen Diskussionspartner nicht zu diffamieren – das sollte man als “Ehrenpräsident der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten” eigentlich wissen. Deine Punkte sind nachvollziehbar und meines Erachtens auch eine absolut vertretbare Meinung – man muss diese Maßnahme keineswegs gutheißen und kann auch unterschiedlicher Meinung sein, aber ich sehe schlichtweg nicht, dass die Passagiere wegen dieses bisschen weniger “Premium” und “Umsorgt-werden” lange nachtragend werden sein. Das waren sie bei den US-Airlines genauso wenig wie bei British Airways oder vielen anderen Airlines, die den Schritt gegangen sind. Gerade deshalb ist der Schritt wirtschaftlich nachvollziehbar und vom Timing her smart gewählt – und genau das sage ich in meiner Kolumne.

      Zuletzt noch zu den aus der Luft gegriffenen Vorwürfen, um meine Meinung in ein diffuses Licht zu rücken: Wir kritisieren die Lufthansa gefühlt mindestens einmal im Monat, veröffentlichen zahlreiche kritische Artikel im Monat zu verschiedensten die Lufthansa betreffende Themen und brauchen sicher keine Fleißkärtchen bei der Pressestelle – was genau sollte eine solche auch bringen? Ich fliege übrigens in normalen Jahren dutzende Male in der Lufthansa und Swiss Economy Class und das auch, sofern nicht “beruflich alimentiert” und ich mag die Snacks und Getränke, die ich bekomme auch und fliege deshalb auch gerne Lufthansa & Co. Nur weiß ich eben auch: Nur weil das jetzt wegfällt, werde ich mein Reiseverhalten nicht groß verändern – und genau deshalb denke ich auch, dass es vermutlich die meisten anderen auch nicht tun. Genau deshalb ist der Schritt der Lufthansa eben klug, auch wenn einem aus Sicht des Passagiers etwas “weggenommen” wird.

      • Auch wenn es sich jetzt in Ihren juvenilen Augen vielleicht etwas altbacken klingt, aber die Phrase „aus Sicht“ ist das Entscheidende, warum ich zugegeben etwas scharf mit Ihnen umgehe. Als Journalist sollte man nicht den Blickwinkel verlieren. Als Journalist sind Sie die Stimme und die Kontroll-Instanz für diejenigen, für die Sie schreiben. Und das ist – sofern ich mich nicht täusche bei Ihrem Online-Medium – nicht die Airline-Industrie und ihre PR. Aus Sicht Ihrer Leser und der Reisenden ist es ein Skandal, wie leichtfertig viele Airlines mittlerweile mit ihren Economy Kunden umgehen. Die Liste der Zumutungen braucht man hier sicher nicht noch einmal aufzulisten. Und wenn die LH Controller nun die Gunst der Stunde nutzen, ihren Rotstift beim schwächsten Glied der Kosten-Kette anzusetzen – in der Hoffnung, die Aufregung legt sich schon – dann ist es sicherlich nicht unsere Aufgabe als Fachjournalisten, dafür Verständnis zu haben. Aber genau das implizieren Sie mit ihrer Überschrift

      • In meinen “juvenilen Augen” sollte ein Journalist keinen Blickwinkel haben, sondern neutral über Themen berichten (was wir im Rahmen unserer News, u.a. zu diesem Thema, tun) und zum anderen fundierte Meinungen zu Themen abgeben – und zwar aus verschiedenen Blickwinkeln. Es ist nicht Sinn und Zweck dieses “Online-Mediums”, Konzerne oder die Politik schlecht zu machen und es ist genauso wenig die Aufgabe, als PR-Organ einer Fluggesellschaft zu fungieren. Es ist vielmehr die Aufgabe, Diskussionen anzuregen und Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. So ist richtigerweise auch in keiner großen Tageszeitung jede Kolumne oder jede Meinung zu einem diskussionswürdigen Thema pro- oder contra-Unternehmen. Es ist eben das Spannende am Journalismus – und hier kommt die Kontrollinstanz ins Spiel – kontroverse Meinungen zu diskutieren. So kommt man in die Diskussion und genau das ist mein Ziel & unser Erfolgsrezept.

