Die Verkehrsminister der Länder kommen zu einer Sonderkonferenz zusammen, um über einen möglichen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket zu diskutieren.

In einer Sonderkonferenz beraten die Verkehrsminister der verschiedenen Bundesländer über eine Nachfolgeversion des 9-Euro-Tickets. Im Raum stehen das 49- oder 69-Euro-Ticket. Weiterhin ein Knackpunkt: die Finanzierung. Der Bund will zwar einen Teil der Kosten übernehmen, fordert jedoch auch eine finanzielle Beteiligung seitens der Länder, so die Tagesschau.

1,5 Milliarden Euro pro Jahr vom Bund

Der Bund hat sich dafür bereit erklärt, ein Nachfolgeprojekt für das 9-Euro-Ticket mit 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu fördern. Die Voraussetzung ist jedoch, dass auch die Länder selbst einen Teil der entstandenen Kosten übernehmen. Das Angebot der Regierung wird mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen – mögliche Nachfolgetickets sollen auf dessen Grundlage nun in einer Sonderkonferenz besprochen werden. Eine Einigung scheint jedoch noch weit entfernt. Zudem muss sich noch auf einen Betrag geeinigt werden. Kommt das 49- oder das 69-Euro-Ticket? Oder vielleicht doch das 365-Euro-Ticket?

Einige Länderchefs sehen das Problem bei der Finanzierung. Man könne sich ein solches Projekt mit Hinblick auf die derzeitige Situation bezüglich der Energiekosten nicht leisten.

Andere weisen mit Nachdruck auf den derzeitigen Zustand des deutschen Schienennetzes hin. Die Bahnstrecken Deutschlands wurden in den letzten Jahren stark vernachlässigt. Besonders in den ländlichen Gegenden würden deshalb nur wenige auf einen 9-Euro-Ticket Nachfolger zurückgreifen – einfach, weil es überhaupt keine oder nur schlechte Anbindungen an den Öffentlichen Personennahverkehr gibt.

Zwar versprach der amtierende Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bereits grundlegende Sanierungen der Schienennetze in Deutschland, den meisten Ländern reicht das jedoch noch nicht aus. Ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets klappt nur in Verbindung mit einer umfassenden finanziellen Förderung des Ausbaus der Bahnstrecken, wie auch der CEO der Deutschen Bahn, Richard Lutz, bereits anmerkte.

Berlin hat bereits 29-Euro-Ticket beschlossen

Die rot-rot-grüne Regierung in der Hauptstadt hat bereits gehandelt und sich vorübergehend auf ein 29-Euro-Ticket geeinigt. Lediglich der formelle Beschluss steht derzeit noch aus. Es soll zwischen Oktober und Dezember verfügbar sein, um die Zeit bis zu einer langfristigen bundesweiten Lösung zu überbrücken. Es gilt jedoch lediglich für das innere Zentrum der Stadt und nicht alle profitieren von der Preissenkung. So bleiben Azubi und Senioren-Tickets auch weiterhin beim alten Preis.

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Die Finanzierung des 29-Euro-Tickets kostet für die drei Monate ca. 105 Millionen Euro – eine Nachbesserung bei der verfügbaren Summe lässt sich die Landesregierung noch offen.

9-Euro-Ticket wurde 52 Millionen mal verkauft

Das 9-Euro-Ticket war laut des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ein voller Erfolg. Der Verband führte eine repräsentative Umfrage während der Laufzeit des Tickets durch. Die Ergebnisse sind hauptsächlich positiv. Ganze 52 Millionen Mal verkaufte sich das günstige, deutschlandweite Ticket. Die Nutzung von PKWs sank in der Zeit zwischen Juni und August um zehn Prozent und jeder fünfte Nutzer des Tickets war Neukunde.

Was auffällt: Das 9-Euro-Ticket wurde vor allem in urbanen Gegenden in Anspruch genommen. In den ländlichen Bereichen gab es deutlich weniger Nutzer. Der VDV begründet dieses Phänomen damit, dass das Schienennetzwerk in den ländlichen Umgebungen weitaus schlechter ausgebaut ist als in den Städten Deutschlands.

Hier schließt sich der Kreis und es wird abermals deutlich: Neben einem erschwinglichen ÖPNV muss auch der Ausbau der deutschen Schienennetze im Fokus der nächsten Jahre stehen. Sonst lohnt sich das Ticket nur für einen Teil der Gesellschaft.

Fazit zu der Sonderkonferenz zum 9-Euro-Ticket-Nachfolger

Die Verkehrsminister der Länder werden die nächsten Tage und Wochen über einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket diskutieren. Der Bund hat sich bereits dazu bereit erklärt, 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu dem Projekt beizusteuern. Wirklich überzeugt sind die Länder von diesem Angebot jedoch noch nicht. Auch steht noch nicht fest, wie teuer das Ticket letztendlich werden soll. Bis sich Bund und Länder auf eine Nachfolgeversion geeinigt haben, wird es wohl noch eine Weile dauern.

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Autor

Sonja Issel ist seit Juni 2022 als Autorin Teil des reisetopia Content-Teams. Sie ist mit Leib und Seele Journalistin. Besondere Orte und Geschichten aufzuspüren sind ihre Leidenschaft. Ihre Expertise setzt sie jetzt für euch ein, um die besten Reisedestinationen zu finden - und um euch bezüglich News Up-To Date zu halten.

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  • Wir können uns das nicht leisten. Wie habe ich diese Aussage unserer Regierenden satt. Schließlich können es sich unsere Regierenden auch leisten, unser Land für die Rettung der Ukraine voll an die Wand zu fahren. Sie reden gar schon von einem Marshallplan für den Wiederaufbau der Ukraine. Also Geld ist scheinbar in Unmengen vorhanden; zumindest um die Ukraine und den Rest der Welt zu retten. Dagegen dürfen das eigene Volk und die eigene Wirtschaft angesichts der voraussichtlich unbezahlbaren Energiekosten ruhig vor die Hunde gehen.

  • Berlin hat’s ja… Die Stadt versinkt in Schutt und Asche, Wartezeit für die Anmeldung des Autos oder den neuen Perso etliche Monate, aber der Klientel das Ticket sponsorn… Gott sei Dank, und dem Länderfinanzausgleich!

  • “Die Finanzierung des 29-Euro-Tickets kostet den Landtag für die drei Monate ca. 105 Millionen Euro”

    Das Landesparlament Berlins bezeichnet man als “Abgeordnetenhaus”. Einen “Landtag” findet man ausschließlich in den Flächenländern.

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