Die Coronakrise hat nicht nur Deutschland hart getroffen, die gesamte Welt musste sich plötzlich einschränken. Besonders hart hat es auch die Tourismusbranche getroffen, immerhin stellt die Branche mehr als drei Millionen Arbeitsplätze.
Dahingehend mussten sich also auch Arbeitgeber entsprechend auf die neue Situation einstellen. Gerade für ein Hotel, dass von den Übernachtungen und Veranstaltungen lebt und täglich viele Ausgaben hat. Auch das Grand Hotel Heiligendamm, eines der besten Hotels in Deutschland und das Hotel mit der schönsten Lage an der Ostsee musste während der Krise seine Türen schließen. Doch pünktlich zu Pfingsten eröffnete das Luxushotel im neuen Glanz und mit einigen neuen Highlights. Bei meinem letzten Aufenthalt konnte ich mit dem Eigentümer des Hotels, Paul Morzynski ein ausführliches Gespräch über die Coronakrise in Deutschland, ihre Auswirkungen und seine Pläne mit dem Grand Hotel reden.
Ein Interview mit dem Eigentümer des Grand Hotel Heiligendamm – Paul Morzynski
Paul Morzynski ist gebürtiger Hannoveraner und wurde 1950 geboren. Er ist Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Investor.
Neben meinem sehr interessanten und aufschlussreichen Interview mit Thies C. Bruhn, dem General Manager des Grand Hotel Heiligendamm, bekam ich eben auch die Möglichkeit eines kurzen Gespräches mit dem Eigentümer des Grand Hotels Heiligendamm, Paul Morzynski.
Aus Sicht des Eigentümers, was hat die Schließungsphase für Sie bedeutet?
Es war für mich erstmal ein großer Schock, keine Frage, aber es war zugleich auch eine Chance für mich als Eigentümer diese neun Wochen aktiv zu nutzen. Wir haben das Unternehmen analysiert und uns mit allen Positionen und Prozessen im Hotel beschäftigt.
In der Schließzeit konnten wir außerdem unser bisher größtes Bauprojekt, den neuen Außenpool am Severin Palais, abschließen, Fassaden streichen und notwendige, für den Gast meist nicht ersichtliche, Renovierungen vornehmen. Die Hotelaußenanlage war zwischenzeitlich eine Großbaustelle, aber ich bin froh, dass alles zur Wiedereröffnung an Pfingsten fertiggestellt werden konnte. Kurz bevor wir unsere ersten Gäste begrüßen konnten, habe ich die letzten Handwerker verabschiedet.
Welche Maßnahmen haben Sie als Eigentümer ergriffen, um das Hotel durch diese schwere Zeit zu führen?
Aufgrund der geltenden Hygienevorschriften können wir das Hotel nur zu 60-70 Prozent auslasten und müssen deutlich höhere Kosten für die Vor- und Nachbereitung der Frühstücks- und Abendessenzeiten in Kauf nehmen. Es ließ sich daher nicht vermeiden, dies auch in der Preisstruktur des Hotels abzubilden, was von unseren Gästen jedoch anerkannt wird.
Ich sehe auch zukünftig das Haus nicht bei einer 100 prozentigen Auslastung. Da wir aufgrund der geltenden Hygienevorschriften die Belegung begrenzen müssen, was jedoch insbesondere von unseren Gästen positiv aufgenommen wird. Auch unser neues „Schichtsystem“ für das Frühstück und das Dinner im Kursaal wird von den Gästen positiv aufgenommen.
Die Corona-Hilfen der KfW, die wir in Anspruch nehmen konnten, haben ebenfalls spürbar zu einer Entlastung beigetragen. Es war mir ein großes Anliegen, keine Mitarbeiter entlassen zu müssen, wobei uns auch die Möglichkeit der Kurzarbeit zugutekam. Ich halte es zudem für wichtig, trotz der Krisenzeit, an geplanten Investitionen festzuhalten, die wichtig sind für die Zukunftsfähigkeit des Hauses. Letztlich trägt die Senkung der Mehrwertsteuer dazu bei, den Umsatzausfall aus den Schließzeit in den Wochen von März bis Mai zu kompensieren.
