Zum Start der neuen Fluggesellschaft Eurowings Discover sollen vier Flugzeuge des Typs Airbus A330 zur Verfügung stehen, zwei davon von Edelweiss geleast – genau deshalb droht der Lufthansa Group nun Ärger.

Aufgrund der Corona-Pandemie befindet sich auch die Schweizer Luftfahrt in der Krise. Deshalb wollte Edelweiss ihre zwei Flugzeuge des Typs Airbus A330 loswerden und hat in Eurowings Discover den idealen Abnehmer gefunden. Die Verlagerung der beiden Flugzeuge könnte jedoch einen Verstoß gegen die Staatshilfen darstellen. Diesen Fall lassen Schweizer Flugbegleiter und Piloten aktuell prüfen und vermuten, dass die Präsenz in der Schweiz dauerhaft reduziert werden könnte, wie Aerotelegraph berichtet.

Gewerkschaften lassen Verlagerung prüfen

Eurowings Discover soll die neue Fluggesellschaft für die touristische Langstrecke der Lufthansa werden und wird am 1. Juni den offiziellen Dienst aufnehmen. Die Schweizer Ferienfluggesellschaft Edelweiss galt dabei schon früh als Vorbild für das damals noch “Projekt Ocean” genannte Vorhaben. Auch wenn die Betriebserlaubnis vom Luftfahrtbundesamt (LBA) in Deutschland noch fehlt, steht die Planung für die neue Fluggesellschaft. Zum Start wird Eurowings Discover mit vier Flugzeugen des Typs Airbus A330 zu insgesamt acht Destinationen in Afrika, Nordamerika und der Karibik aufbrechen. Zwei Flugzeuge wurden dafür bereits von der ehemaligen Fluggesellschaft SunExpress Deutschland an die neue Airline übergeben. Die fehlenden zwei Flugzeuge folgen kurz vor dem Start im Juni von Edelweiss. Beide Fluggesellschaften sind Tochterunternehmen der Lufthansa Group. Genau hier scheint sich nun ein möglicher Verstoß gegen die Schweizer Staatshilfen herauszustellen.

A330 300 Aerial View

Um diese im vergangenen Jahr im Rahmen der Corona-Pandemie zu erhalten, müssen Swiss und Edelweiss, und damit auch die Lufthansa Group, gewisse Auflagen erfüllen. Einen möglichen Verstoß lassen momentan drei Gewerkschaften von Piloten und Flugbegleitern prüfen. Ihr Verdacht: Durch die Verschiebung der beiden Edelweiss-Flugzeuge kommt es zum Abbau von Strecken in der Schweiz, die wiederum in Deutschland aufgebaut werden soll. Ein Fall, welcher als Auflage für die Staatshilfen ausgeschlossen werden sollte, indem die Lufthansa Group proportional gleiches Wachstum sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz garantiert. Kurz gesagt: Das Drehkreuz Zürich muss ein ähnlich hohes Wachstum vorweisen wie die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München.

Wet-Lease-Vereinbarung mit Eurowings Discover

Dabei schien die Situation ideal für beide Unternehmen zu passen! Die Schweizer Ferienfluggesellschaft Edelweiss wollte ihre zwei Airbus A330 verkaufen. Konkret handelt es sich um die Flugzeuge mit den Registrierungen und Namen “HB-JHR – Chäserrugg” und “HB-JHQ – Pizol”. Während das Flugzeug mit dem Namen “Pizol” noch im April im Dienst für Edelweiss sein wird, hat das Flugzeug mit dem Namen “Chäserrugg” diesen bereits längst quittiert und wartet auf den neuen Einsatz in Deutschland. Hier war Eurowings Discover schon länger auf der Suche nach zwei weiteren passenden Flugzeugen desselben Typs. Während die neue Airline voll und ganz auf den Airbus A330 setzt, wird Edelweiss danach nur noch mit ihren Flugzeugen des Typs Airbus A340-300 auf der Langstrecke tätig sein. Das soll vor allem Kosten sparen. Dabei werden die beiden Flugzeuge nicht an Eurowings verkauft, sondern lediglich verleast. Damit behalten sich die Schweizer die Option offen, bei entsprechender Marktlage diese wieder zu reaktivieren und in den eigenen Dienst zurückzubringen.

Es ist offensichtlich, dass es bei dem Aufbau von Eurowings Discover rein darum geht, die Krise nachhaltig zu nutzen, um Arbeitsbedingungen zu verschlechtern.

Trotzdem befürchten Flugbegleiter und Piloten in der Schweiz, dass die Lufthansa Group mit der Verlagerung der beiden Flugzeuge lediglich die Gunst der Stunde nutzt, um in Zukunft die touristische Langstrecke auf dem “Buckel der Angestellten” günstiger anbieten zu können und verweisen gleichzeitig auf die drohenden, schlechten Arbeitsbedingungen bei der neuen Ferienfluggesellschaft. Deshalb haben sie um Unterstützung bei der Schweizer Luftfahrtstiftung gebeten, die eigens zur Einhaltung und Kontrolle der Bedingungen für die Staatshilfen gegründet wurde. Drei von fünf Mitgliedern des Stiftungsrates sind unabhängig während zwei von Swiss und Lufthansa gestellt werden.

Fazit zum drohenden Ärger bei der Lufthansa Group

Die Corona-Pandemie hat viele Fluggesellschaften an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Schnell waren sie von Staatshilfen abhängig und konnten viele Flugzeuge nicht mehr gebrauchen. So auch der Fall bei der Lufthansa Group. Diese war früh im vergangenen Jahr auf Staatshilfen angewiesen, musste dafür jedoch auch Zugeständnisse machen. Eines betraf die Streckenplanung in Deutschland und der Schweiz, welche Gewerkschaften in der Schweiz wegen der Verlagerung der beiden Airbus A330 von Edelweiss nun bedroht sehen. Die entsprechende Luftfahrtstiftung in der Schweiz wird nun den Fall prüfen und bewerten müssen – ein Fall, der eigentlich für beide Parteien zu passen schien, jedoch zum Nachteil der Angestellten werden könnte.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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