        Man mag das anders sehen können, aber für uns ist Meinungspluralität – das können auf derselben Webseite auch zwei gänzlich konträre Ansichten zu einem Thema sein – ein entscheidendes Kriterium. Sie müssen das nicht gutheißen und dürfen gerne eine andere Meinung haben, aber wir werden sicherlich nicht anfangen, bei allen Themen nur das zu schreiben, was der Mainstream lesen möchte.

      • Hallo Moritz,

        Das Reiseverhalten hat sich doch schon geändert. Zugegebenermaßen vielleicht nicht auf der Kurzstrecke, aber warum wohl sind viele auf EY, EK oder auch TK umgestiegen. Und auch A3 zeigt wie es eben auch geht. Nur nutzt mir diese kleine feine Gesellschaft nichts wenn es innerdeutsch oder ins nördliche Europa geht. Da ist man in der Tat auf Lufthansa und Co angewiesen. Und da die Konkurrenz wie SAS auch null Service bietet, bleibt man zwangsläufig beim Kranich.

      • Ich möchte hier Herrn Drensek zustimmen, eine solche Reduktion der Leistung ist möglicherweise betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, nicht jedoch der damit entgültig sichtbare Verlust der Wertschätzung des Economy Kunden, speziell was den Getränkeservice angeht.
        Denn der Eco Preis bei LH ist schon eine andere Hausnummer als bei einem LCC, mithin sollte sich zumindest durch eine Tasse Kaffe, ein Bier yni . ein wertschätzender Unterschied bemerkbar machen.
        Und dies ist meine Meinung als ausschliesslicher Leisure Passagier in der jeweils höchsten Klasse.

        Selbstverständlich kann der Verfasser der Kolumne seine Meinung zum Ausdruck bringen, diesen Schritt der LH jedoch vehement mit ” Klug” zu bezeichnen und seine persönliche Meinung als allgemeingültigen Masstab darzustellen, bringt auch meiner Meinung nach ein Geschmäckle mit sich.

    • Hallo Herr Drensek,

      sehr gut geschrieben und ich schließe mich Ihrer Meinung vollumfänglich an. Wenn ich Lufthansa fliege möchte ich auch einen bestimmten Mehrwert. Und selbst in der Business Class ist vieles schlechter geworden. Vor einiger Zeit vier mal Mittelstrecke geflogen und davon drei mal das gleiche Essen. Und dann dieses ständige Vermarkten als 5 Sterne Airline. Das passt nicht, erst Recht nicht wenn man es z. B. mit Aeroflot, Turkish Airlines u. a. vergleicht.

    • Damit das keine leeren Versprechungen sind, die werden es merken: runter ging es leider nicht mit TK, weil die nicht fliegen bis Mitte Dezember, da geht nur Edelweiss. Rückflug ist mit TK – alles in Business Class Anfang Januar damit unsere Elite Card aktuell bleibt. Heute vormittag alles eingebucht.

