Die Luft wird dünn für die Lufthansa. Pünktlich zum Wochenende läuft die Friedenspflicht der Piloten ab und Streiks können wieder als probates Druckmittel eingesetzt werden.

Die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) hat von der Lufthansa mehrfach neue Tarifangebote gefordert, damit sich die Arbeitsbedingungen für rund 5.200 Piloten verbessern. Innerhalb der aktuellen Tarifverhandlungen wurde bereits zwei Mal von den Lufthansa-Piloten im vergangenen September gestreikt und Hunderte Flüge fielen aus. Ein ähnliches Szenario bahnt sich ab Ende dieser Woche an, denn am 30. Juni endet die gemeinsam vereinbarte Friedenspflicht, wie die Frankfurter Allgemeine berichtet. Erst kürzlich wurde ein Angebot der Lufthansa als unzureichend von VC zurückgewiesen und bis jetzt verhandeln beide Parteien weiter, während die Uhr tickt.

Ende der Friedenspflicht in Sicht

Trotz der diversen Verhandlungsrunden rückt nun das Ende der gemeinsam verhandelten Friedenspflicht immer näher und eine Einigung zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft ist weiterhin nicht in Sicht. Vorstandsvorsitzender von VC, Marcel Gröls, wirft der Lufthansa vor, lange nur auf einzelne Punkte der Forderungen eingegangen zu sein und diese direkt mit Gegenforderungen verknüpft zu haben. Inzwischen wurde vonseiten der Lufthansa zwar auf einige Verhandlungspunkte mehr eingegangen, die Ansichten liegen jedoch weiterhin deutlich auseinander, heißt es in einem Rundschreiben der Pilotengewerkschaft Cockpit:

Dieses Angebot geht auf wesentliche Kernforderungen nicht ein und bleibt in der Gesamtbetrachtung bei Weitem unter unseren Forderungen und Erwartungen.

Rundschreiben der Pilotengewerkschaft Cockpit
Lufthansa Piloten
Die Lufthansa-Piloten

Da die Lufthansa aufgrund von Personalmangel bereits 34.000 Flüge in diesem Sommer streichen musste, hat eine zeitnahe Einigung auch auf Arbeitgeberseite höchste Priorität. Dennoch verlaufen die Verhandlungen zäh. Man sei weiter in Gesprächen, könne aber zu Details aktuell nichts sagen, erklärten beide Seiten am Dienstag.

Zentrales Streitthema weiterhin offen

Medienberichten zufolge soll das Lufthansa-Angebot, kombiniert mit vorherigen Erhöhungen, eine Gehaltserhöhung von 18,5 Prozent über mehrere Jahre bis 2025 bedeuten. Die Piloten der Lufthansa haben während der laufenden Tarifgespräche bereits zwei Mal eine Gehaltserhöhung von jeweils 490 Euro pro Monat erhalten. Die Gewerkschaft Cockpit fordert eine weitere Erhöhung um 8,5 Prozent für eine Laufzeit von 12 Monaten. Im Gegensatz dazu streckt das Angebot der Lufthansa die Gehaltssteigerung über einen Zeitraum von 30 Monaten und beläuft sich ebenfalls auf 8,5 Prozent.

Tarifverhandlungen

Die Kernfrage der Verhandlungen bleibt also die Laufzeit des Tarifvertrags. Während die Lufthansa darauf beharrt, dass die längere Laufzeit notwendig ist, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten, argumentiert Cockpit, dass eine kürzere Laufzeit den Piloten eine angemessenere und branchenübliche Gehaltssteigerung ermöglichen würde. Weitere Verhandlungspunkte betreffen Regelungen bezüglich des Belastungsschutzes, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine neue Vergütungsstruktur.

Fazit zu den Tarifverhandlungen bei der Lufthansa

Die Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und Cockpit stehen angesichts der umstrittenen Laufzeit und der geforderten Gehaltssteigerungen vor einer entscheidenden Phase. Die Positionen beider Parteien scheinen immer noch weit auseinanderzuliegen, was die Aussicht auf eine Einigung schmälert. Es ist äußerst fraglich, ob beide Seiten zu einem Kompromiss gelangen werden, der sowohl den Interessen der Piloten als auch den wirtschaftlichen Anforderungen der Lufthansa gerecht wird, bevor die Friedenspflicht endet. Ab Juli könnten also wieder Pilotenstreiks bei der Lufthansa und Frachttochter Cargo drohen.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

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  • Ich verstehe es nicht. Seien es die Eisenbahner oder hier die Piloten. Systemrelevante Klein-Gewerkschaften haben die AG quasi in der Hand.

    Es bedürfte nirgendwo Gewerkschaften, wenn die AG sich zu vernünftigen, realistischen und vorhersehbaren Jahres-Abschlüssen durchringen könnten.

    Stattdessen überall Gewinn Maximierung und Kostenreduzierungen, sehr oft auf Druck von Share-Holder Anteilseignern.

    Manchmal ist dieser Turbo Kapitalismus echt zum Kotzen

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