Wie sieht es mit den Personalbeständen aus?
Ich sehe hier aktuell keine Reduktion, auch nicht in Zukunft. Für unser Haus ist es besonders wichtig hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und diejenigen, die wir bereits haben, zu halten. Daher wird auch in diesem Bereich nachhaltig investiert. So bauen wir derzeit eine Wohnanlage für unsere Mitarbeiter, wo diese adäquat und modern untergebracht werden. Es entstehen in einem ersten Schritt 65 Apartments für unsere Mitarbeiter.
Im Sommer hatten wir in diesem Jahr erstmals zudem Unterstützung von Praktikanten aus Österreich und Slowenien, die eine exzellente Qualifikation vorweisen und in der Hochsaison für eine spürbare Entlastung und Steigerung der Qualität sorgen, da wir entsprechend auf den Einsatz von Aushilfen verzichten können.
Wie hoch waren die Verluste und denken Sie, dass sie diese zumindest in Teilen wieder ausgleichen können?
Wir hatten Verluste in Millionenhöhe, denn durch die Schließung des Hotels für 9 Wochen hatten wir faktisch null Einnahmen.
Corona wird uns sicherlich noch einige Zeit beschäftigen, aber wir werden gemeinsam mit dem Team alles daran setzen, für unsere Gäste das Beste zu geben und die Verluste so schnell es möglich ist, zu kompensieren. Auch die geplanten Investitionen werden dazu beitragen, den Standard des Hauses für unsere Gäste, aber auch die Profitabilität des Hauses weiter zu steigern.
Wie ist die Lage des Hotels seit der Wiedereröffnung?
Unser neuer Außenpool und unser neues Outlet am Severin Palais kommen bei den Gästen sehr gut an. Wir stellen außerdem fest, dass unsere Gäste verstärkt das Angebot unserer Restaurants im Hotel nutzen als vor der Krise. Neben unseren treuen Stammkunden verzeichnen wir viele neue Gäste aus Deutschland und Teilen Europas; der Trend zum (Sommer-)Urlaub an der deutschen Ostseeküste, macht sich auch bei uns bemerkbar. Dem Herbst sehe ich ebenfalls optimistisch entgegen, da wir entgegen der Vorjahre bereits frühzeitig zahlreiche Buchungen für September und Oktober verzeichnen. Anders sieht es sicherlich bei den Stadthotels aus. Namhafte Häuser in ganz Deutschland verzeichnen aktuell nur eine Auslastung von 20 bis 30 Prozent. Als Resort-Hotel kam uns auch das seit Pfingsten anhaltend gute Wetter zu Gute.
Damit es zu weniger Bettenwechseln kommt und wir die Hygienestandards konsequent einhalten können, hatten wir in den Monaten Juni, Juli und August einen Mindestaufenthalt von vier Nächten festgesetzt und bieten unseren Gästen so statt zwei bis drei-Tages Arrangements nun ganze Wochenarrangements an. Der weitestgehende Wegfall des Veranstaltungsgeschäftes trifft uns natürlich. In jüngerer Zeit verbuchen wir jedoch wieder erste kleinere Veranstaltungen, die wir trotz der umfangreichen Anforderungen gut gemeistert haben. Auch wenn die „Corona-Fallzahlen“ deutschlandweit wieder steigen, verzeichnen wir hier in Mecklenburg-Vorpommern unverändert nur sehr geringe Zahlen. Unsere Gäste fühlen sich auch aus diesem Grund hier sicher. Außerdem verbringen sie hier mindestens 60 Prozent des Tages an der frischen Luft, wozu unsere weitläufige Anlage einlädt und insbesondere in der aktuellen Krisenzeit ein großer Vorteil ist.
