Strand und Sonne oder doch lieber frische Bergluft? Die Deutschen sind mehr denn je bereit, für ihre Urlaubsträume tief in die Tasche zu greifen.
Eine Mastercard-Studie vom April dieses Jahres hat bereits ergeben, dass 29 Prozent der Deutschen ihr Geld lieber für Erlebnisse, Aktivitäten oder Reisen als für Besitztümer ausgeben. Kein Wunder also, dass Deutschland im Reisefieber ist. Laut der Tagesschau reisen die Deutschen so intensiv wie nie zuvor und investieren dafür beträchtliche Summen.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast 80 Prozent aller Deutschen über 14 Jahre unternehmen mindestens eine Urlaubsreise im Jahr
- Besonders beliebt sind Reisen nach Spanien und in die Türkei
- Nachhaltigkeitsaspekte stehen bei der Urlaubsplanung eher im Hintergrund
Mindestens einmal im Jahr Urlaub
Laut aktuellen Studien hat sich das Reiseverhalten in Deutschland in den letzten Jahren erheblich verstärkt. Fast 80 Prozent der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre machen mindestens einmal im Jahr Urlaub. Diese steigende Reiselust spiegelt sich auch in den Ausgaben wider: Zwischen 2019 und 2023 stiegen die Gesamtausgaben für Urlaubsreisen von 73 Milliarden Euro auf fast 87 Milliarden Euro. Dies entspricht etwa sieben Prozent des Haushaltsnettoeinkommens. Gemäß der Deutschen Tourismusanalyse betrugen die durchschnittlichen Ausgaben pro Person für den Haupturlaub im Jahr 2023 1.337 Euro – ein Rekordwert.
Fluggesellschaften, Reiseveranstalter und Reisebüros spüren den Boom deutlich. Anke Dannesberger vom Frankfurter Reisebüro Berger berichtet von deutlich gestiegenen Umsätzen und einem auffälligen Trend zum Frühbuchen. Die Kunden buchen so früh wie noch nie, um den hohen Last-Minute-Preisen zu entgehen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Veranstalter keine großen Kontingente mehr einkaufen, sondern minutenaktuell auf dem Markt nachkaufen.
Flugzeug als bevorzugtes Reisemittel
Im Jahr 2023 unternahmen die Deutschen insgesamt 65 Millionen Reisen mit einer Dauer von mindestens fünf Tagen. Deutschland bleibt zwar das beliebteste Reiseziel, doch Fern- und Flugreisen, insbesondere nach Spanien einschließlich Mallorca und in die Türkei, nehmen weiter zu. Es wird erwartet, dass der internationale Flugverkehr in den nächsten zehn Jahren deutlich zunehmen wird. Dies zeigt sich auch daran, dass das Flugzeug das Auto als beliebtestes Verkehrsmittel für Urlaubsreisen überholt hat.
Trotz der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit zeigt sich in der Praxis ein anderes Bild. So gaben in einer aktuellen Umfrage im Auftrag von HolidayCheck zwar 45 Prozent der Befragten an, mehr Wert auf Nachhaltigkeit zu legen, doch Helmut Wachowiak, Tourismusexperte an der Internationalen Fachhochschule Berlin, weist darauf hin, dass Wunsch und Wirklichkeit oft weit auseinander klaffen. Auch reisetopia hat im vergangenen Jahr eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit im Bereich Mobilität und Reisen durchgeführt. Demnach ist Nachhaltigkeit beim Reisen für jeden Zweiten unwichtig. Dass Nachhaltigkeit bei den tatsächlichen Buchungen nur eine untergeordnete Rolle spielt, beobachtet auch Anke Dannesberger. Sie betont, dass es notwendig sei, Flugzeuge zu entwickeln, die weniger Kerosin verbrauchen, und vor Ort mehr in nachhaltige Projekte und Tourismuskonzepte zu investieren.
Laut einem Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) wird jedoch keine der aktuellen Strategien die Wende zu einem klimafreundlicheren Luftverkehr schaffen. Für die Zulassung und Entwicklung neuer Triebwerke oder Flugzeugdesigns werden etwa 15 Jahre veranschlagt, für die Durchsetzung am Markt weitere 30 Jahre.