Die Situation rund um Norwegian verschlechtert sich weiter. Durch den starken Einbruch der internationalen Luftfahrt wird eine Krisenbewältigung aus eigener Kraft stetig unwahrscheinlicher. Ein Überblick.

Die norwegische Billigfluggesellschaft Norwegian haben die Auswirkungen der globalen Coronakrise hart getroffen: Erneut sieht sich die finanzielle Zukunft der Airline derart bedroht, dass es ohne weitere, offizielle Hilfsgelder wohl ziemlich eng wird.

Norwegische Staatshilfe für die Krisenbewältigung nicht ausreichend

Die Krisensituation beim norwegischen Low-Cost-Carrier Norwegian spitzt sich weiter zu: Mehr als 450 Millionen Euro Verlust (das sind umgerechnet mehr als 4,8 Milliarden Kronen) verzeichnet die stark angeschlagene Fluggesellschaft seit Beginn der Krise im Frühjahr dieses Jahres. Zuletzt hatten wir über Stornierungen von fast 100 Maschinen berichtet, erst im Mai hatte man die Umwandlung von Schulden in Aktien erreicht – und kurz darauf staatliche Kreditgarantien in Höhe von umgerechnet mehr als 300 Millionen Euro erhalten.

Wir sind dankbar für die Darlehensgarantie, die uns die norwegische Regierung zur Verfügung gestellt hat und wofür wir hart gearbeitet haben. Angesichts der aktuellen Marktbedingungen reicht es jedoch nicht aus, diese anhaltende Krise zu überstehen.

Norwegian-Konzernchef Jakob Schram
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Zwar zeigt man sich in der Führungsetage von Norwegian durchaus dankbar für die umfassende finanzielle Rettungsaktion, wenngleich auch bald klar wird, dass diese Gelder wohl nicht ausreichen, um die fortlaufende Krise tatsächlich zu bewältigen. Mit einem Umsatzeinbruch von mehr als 65 Prozent verzeichnete die norwegische Fluggesellschaft im ersten Halbjahr dieses Jahres zuletzt nur etwas weniger als 700 Millionen Euro Umsatz. Inzwischen befinden sich knapp 8.000 Angestellte in Kurzarbeit, oder haben sogar ihre Anstellungen verloren.

Bewältigung der finanziellen Verluste aus eigener Kraft unwahrscheinlich

Bereits vor den weltweiten Auswirkungen der Coronapandemie seit Frühjahr dieses Jahres war die Situation rund um Norwegian stark angespannt und ihre Liquidität bedroht. Wie das Wall Street Journal nun berichtet, warnt man in der Führungsebene der Fluggesellschaft nun vor einem “relevanten Risiko” einer bevorstehenden Insolvenz, und zwar noch im ersten Quartal des kommenden Jahres. Aufgrund des globalen Einbruchs der internationalen Luftfahrtindustrie ist es in der aktuellen Situation nur schwer vorstellbar, dass die Airline diese enormen Verluste aus eigener Kraft ausgleichen kann.

“Anfang 2020 erwarteten wir dank erfolgreicher kostensparender Initiativen und eines effizienteren Betriebs ein positives Ergebnis und den besten Sommer aller Zeiten. Dann wurden wir von Covid-19 getroffen und die Nachfrage hörte buchstäblich von einem Tag auf den anderen auf.”

Norwegian-Konzernchef Jakob Schram
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Wie unter anderem das Reiseportal onemileatatime berichtet, liegt die wohl realistischste Chance für selbstbestimmte Liquiditäts-Steigerung bei Norwegian in der absoluten Konzentration auf den skandinavischen Markt – denn hier hatte die Airline stets die höchsten Profite eingefahren. Dass diese Einkommensquelle auch in den kommenden Monaten und vermutlich bis Jahresende nicht das Vorkrisenniveau erreichen wird, erschwert die aktuelle Lage für die norwegische Fluggesellschaft enorm, und macht eine nahende Insolvenz immer unausweichlicher. Auch eine weitere finanzielle Beteiligung durch die norwegische Regierung ist in der jetzigen Situation äußerst unwahrscheinlich.

Fazit zur möglichen Insolvenz bei Norwegian

Dass Fluggesellschaften und Luftfahrtunternehmen weltweit unter den Auswirkungen der globalen Pandemie zu kämpfen haben, liegt ohnehin auf der Hand. Im Fall von Norwegian kommt zu dieser enormen Krisensituation und der ständigen Bedrohung des Marktes durch den massiven Einbruch der internationalen Luftfahrtindustrie eine bereits vor der Krise instabile finanzielle Situation hinzu, die nun immer schwerer auszugleichen ist. Ob Norwegian tatsächlich noch in letzter Sekunde gerettet werden kann, werden die kommenden Wochen zeigen.

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Autorin

Lilli ist am liebsten in den Wolken - und das nicht nur mit ihrem Kopf. Schon als Kind tourte sie mit einer Tanzgruppe durch Europa, heute ist Fernweh ihr ständiger Begleiter. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Studium in Berlin beschäftigt, sitzt sie irgendwo auf der Welt hinter ihrem Laptop und berichtet für Euch über die angesagtesten Travel News rund um den Globus - direkt hier auf reisetopia.de!

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