Wir leben hier wie auf einer kleinen Insel, kann man sagen und wir verteilen unsere Gäste optimal auf unsere 7 Häuser.
Paul Morzynski
Bislang wurde die Krise hier im Land gut gemeistert und ich denke die Hygieneregeln werden uns noch eine längere Zeit begleiten. Das Händeschütteln wird nicht mehr so erwünscht sein wie früher. Die DEHOGA rechnet mit nennenswerten Betriebsschließungen noch während und nach der Krise. Um zu bestehen, bedarf es der Anpassung auf die neuen Rahmenbedingungen. Die Menschen haben in der Coronakrise ihre Gewohnheiten verändert. Ich denke beispielsweise, das große Events in Zukunft nicht mehr so stark nachgefragt werden.
Ihr neustes, fertig gestelltes Bauprojekt, der Außenpool ist der größte hier an der Ostseeküste, haben Sie noch weitere Bauprojekte in Planung?
Auf jeden Fall, weitere Investitionen sind geplant! Im Winter wollen wir die beliebte Davidoff Lounge in der Burg Hohenzollern mit einem neuen Konzept wiederbeleben und arbeiten weiter an Angeboten für diese Zeit – auch speziell Weihnachten und Silvester betreffend. Bereits abgeschlossen haben wir in diesem Jahr weitere Investitionen in die Gästezimmer. Nahezu alle Fernseher wurden ausgetauscht und das gesamte WLAN Netz der Anlage wurde erneuert.
Wir planen weitere Investitionen im sechsstelligen Bereich, vornehmlich in den Gastkomfort. Dem Gastkomfort tragen wir beispielsweise auch Rechnung, in dem unser neuer Außenpool unseren Gästen auch im Winter zur Verfügung steht und durchgängig auf 29 Grad beheizt wird. Investitionen in den Erhalt, bzw. die Instandhaltung der Hotelanlage stehen kontinuierlich an.
Was ist Ihr Ausblick für die Zukunft, Herr Morzynski ?
Ich bin persönlich überzeugt, dass das Grand Hotel Heiligendamm langfristig seinen Platz im Marktsegment der Luxushotellerie festigen kann und wieder in gute Zeiten kommt, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass wir kontinuierlich in die Qualität des Hauses investieren. Ich sehe die Zukunft absolut positiv; wir müssen nur durchhalten und unseren Gästen das Beste vom Besten bieten.
Meine Frau und ich haben die gesamte Schließzeit im Hotel verbracht, um uns intensiv mit dem Hotel, seinen Angeboten und den Wünschen unserer Gäste zu befassen. Wir sind mit Herz und Seele dabei und verbringen hier oben so viel Zeit wie wir können, um gemeinsam mit dem Team für unsere Gäste ein unvergessliches Urlaubserlebnis zu schaffen.
Fazit zum Interview mit dem Eigentümer des Grand Hotel Heiligendamm
Auch dieses Interview war sehr spannend und aufschlussreich. Gerade in der Coronakrise ist es nicht nur für die Arbeitnehmer in den betroffenen Branchen schwierig, sondern ganz besonders auch für Arbeitgeber. Einer, der in der Krise besonders hart arbeitet und maßgeblich zur Zukunft des Unternehmens beiträgt, ist Paul Morzynski. Man merkt direkt, dass ihm das Grand Hotel ans Herz gewachsen ist und er stets bemüht ist, das Hotel erfolgreich durch die Krise zu führen. Die Zeiten bleiben aktuell spannend und vor allem die Winterzeit um den Jahreswechsel stellt Veranstaltungstechnisch mit Weihnachten und Silvester nochmal eine Herausforderung dar. Aber auch hier wird sich das Grand Hotel gekonnt souverän präsentiert und seinen Gästen trotz Einschränkungen einen erstklassigen Service bieten – eben ganz auf einem fünf Sterne Niveau!