Für Deutschland gilt bereits früher eine verpflichtende Beimischquote strombasierter Kraftstoffe, obwohl es bislang in ganz Europa keine Fabrik für deren Erzeugung gibt. Dies kritisiert auch die Lufthansa.
Umweltfreundliches Kerosin kann durch verschiedene Verfahren gewonnen werden. Eine Form ist zum Beispiel die strombasierte Variante Power-to-Liquid (PtL). Ab 2030 müssen laut EU 1,2 Prozent dieses nachhaltigen Kraftstoffs, gewonnen durch Strom, beigemischt werden. Doch für Deutschland gilt bereits ab 2026 eine verpflichtende Beimischquote in Höhe von 0,5 Prozent. Damit zeigt sich die Lufthansa jedoch nicht einverstanden, wie Kay Lindemann, Leiter Konzernpolitik der Lufthansa, in einem Hintergrundbeitrag des Tagesspiegels berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem Leiter der Lufthansa Konzernpolitik zufolge sollte die für 2026 angesetzte nationale Beimischquote an strombasierten Krafstsoff in Höhe von 0,5 Prozent gestrichen werden
- Er plädiert an die Bundesregierung, ihre nationale Sonderlösung ad acta zu legen
- Es bleibt spannend, ob ein Handeln der Politik folgen wird
Ein Paradoxon schlechthin
Nachhaltigkeit beim Fliegen ist ein großes Thema, welches jedoch auch viel Überlegung in Hinblick auf die Durchführbarkeit bedarf. Innerhalb Europas müssen Flugzeuge bis 2050 mindestens 70 Prozent an klimafreundlichen Kraftstoffen verwenden. Ab 2025 wird europaweit eine SAF-Quote von mindestens zwei Prozent Pflicht. Experten haben bereits davor gewarnt, dass die EU zu wenig nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF) produziert. Darauf weist nun auch der Leiter Lufthansas Konzernpolitik hin. Er zeigt auf, dass es alleine im letzten Jahr weltweit lediglich 500.000 Tonnen an biogenen SAF gab. Das sei extrem wenig. Schließlich könnten alleine die Airlines der Lufthansa Group damit nur vier Wochen fliegen. Er fügt hinzu:
Der Treibstoffbedarf des globalen Luftverkehrs liegt bei 280 Millionen Tonnen – Tendenz steigend.
Kay Lindemann, Leiter Konzernpolitik der Lufthansa
Eine noch größere Hürde liegt jedoch bei strombasierten Kraftstoffen, wie der Lufthansa Manager erläutert. Während die EU vorschreibt, ab 2030 eine Quote in Höhe von 1,2 Prozent dieses nachhaltigen Kraftstoffs beizumischen, wird für Deutschland bereits ab 2026 eine Beimischquote von 0,5 Prozent erforderlich. Paradoxerweise gibt es bislang noch kein einziges Werk innerhalb Europas, das diesen nachhaltigen Treibstoff produziert. Dahingehend plädiert Lindemann nicht nur für eine gezielte EU-Importstrategie für Power-to-Liquid, sondern auch für das Streichen der Quote.
Keine nationale PtL-Quote
Dem Lufthansa Manager zufolge sollte die für 2026 angesetzte nationale Beimischquote in Höhe von 0,5 Prozent an Power-to-Liquid gestrichen werden. Schließlich sei diese Quote aufgrund mangelnder Verfügbarkeit nicht erfüllbar. Er plädiert an die Bundesregierung, ihre nationale Sonderlösung ad acta zu legen.
Sonst zahlen am Ende Airlines und ihre Kunden absurde Strafen dafür, dass sie einen Kraftstoff nicht nutzen, den es gar nicht gibt.
Kay Lindemann, Leiter Konzernpolitik der Lufthansa
Es bleibt spannend, ob ein Handeln der Politik folgen wird. Zwar ist erst unlängst ein Projekt zur Herstellung von SAF in Hamburg gescheitert, doch wurde zu Beginn des Jahres die Finanzierung für ein SAF-Forschungsprojekt in Leuna sichergestellt. Dort soll allenfalls zu strombasierten Kraftstoffen geforscht werden.