Seit 1. November können Reisende erstmals wieder quarantänefrei nach Thailand, doch noch herrscht vielerorts gähnenden Leere. Inzwischen gehen viele davon aus, dass der milliardenschwere Massentourismus wohl nie zurückkommen wird.

Thailand ist wohl eines der beliebtesten Reiseziele in Südostasien. Viele haben seit Monaten auf die Grenzöffnung des Urlaubsparadieses gewartet. Seit Anfang November ist es auch endlich so weit und quarantänefreies Reisen ist für Urlauber aus vielen Ländern möglich. Eine Reise ist dadurch nicht mehr ganz so komplex wie noch zu Sandbox-Zeiten – dennoch kommt die Tourismusbranche im Land noch nicht ganz in Schwung. Viele Betriebe sind noch immer geschlossen und erste Experten erwarten, dass die Zeit “Vor-Corona” vielleicht sogar niemals zurückkehren wird, so das Handelsblatt.

Thailand-Reisen werden zum Privileg

Thailand braucht die Touristen – und viele Touristen “brauchen” Thailand. So begann Thailand schon früh, erste Öffnungsschritte umzusetzen, doch vorsichtig blieb man die ganze Zeit. Selbst jetzt, wo quarantänefreies Reisen aus einigen Ländern wieder möglich ist, müssen Reisende sich noch auf einiges einstellen. Auch, wenn es sich das neue Konzept zunächst nach einer Rückkehr zur Normalität anhört, muss man bedenken, dass trotzdem noch eine Corona-Krankenversicherung benötigt wird, die erste Nacht im Land in einem zertifizierten Hotel verbracht werden muss und natürlich noch ein PCR-Test vor der Reise fällig wird. Was sich für viele machbar anhört, bedeutet auf der anderen Seite einen Anstieg der Reisekosten. Laut Handelsblatt kommen durch diese Regelungen pro Person etwa 250 Euro auf den normalen Reisepreis obendrauf. Viele überlegen sich dann zweimal, ob sie wirklich den Strandurlaub in Thailand verbringen oder eine Destination wählen, bei der diese Extrakosten nicht anfallen.

Thailand Insel
Thailand wartet noch immer auf die Rückkehr der Touristen.

Reisen nach Thailand werden künftig viel stärker wieder zu einem Privileg werden – und nicht mehr so selbstverständlich sein, wie das in den Jahren vor der Pandemie der Fall war.

Stefan Heintze, Hotelmanager

Diese Einschätzung teilen auch viele Volkswirte, die eine lange Durststrecke für Thailands milliardenschwere Tourismusindustrie sehen. Auch 2022 und 2023 werden signifikant weniger Besucher erwartet, da alle davon ausgehen, dass die Anforderungen an Reisende so schnell nicht verschwinden werden.

Fokus auf wohlhabendere Touristen

Thailand als erschwingliches Fernreiseziel für alle könnte es somit auf längere Sicht nicht mehr geben und der Massentourismus in seiner präpandemischen Form vielleicht niemals zurückkehren. Denn die Zeit der Krise möchte die Tourismusbehörde ebenfalls nutzen, um sich neu aufzustellen. Man möchte von der “Günstig-Reputation” weg und sich in Zukunft auf weniger Touristen fokussieren, die allerdings etwas zahlungskräftiger sind und mehr Geld ins Land bringen. Die Zielvorgabe ist, dass der durchschnittliche Urlauber nicht mehr “nur” 1.300 Euro im Land lässt, sondern 2.200 Euro.

Thailand, Bangkok
In Zukunft möchte man in Thailand weniger Gäste, die mehr Geld ausgeben.

Denn die Krise hat gezeigt: Die auf den Massentourismus ausgelegten Angebote sind nicht resilient genug. Mit Ausbleiben der Touristen waren auf einmal alle Einkaufszentren, die sich vornehmlich auf Souvenirs und günstige Kleidung spezialisiert haben, wie leergefegt. In Zukunft soll mehr Wert darauf gelegt werden, auch Angebote zu schaffen, die die Thailänder selbst in Anspruch nehmen würden, denn “in der Branche hat man verstanden, dass man sich auch um die Einheimischen kümmern muss.“

