Die Coronakrise hat viele große und kleine Airlines in eine schwere Krise gestürzt. So auch die Lufthansa-Tochter Germanwings, die nun mit einem kreativen Vorschlag das Personal abbauen möchte.
Traurige Nachrichten machten Anfang April die Runde. Nachdem der Flugbetrieb der Lufthansa Tochter Germanwings nach dem weltweiten Grounding nicht wieder aufgenommen wurde, gab der Mutterkonzern bekannt, dass die Billigtochter im Zuge des Restrukturierungspakets komplett geschlossen wird. Hintergrund ist die vergleichsweise hohe Kostenbasis im Vergleich zur Schwester Eurowings, unter deren Flagge Germanwings bereits seit Jahren fliegt. Nun rät die Airline ihren Mitarbeitern zu einem besonderen Wechsel, wie airliners.de berichtet.
Hunderte Mitarbeiter bald ohne Job
Seit Anfang April befindet sich die Airline in der Auflösungsphase und seitdem sitzt auch das Kabinenpersonal der Germanwings zu Hause. Nachdem sie in der letzten Zeit nur noch für die Tochter Eurowings geflogen ist, sieht die Zukunft des Kabinenpersonals für einen Verbleib eher düster aus. Momentan bekommen die Mitarbeiter ihr Grundgehalt weitergezahlt, doch Neueinstellungen in andere Konzernflotten liegen aufgrund der anhaltenden Kurzarbeit vorerst auf Eis. Daher denkt der Mutterkonzern Lufthansa über ein Sozialplan nach, der laut der Gewerkschaft UFO auch betriebsbedingte Kündigungen enthalten wird.
Dennoch hofft die Gewerkschaft auf eine Übernahme der 1400 Angestellten, da auch die Flugzeuge der Airline in andere Konzernflotten übernommen werden. Für das Kabinenpersonal sieht es dennoch nicht gut aus. Um den Mitarbeitern einen Überblick über ihre Möglichkeiten zu geben, wurden daher intern die Berufsfelder bei der Deutschen Bahn nähergebracht. Außerdem seien beide Geschäftsführungen miteinander in Gesprächen, wie eine Lufthansa Sprecherin gegenüber dem Portal airliners.de mitteilte:
Es gab eine interne, virtuelle Veranstaltung, bei der den Mitarbeitern von Germanwings das Berufsprofil des Zugbegleiters vorgestellt wurde.
Aussage einer Lufthansa-Sprecherin gegenüber Airliners.de
Der Hintergrund des “Tipps” dürfte allerdings grundlegend sein, dass man bei Germanwings hofft, dass einige Mitarbeiter anderweitig einen Job finden. Das spart der Lufthansa-Tochter Kosten beim Personalabbau, besonders mit Blick auf Abfindungen und die Laufzeit bestehender Verträge.
Deutsche Bahn sucht weiteres Personal
Die Einstellung des Flugbetriebes hat viele Pendler und andere Reisende vor eine ungeahnte Herausforderung gestellt. Obwohl auch die Deutsche Bahn von der Krise betroffen war, stellte sie im ersten Quartal 19.000 Mitarbeiter ein. Bis zum Jahresende sollen die bereits im letzten Jahr geplanten 25.000 Neustellen besetzt sein. Das Kabinenpersonal der Germanwings wäre ein hoch qualifiziertes Personal für die Deutsche Bahn, da sich die Aufgabenfelder eines Zugbegleiters in der Regel mit denen des Kabinenpersonals überschneiden, so die Gewerkschaft UFO.
Die Bahn hat Interesse an erfahrenem Servicepersonal, wie es die Germanwings-Flugbegleiter sind. Ein insgesamt guter Vorgang für die Kollegen, die vom eigenen Konzern ansonsten doch ziemlich hängengelassen werden.
Ein Sprecher der UFO-Gewerkschaft
Da die Bahn ihr Streckennetz und ihr Zugangebot hochgefahren hat, ist das Unternehmen dringend auf der Suche nach Servicepersonal. Bis 2030 will die Deutsche Bahn im “Deutschland-Takt” fahren und will bis dahin rund 100.000 Stellen neu besetzten, auch aufgrund einer anrollenden Pensionswelle. Gesucht werden unter anderem Servicekräfte und Fahrdienstleister. Außerdem hätten Germanwings Einsteiger eine viel höhere Qualifikation und schnelle Aufstiegschancen zum Zugchef, wie Travelbook berichtete.
Fazit zu der neuen Jobaussicht der Germanwings Mitarbeiter
Momentan ist das Kabinenpersonal der Germanwings sozusagen freigestellt und bezieht lediglich die Grundvergütung. Wie lange dieser Zustand noch anhält, ist dabei unklar. Immer deutlicher werden dagegen die geringen Zukunftsaussichten für einen Verbleib der Mitarbeiter im Konzern. Aufgrund der Kurzarbeit für das gesamte Kabinenpersonal des Konzerns sind keine internen Neueinstellungen möglich und auch anderswo gibt es in der Branche aktuell wenig Alternativen. Ein optionaler Wechsel zur Deutschen Bahn scheint daher nicht völlig fern, zumal die Farbe der neuen Uniform schon mal passend ist. Klar ist aber auch, dass die Empfehlung von Germanwings nicht ganz uneigennützig ist.