Laut einer Untersuchung belegt der Kranich Platz zwei der umweltschädlichsten Fluggesellschaften im europäischen Raum. Ein signifikanter Teil der ausgestoßenen Emissionen wird dabei nicht ausgeglichen.

Nicht nur verzeichnet die Lufthansa europaweit die meisten Flugausfälle im ersten Quartal dieses Jahres, laut der Organisation Transport & Environment (T&E) ist der Kranich auch der schmutzigste Legacy-Carrier Deutschlands. Als Maßnahme wird unter anderem eine höhere Ticketsteuer für Passagiere in der Business Class sowie in Privatjets gefordert. Wie airliners berichtet, weist die größte deutsche Fluggesellschaft die Vorwürfe jedoch zurück.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lufthansa ist laut Transport & Environment die umweltschädlichste Airline in Deutschland, in Europa übertrifft sie nur Ryanair
  • Der Kranich soll über 80 Prozent der Emissionen nicht ausgleichen
  • Die umweltschädlichste Strecke ist von Frankfurt-Shanghai, es wird eine höhere Besteuerung von “Elitefliegern” gefordert

Die schmutzigste Airline in Deutschland

Die Nichtregierungsorganisation (NRO) mit Sitz in Brüssel hat eine Analyse der Emissionshandelssysteme der EU, des Vereinigten Königreichs und der Schweiz vorgenommen. Dabei ist die Lufthansa die umweltschädlichste Airline in Deutschland, gefolgt von Eurowings auf Platz zwei und Condor auf Platz drei. Im Europa-Vergleich liegt nur die Billigfluggesellschaft Ryanair vorn, British Airways und Air France belegen hier respektive Platz drei und vier.

Flugzeug Himmel

Im Jahr 2023 hat der Kranich laut T&E 9,5 Megatonnen CO₂ zu verantworten, zahlt jedoch nur 13 Euro pro Tonnen CO₂ im Durchschnitt. Dies liegt vor allem daran, dass nur innereuropäische Flüge Teil des europäischen Emissionshandelssystems (EU-EHS) sind. So soll die Lufthansa im vergangenen Jahr keinen Ausgleich für 83,9 Prozent ihrer Emissionen gezahlt haben. Die Organisation fordert daher von der Bundesregierung, sich für eine Ausweitung des Emissionshandelssystems auf abfliegende Flüge einzusetzen. Sie sieht dringenden Handlungsbedarf, sonst sei ein Netto-Null-Luftfahrtsektor nicht mehr realisierbar.

Sustainable Aviation Fuels

Die Lufthansa entgegnet den Analysen von T&E jedoch, dass das Umsteigen an europäischen Drehkreuzen im Vergleich zu Transfers außerhalb Europas teurer ist. Zudem seien Airlines in Europa laut Lufthansa dreifach belastet, da sie der Luftverkehrssteuer, dem EU-EHS und dem internationalen System CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) unterliegen. Stattdessen plädiert der Kranich auf eine passagierbezogene SAF-Abgabe unabhängig vom Drehkreuz. Eine Ausweitung des EU-Emissionshandels würde weitere Nachteile und eine für europäische Airlines und Drehkreuze bedeuten.

Airlines aus Drittstaaten sollen für Emissionen innerhalb der EU zahlen

T&E merkt außerdem einen Zuwachs der CO₂-Emissionen um 13,5 Prozent an, da die Anzahl der kommerziellen Passagierflüge ab Deutschland um 11,7 Prozent im Vergleich zu 2022 gestiegen sind. Der deutsche Luftverkehr ist dabei aber noch nicht wieder auf dem Vorkrisenniveau. Überdies konnten Airlines aus Drittstaaten wie Qatar Airways und Turkish Airlines ihren Marktanteil in Deutschland erhöhen, diese fallen jedoch weitestgehend nicht ins europäische Emissionshandelssystem, was laut der Organisation auf die nachsichtigen Bedingungen von Luftverkehrsabkommen der EU mit Drittländern zurückzuführen ist. Eine weitere Forderung ist daher, dass Fluggesellschaften aus Drittstaaten nicht mehr von Zahlungen für ihre Emissionen ausgeschlossen werden sollen, wenn sie diese in der EU ausstoßen.

Höhere Besteuerung für “Eliteflieger” gefordert

Mit Blick auf die beliebtesten Flugverbindungen in Deutschland nennt T&E typische Strecken für Geschäftsreisen. Die drei meistgenutzten Routen sind dabei zwischen Frankfurt und London, Berlin und London sowie München und London. Frankfurt-Shanghai ist indessen die Verbindung mit der höchsten Umweltbelastung. So fordert Marte van der Graaf, Referentin für Luftfahrt bei T&E Deutschland, dass Maßnahmen zur Reduzierung des Geschäftsreiseverkehrs ergriffen werden müssen:

Die Zahlen zeigen deutlich, dass Geschäftsreisende, die nach London und Shanghai fliegen, für einen großen Teil der Emissionen des deutschen Luftverkehrs verantwortlich sind. Wenn die Unternehmen schon nicht bereit sind, ihre Flugreisen einzuschränken, dann sollten sie zumindest ihren fairen Beitrag durch eine höhere Ticketsteuer für Business-Class-Sitze leisten.

Marte van der Graaf, Referentin für Luftfahrt bei T&E Deutschland
Lufthansa Business Class Airbus A330 Sitz Fenster

Außerdem sollten Unternehmen ihre Geschäftsreisen bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Doch auch eine höhere Besteuerung von Flügen in der Business Class und mit Privatjets soll die Klimaauswirkungen reduzieren. Fest steht, dass sich die Luftfahrt in der EU bis 2050 umstrukturieren muss, denn bis dahin müssen Flugzeuge mindestens 70 Prozent nachhaltige Kraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels) verwenden.

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Autor

Amélie Margout ist Search Marketing Managerin und seit August 2020 bei reisetopia tätig. Nach ihrem Bachelorstudium in Medien und Kommunikation in England zog sie nach Berlin und schreibt seither Ratgeber mit Fokus auf Finanzen, Luxushotels und suchmaschinenrelevante Inhalte.

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  • Es gibt ca. 600 Fluggesellschaften in Europa. Und mit Sicherheit zählt LH zu den 600 umweltschädlichsten…
    Marte van der Graf? Germanistik studiert, naturwissenschaftlich maximal ungebildet, maßt sich an, in Wirtschaftsfragen mitreden oder gar mitbestimmen zu können? Schrecklich, was in diesem Land passiert!

  • Emissionshandel ist so oder so Beschiss… macht nur die Zertifikat-Mafia reich und ändert nichts am Klima.

    Insofern kann die Lufthansa diesen Aktivisten erhobenen Hauptes entgegentreten.

    Irgendwie ist es für mich logisch, dass die längsten Strecken auch die mit den meisten Emissionen sind, soll man deshalb mit dem Fahrrad oder dem Paddelboot nach Singapur reisen?

    Ich unterstelle einfach mal, dass niemand nur aus Jux und Dollerei Langstrecke fliegt, oder um den Winter aufzuwärmen, sondern einen hinreichend triftigen Grund hat, die Strecke ist ja auch so teuer genug.

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