      • ….auf die Seychellen, hatte ich vergessen. Wir haben seit 20 Jahren Miles&More FTL Karten und sind in letzter Konsequenz nicht weiter gekommen (bei mir sind 600.000 Milen auf dem Kto.) Jetzt haben wir mit etwas Planung die Elite innerhalb einen 1,5 Jahren bei TK bekommen. Und der Service bei TK war sehr gut – vor Corona. Mehr kann ich nach der Rückkehr berichten.
        Die Kommentare (alle) sind sehr interessant. Ich konnte mich auch nicht ganz des Eindrucks erwehren zum Statement von Moritz…, um ehrlich zu sein – und Herr Drensek hat das sehr süffisant (ich bin kein Journalist), ich hoffe die Formulierung trifft zu, kommentiert.
        Aus Sicht von LH sicher strategisch geschickt abgesetzt -aaaber, das interessiert eben den Kunden letztendlich nicht. Gerade wegen der nachlassenden Serivecqulität und der Schrauberei an dem Milen haben wir uns umorientiert.
        Zum Serivce: wenn Flüge von bei LH gebuchte Flüge STR – DUS zwei Tage vor Abflug (2019) umgebucht werden auf EW von 17.30 Uhr ab STR auf ca. 13.30 Uhr STR – Hamburg (mit 2 Stunden Aufenthalt) und dann nach DUS gehen mit Ankunft 20.30 Uhr statt um 18.30 Uhr hört der Spaß auf. Nur um eine Zote noch loszuwerden. Da ist auch der Loungezugang nicht mehr interessant, wenn der Arbeitstag anders eingeplant war.

  • Man sollte abwarten, welche kostenpflichtigen Alternativen die Lufthansa anbietet. Ich bin im Oktober mit TuiFly nach Heraklion geflogen. Dort konnte man Snacks und auch warme Gerichte vorbestellen, zu wie ich finde, fairen Preisen. Ein lecker belegtes Baguette inkl. einem Heiß- und einem Kaltgetränk kostete € 6 p.P. Für eine Flugzeit von drei Stunden hat mir das völlig ausgereicht.

  • Früher passte mal noch so halbwegs das Gesamtpaket. Da bin ich nach Paris schon mal mit LH über FRA statt LCC direkt. Loungezugang dank Status, Meilen sammeln und das entspannte Bierchen oder auch 2 dann im Flieger. Dazu noch der Gedanke, dass man mit ner Airline fliegt, die ihr Personal nicht unterhalb des Hartz4-Satzes entlohnt.

    Meilen sammeln mit LH & Co. hat sich mittlerweile eh erledigt da völlig unattraktiv. Status wird sich dementsprechend auch erledigen, zudem ich auf Langstrecke in Business künftig nur noch nach dem besten Preis-Leistungsverhältnis buchen werde. Jetzt auch noch das Catering gestrichen (die Tüte Chips innerdeutsch wäre mir egal, aber bei 3h nach LIS oder 4,5h auf die Kanaren macht das schon nen Unterschied).

    Warum sollte ich also weiterhin LH & Co. Buchen? Gleiche Leistung gibt’s bei anderen zur Hälfte oder ¼ des LH Preises.
    Und wie schon mal gefragt, was unterscheidet denn dann künftig LH von EW??? Na klar, die Farbgebung. So ein dunkles Blau ist schon wertiger als das Hellblau mit Rot.

    Klingt für mich danach, dass LH & Co künftig von der Kurz- u. Mittelstrecke ganz verschwinden und diese Strecken nur noch von EW bedient werden. So spart man beim Personal.

    SQ macht aktuell übrigens gerade das Gegenteil.

    • Hallo Mike,

      Meilen sammeln bei Lufthansa ist m. E. schon lange nicht mehr attraktiv. Erst Recht seit es umsatzabhängig ist. Und wer bitte schön hat das Bedürfnis ständig Zeitung Abos, Kreditkarten und ähnliches abschließen. Ich möchte schlicht weg das für was es da ist: sammeln für Freiflug.

  • Auf der echten Kurzstrecke wird sich kaum jemand beklagen und da muss man auch einfach zugeben, dass sich der aufwand nicht lohnt. Bei einem Flug von z.B. Frankfurt nach Bremen bleiben ja maximal 25-30 Minuten an Zeit auf Reisehöhe übrig. Wenn der Flieger halbwegs voll ist, kommt die Crew grade einmal durch den Flieger um Getränke zu verteilen. Wenn man sich dann den logistischen Aufwand für eine mini Cola anschaut, die Mehrkosten an Personal und dazu das Gewicht, dass immer mitgeflogen wird, ist das nicht zeitgemäß.

