Die Lufthansa-Tochter Eurowings Discover wurde von der Flugbegleitergewerkschaft UFO zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Es geht dabei um eine Verbesserung der Arbeitsverträge und der Vergütungsstruktur.

Bereits in der Vergangenheit klagten Gewerkschaften über die mögliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bei Eurowings Discover, was besonders die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) auf den Plan rief. Die Gewerkschaften dürfen nun einen Betriebsrat gründen, doch ein Tarifvertrag bleibt weiterhin aus, wie aero.de berichtet. Drohen Streiks beim Personal der Lufthansa-Tochter?

“Der Start-up-Charme der Eurowings-Discover ist verbraucht”

Eurowings Discover ist die neue Lufthansa-Tochter für die touristische Langstrecke von den Drehkreuzen Frankfurt und München. Doch gerade mit Blick auf die Arbeitsbedingungen und das Personal sah sich Eurowings Discover bereits früh mit Kritik konfrontiert. Diese richtete sich vor allem gegen die fehlende Tarifierung der Arbeitsverträge und die daraus resultierenden Arbeits- und Vergütungsbedingungen, die anders sind als im Mutterkonzern. Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (kurz: VC) und die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (kurz: UFO) setzten genau hier an und forderten je eine Arbeitnehmervertretung, beziehungsweise einen Betriebsrat für Eurowings Discover – bis dato existiert eine solche nämlich noch nicht. Einen Fortschritt gibt es aber: Ein Betriebsrat könnte bei einer anstehenden Betriebsversammlung im April gewählt werden. Doch an einem Tarifvertrag fehlt es weiterhin.

21 02 Eurowings Discover Crew 3149 Cropped

Dementsprechend erneuert die Flugbegleitergewerkschaft UFO auch ihre Forderungen und will eine baldige Tarifierung des Personals von Eurowings Discover erreichen. Die Flotte wächst schnell an. Im Jahr 2022 soll diese aus mindestens elf Airbus A330 für die Langstrecke sowie zehn Airbus A320 für die Kurz- und Mittelstrecke bestehen. Damit würde auch der Druck des Personals wachsen. Man kämpfe für “ein Minimum an sozialer Absicherung” – ein Tarifvertrag wäre daher die logische Konsequenz als nächsten Schritt. Eurowings Discover wollte sich zunächst zu den derzeitigen Forderungen nicht äußern, verweist aber auf die Betriebsversammlung zur Gründung des Betriebsrats am 13. April.

Eurowings Discover Crew

Bedenken äußern Experten und Gewerkschaften aber nicht nur bei Eurowings Discover, sondern auch bei Eurowings selbst, die für innereuropäische Flüge außerhalb der Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München verantwortlich ist. Eurowings-Flüge sollen von einer neuen maltesischen Gesellschaft betrieben werden. Dafür gründete man die Eurowings Europe Limited, die zunächst die Eurowings Europe GmbH ablösen soll, welche aktuell in Wien sitzt. Die neue Eurowings Europe Ltd. hat auch schon ein maltesisches Air Operator Certificate (AOC) beantragt. Die Konzernmutter versichert, dass man lediglich die ausländischen Eurowings-Basen auf das maltesische AOC umstellen möchte. Gegenüber airliners.de hat die Gewerkschaft ver.di daher geäußert, dass man den Lufthansa-Konzern auffordere „Verantwortung für die Beschäftigten in Cockpit und Kabine an den deutschen Standorten der Eurowings zu übernehmen und diese Arbeitsplätze mit uns tariflich abzusichern“.

Fazit zu den Forderungen der Gewerkschaften an Eurowings Discover

Die Flugbegleitergewerkschaft UFO möchte die Gründung eines Betriebsrates bei Eurowings Discover zum April forcieren. Ein Teilerfolg bei den Forderungen nach gerechten Arbeits- und Vergütungsbedingungen kann damit also voraussichtlich schon in einem Monat verbucht werden. Doch ein Tarifvertrag steht weiterhin aus. Eurowings Discover will sich nicht dazu äußern. Sollte hier kein Fortschritt erkennbar sein, könnten Streiks meiner Meinung nach wahrscheinlich die nächste Konsequenz sein – und das nach nicht einmal einem Jahr des offiziellen Liniendienstes bei der Lufthansa-Tochter.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Ich selbst arbeite bei der EW Discover, allerdings am Boden und kann nicht alle Punkte dieses Artikels teilen und in vielen Punkten pauschalisiert er meines Erachtens viel zu viel. “Das Personal (…) scheint schnell auf dem Boden der Tatsachen angekommen.” Ich kann nur sagen, dass die Arbeitsathmosphäre bei uns (für mich) die lockerste und am meisten Spaß machenste in der Lufthansa Gruppe ist. Wir haben auch engen Kontakt mit unseren Crews und ich kenne viele, die ihren Job bei uns lieben und auf welche dieser Artikel hier überhautp nicht zutrifft. Auch die Aussage, dass wir zwischenzeitlich eine “hohe Fluktuation zur Condor im Cockpit gab”, ist nicht ganz korrekt. Es gab Kolleginnen und Kollegen, welche zur Condor gewechselt ist aber ob das viele waren, darüber kann man streiten.
    Der Aufbau einer neu zu gründenden Airline ist eine Achterbahnfahrt und stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen aber es ist auch eine großartige Chance dieses Unternehmen mit aufzubauen und sich selbst einzubringen. Und da haben bei uns alle die Möglichkeit dazu. In regelmäßigen offenen Infoveranstaltungen, so genannten Discover News, stellt sich unser Management den Fragen von allen und auch der Kritik und diese wird auch Ernst genommen und gehört.
    Es ist immer eine Frage des Betrachters – und hört man sich nur die Positionen der UFO z.B. an werden solche Artikel leider etwas einseitig. Lieber Alexander, wenn du mal wirklich wissen willst, was es bei uns so mit den Arbeitsbedingungen auf sich hat – komme nach Frankfurt und schaue im Büro vorbei, spreche mit den Leuten, die bei uns arbeiten und höre auch mal die andere Seite. Damit will ich nicht sagen, dass du keine Kritik hören wirst, die wird es immer geben und daran muss auch gearbeitet werden und drüber gesprochen werden. Aber du wirst auch sehen mit wieviel Passion die Leute bei der Discover arbeiten, am Boden und in der Luft mit dem Ziel eine Airline zu gestalten, in der sich alle wohlfühlen: Unsere Gäste und wir selbst. Und da sind wir auf einem guten Weg, wie ich finde.

  • Unter Rückflug letztes Jahr von Lanzarote nach FRA wurde anstatt mit LH durch Eurowings Discover durchgeführt. Nichts anderes wie alter Wein in neuen Schläuchen. Nicht nur zu Lasten des Personals, sondern vor allem auch für die Passagiere (kostenpflichtige Verpflegung), wo einem nichts geschenkt wurde, nicht mal eine kleine Schokolade oder Wasser wie bei LH…

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