China spielt wichtige Rolle in der Erholung Thailands

Unabhängig davon, ob die Neuausrichtung des thailändischen Tourismus gelingt und ob man den Imagewechsel vollziehen kann, hofft man insbesondere auf die Rückkehr einer bestimmten Touristengruppe. Denn, inwiefern sich die thailändische Tourismusindustrie erholen kann, hängt vor allem von China ab, denn fast ein Drittel aller Touristen kamen in der Vergangenheit aus der Volksrepublik. Doch in China herrschen im Rahmen der “Zero-Covid”-Strategie noch immer strikte Quarantäneregeln bei der Rückkehr, sodass eine Reise für die meisten unmöglich ist. Somit rechnet man erst im Jahr 2025 mit einer vollständigen Rückkehr der chinesischen Touristen. Inwiefern die Vorkrisenzahlen allerdings anvisiert werden sollten, wenn man doch auf eine diversifiziertere Strategie und weniger Masse setzen möchte, bleibt fraglich.

Fazit zum möglichen Ende des Massentourismus in Thailand

In Thailand geht es nach der Öffnung für internationale Reisende langsamer bergauf als erhofft. Viele Anforderungen an die Touristen verhindern noch den großen Ansturm. Allerdings hofft man gleichzeitig, sich nach der Krise neu aufstellen zu können. Ob dies gelingt, ist allerdings offen, denn schon in der Vergangenheit wurden häufiger Pläne verkündet, sich als nachhaltigeres Reiseziel, fernab vom Massentourismus positionieren zu wollen, was bisher ohne größere Ergebnisse geblieben ist.

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Autorin

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt auf reisetopia.ch ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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  • Thailand träumt seit einiger Zeit davon, für wohlhabendere Touristen attraktiv zu werden. Was die Regierung dabei übersieht, ist dass sie dann nicht mehr mit Kambodscha, den Philippinen oder Malaysia konkurrieren sondern mit Marbella, Monaco oder Miami. Die Kosten für den Umbau der touristischen Infrastruktur hin zu einem Platz, an dem sich Reiche wohlfühlen, kostet Billionen von Baht – in einem Land, das für ausländische Investoren vermutlich das unattraktivste Land in ganz Südostasien ist. Wahrscheinlicher ist, dass Thailand statt europäischer und amerikanischer Billigtouristen zukünftig überwiegend chinesische und indische Billigtouristen anlocken dürfte. Der Trend war ja bereits vor Corona spürbar.
    Ankurbeln des Domestic Tourism ist sicherlich eine gute Idee, aber die wohlhabende Mittelschicht ist in Thailand noch sehr klein – und während der Pandemie auch nicht größer geworden. Ich wünsche dem Land viel Glück auf seinem Weg.+

    • Soeben abgefragter Durchschnittspreis der drei bestbewerteten 5*-Hotels für eine Woche im Juni 2022 auf einer bekannten Buchungsplattform liegt für Kambodscha bei EUR 1.000,- und für Monaco bei EUR 5.000,-.

      Da scheint mir für Thailand genug Spielraum zu sein um zumindest einen Schritt auf der ‘Luxusleiter’ nach oben zu klettern und dennoch mehr als genug Distanz zu Marbella, Monaco oder Miami zu bewahren…

      Und ganz ehrlich – was bringt es für die Wiederbelebung des lokalen Tourismus wenn Billigsttouristen im Zelt am Strand sitzen und sich Zutaten fürs selbst kochen im Supermarkt kaufen?

      • Entsprechende Angebote, Ressorts und Tophotels gibt es durchaus in ausreichender Menge, und die Steigerung um gerade Mal 700€ für 2 oder 3 Wochen sind, außer für die absolute Billigklasse, auch nicht die Welt… Man muss sich nur im Klaren sein, dass das Geld dann nicht mehr bei den kleinen Leuten auf der Straße ankommt, sondern bei der Vielbedingungen Bangkoker Elite hängen bleibt. Ich unterstelle, dass es dem Regime genau darauf ankommt.

    • Kai hat schon recht, wobei die Konkurrenz sicher nicht Monaco (Tagestouristen und Oligarchen?) heißen soll, sondern eher die VAE und Oman.

      Die Militärjunta in Bangkok hätte also lieber Touristen im 3*-aufwärts-Bereich, statt Backpackern in Hostels. Nur ist Thailand für solche Ansprüche noch zu sehr ein Entwicklungsland. Da fehlt dem Regime einfach die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

    • Leider bin ich nicht bereit 400 Euro für die 2Test usw zu bezahlen weil es dafür keine Gegenleistung gibt.Diesen Schwachsinn beenden dann geht’s auch wieder nach Thailand.

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