    Auf Mittelstrecken finde ich eine inkludierten Service an Board schon wichtig. Da werde ich dann eher gucken, was die Konkurrenz so anbietet, auch wenn ich bisher, wo es möglich war LH geflogen bin. Gibt es ein gutes Angebot in der Business Klasse, bleibe ich dann bei LH. Wenn nicht fliege ich halt öfter mal mit anderen Linien. Ich bin nicht sicher, ob man sich hier nicht ins eigene Fleisch schneidet.

  • Langsam muss ich echt kot… bei dem was die LH macht. Dabei mag ich die Airline – eigentlich.
    Jegliche klare Abgrenzung zu anderen Airlines geht verloren. Zugegebener Maßen war das Catering bisher mehr schlecht als recht. Aber wenn man Premium sein will, sollte man sich mal langsam davon frei machen, jeden Billigpassagier, der für seinen Preis ALLES haben will, mitzunehmen.
    Weg mit diesen Light Tarifen. Rigerose Kontrolle des Boardgepäcks auf Abmessungen und Gewicht. Vollständige Tarife, wie ich sie bei Cathay finde. Ja Ja Cathay geht es doch nicht gut. Das mag aktuell stimmen, aber ohne Sondereffekte eine solide Airline.
    Ich verweise hier gerne auf die SIA. Die Kernmarke ist seit Jahren Gewinner im Service. Die Sitze sind meist etwas großzügiger als bei LH. Die SIA hat eine klare Abgrenzung von Scoot mit der Geiz ist Geil Fraktion fliegt. Soll hier doch der Strom am Sitzplatz extra kosten.
    Ich kann den Vorstand hier nicht nachvollziehen. Zwar geht es der LH nicht gut, wofür sie auch nichts kann. Aber auch hier macht die SIA, die keinen nationalen Markt hat, auch wieder spannende Weg. Die SIA rüstet auf vgl. A380.
    Belustigen muss ich mich bei der LH immer, wenn der ehemalige Chefeinkäfer der LH, der recht spät noch massenhaft 4 Strahler eingekauft hat (die ich sehr liebe), heute Voträge über Flottenausstattungen und die Vorteile von 2 Strahler hält.
    Hoffetlich erhält der Konzern die Swiss als Premium Airline.

  • Ich kann diesen Schritt nicht ganz nachvollziehen. Sollte Lufthansa nicht die Preise stark reduzieren, um wirklich kompetitiv mit den Billigfliegern zu sein, wird das langfristig einfach genauso ein Disaster wie Eurowings.

    Entweder man platziert sich als “Premium”-Marke, oder eben nicht.

    • Ich stimme eigentlich tatsächlich allem zu. Natürlich hat Moritz generell Recht, dass dem inkludierten Catering der letzten Jahre wohl niemanden ernsthaft eine Träne nachweint. Dafür brauchst du schon ne ordentliche Portion Selbsthass…
      ABER: Der einzige verbliebene Unterschied zu den echten low costs ist jetzt wirklich nur noch der (oftmals und insbesondere im Vergleich) steile Preis. Da bleibt die Frage: Ja wofür denn bitte?
      Und echtes low cost kann die Lufthansa halt nicht und wird sie bei ihrer (gewerkschaftlichen Kosten-)Struktur auch nie können. Nur den Premiumteil der Marke beschädigst du mit solchen halbgaren moves immer, immer weiter.
      Fazit: Ein Trauerspiel, das aber dank Steuerzahler und schützender Hand der Regierung vom Markt in letzter Konsequenz ungestraft weiterer Akte harrt. Happy landings…

    • Hallo Fabian,

      vielleicht wird Lufthansa dann die erste Sterneairline der Billigflieger. Und ja entweder Premium oder Billig. Beides kann m. E. nicht funktionieren.

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