Nachdem Katar das Grounding von insgesamt 13 Airbus A350 angeordnet hat, hat die EASA das Modell unter die Lupe genommen – die Mängel konnten jedoch nicht festgestellt werden.
Was als kleine Streitigkeit begann, nimmt nun immer größere Ausmaße an. Zunächst bemängelte Qatar Airways Qualitätsprobleme bei der Rumpflackierung des Airbus A350 und wollte deshalb die aktuellen Auslieferungen nicht entgegennehmen. Nun geht Katar einen Schritt weiter und hat zuletzt das Grounding von insgesamt 13 Airbus A350 verschiedener Serien angeordnet. Die EASA hat die Qualitätsprobleme geprüft und keine Mängel festgestellt, wie aeroTELEGRAPH berichtet. Dementsprechend wird es vorerst auch keine Konsequenzen hierzulande geben.
Was steckt dahinter?
Der Airbus A350 gilt als eines der modernsten Langstreckenflugzeuge überhaupt. Viele Fluggesellschaften haben an den verschiedenen Varianten gefallen gefunden. So konnte Airbus im Juli des vergangenen Jahres 970 Bestellungen von 51 Kunden verzeichnen. Für diese Kunden ist der Airbus A350 zumeist auch das Flaggschiff der jeweiligen Flotte. Auch die Lufthansa betreibt das Modell äußerst erfolgreich. Ursprünglich wurde der Airbus A350 nur in München stationiert. Seit der Corona-Pandemie wird das Flugzeug auch vermehrt ab Frankfurt eingesetzt. Der Airbus A350 ist beim Kranich so beliebt, dass zu den ursprünglichen Bestellungen noch weitere Modelle geleast wurden. Doch nicht nur die Lufthansa setzt das Flugzeug äußerst erfolgreich ein, auch Qatar Airways – zumindest bis zuletzt. Bei Qatar Airways hat das Flugzeug bislang höchstes Ansehen genossen – die beste Business Class der Airline, die QSuite, wurde hier verbaut.
Doch von über 50 Modellen der verschiedenen Varianten wurden nun insgesamt 13 Flugzeuge wegen anhaltender Qualitätsprobleme am Rumpf gegroundet. Die nächste Runde im Streit zwischen Airbus und Qatar Airways. Airbus wurde infolgedessen über die anhaltenden Probleme unterrichtet – die EASA, die Europäische Agentur für Flugsicherheit, hat eigene Untersuchungen aufgenommen und ist bereits zu einem Ergebnis gekommen. Demnach wisse man zwar über das Problem bereits Bescheid, Handlungsbedarf sehe man jedoch trotzdem nicht. Qatar Airways moniert eine zu starke Zersetzung der Oberflächenbeschichtung unterhalb der Lackierung am Rumpf. Airbus räumt dies am Schutzanstrich bestimmter Modelle zwar ein, die Lufttüchtigkeit sei davon jedoch nicht beeinträchtigt.
Basierend auf den zur Verfügung gestellten Daten gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Lack- und Schutzanstrich-Verschlechterung die Struktur des Flugzeugs beeinträchtigt oder andere Risiken mit sich bringt.
Statement einer Easa-Sprecherin gegenüber aeroTELEGRAPH
Damit ist der Fall aber für Airbus und die EASA noch nicht abgeschlossen. Zwar würden keine anderen Fluggesellschaften derartige Probleme melden, dennoch befinde man sich im Austausch mit der Qatar Civil Aviation Authority QCAA, um eventuelle Zusammenhänge zu ergründen. Bis dahin haben die gemeldeten Mängel seitens Qatar Airways jedoch keine weiteren Auswirkungen auf den Flugbetrieb aller anderen Modelle. Damit bleibt auch weiterhin unklar, was wirklich hinter der Thematik steckt. Einige Führungskräfte aus der Luftfahrtbranche sind davon überzeugt, dass Qatar Airways die Detailgenauigkeit nur als Vorwand nutze, um bereits vorbestellte und produzierte Flugzeuge nicht annehmen zu müssen. Die Airline täusche also Fehler und Unzufriedenheit vor, wie beispielsweise im Design oder der Lackierung, um dann die Auslieferungen der Jets nach hinten verzögern oder gänzlich canceln zu können – und das alles „nur“, weil es infolge der Coronakrise an finanziellen Mitteln mangelt.
Fazit zu den Untersuchungsergebnissen
Airbus ist sich tatsächlich über das Problem der mitunter raschen Oberflächenabnutzung einiger Airbus A350-Modelle bewusst – und dies bereits seit Ende des vergangenen Jahres. Mehrere Untersuchungen, auch zuletzt aufgrund des Groundings einiger Flugzeuge in Katar, haben jedoch keine risikoreichen Mängel ergeben. Die Lufttüchtigkeit sei damit also weiterhin gegeben. Was wirklich hinter den bemängelten Qualitätsproblemen steckt, bleibt weiterhin nur Spekulation. Fest steht damit jedoch erstmal, dass ein Grounding weiterer Modelle, zumindest außerhalb Katars, nicht bevorsteht.