Seit der Corona-Pandemie fährt die Angst und Sorge bei den Passagieren im ICE stets mit. Mitarbeiter des Bundes können ein wenig aufatmen, denn dieser will in den nächsten Monaten den Mitarbeitern einen Nebenplatz bezahlen.

Viele fragen sich, ob der Abstand im Zug eingehalten werden kann. Die Bahn und ihr Eigentümer, der Bund, lehnen es ab, nur noch einen Teil der Plätze zu vergeben oder eine Reservierungspflicht einzuführen. Damit lehnt die Bahn den garantierten Mindestabstand in den Fernzügen für alle Passagiere ab. Das könnte sich jetzt für die Mitarbeiter des Bundes ändern, denn diese sollen in den nächsten Monaten, auf Kosten des Bundes, einen freien Nebenplatz buchen können, wie süddeutsche.de berichtet.

Mitarbeiter des Bundes sollen sicherer reisen können

In den ICEs ist das Befolgen des Corona-Mindestabstands im Moment eine reine Glücksache, denn laut der Bahn und dem Bund gebe es keinerlei Belege für ein besonderes Infektionsrisiko an Bord. Der Fernverkehrsvorstand, Berthold Huber, meldete sich zu Wort und erklärte das Bahnfahren als sicher. Weiterhin gebe es keinerlei Nachweis über eine besondere Ansteckungsgefahr in Zügen, so Huber.

Für die Mitarbeiter des Bundes soll allerdings eine Ausnahme gemacht werden, wie man aus einem aufsehenerregenden Rundschreiben des Bundesministeriums entnehmen kann. In diesem Schreiben regelt das Bundesministerium die Dienstreisen für die Mitarbeiter des Bundes. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung schrieb das Ministerium kürzlich an die Obersten Bundesbehörden – darunter Ministerien, der Bundesgerichtshof oder auch die Zentrale Datenbank -, wie Beschäftigte mit zwingend erforderlichen Dienstreisen umgehen sollen.

ICE

Der Inhalt sorgte für Aufsehen, denn während Bund und Bahn den garantierten Mindestabstand allen anderen Passagieren verwehren, soll es für die eigenen Mitarbeiter eine Ausnahme geben. Das Bundesministerium empfiehlt den Mitarbeitern des Bundes bei Dienstreisen mit der Bahn, einen zusätzlichen Platz auf Staatskosten zu buchen. Damit ist eine zweite Fahrkarte gemeint, die der Bund den Mitarbeitern in den nächsten Monaten bezahlen will. Auch die Buchung eines Mittelsitzplatzes im Flugzeug soll auf Kosten des Bundes möglich gemacht werden. So soll im Sinne des Infektionsschutzes ein größerer Abstand zu Mitreisenden möglich gemacht werden, hieß es. Diese Erstattungsmöglichkeit soll zunächst bis Ende März bestehen.

Die Privilegien bleiben den anderen Passagieren verwehrt

Das Rundschreiben hat für Aufsehen gesorgt und ist dementsprechend auch bei den Parlamentariern ein Thema. Die Opposition wundert sich über das Vorhaben der Regierung, da andere Passagiere von der Regelung ausgeschlossen werden. Irritiert von den Zweiklassenplänen, meldete sich der FDP-Verkehrspolitiker Christian Jung zu Wort:

Diese skurrile Entwicklung bestätigt, dass eine Reservierungspflicht richtig wäre.

FDP-Verkehrspolitiker, Christian Jung

Auch der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, drückte seinen Missmut in einem Statement aus:

Es fragt sich, warum der Bund einen Mindestabstand in Zügen nur für die Mitarbeiter und nicht für alle Passagiere garantiert.

Verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar

Die Bahn führte wirtschaftliche Gründe für die Entscheidung gegen eine Reservierungspflicht auf. Der Mindestabstand von 1,5 Meter würde nämlich bedeuten, dass nur noch 25 Prozent der Tickets verkauft werden könne. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen halten sich die Kunden mit der Buchung eines Bahn-Tickets zurück. Die Zahl der Kunden ist ohnehin stark gesunken, sodass die Züge im Schnitt nur noch zu einem Drittel besetzt sind.

Fazit zum freien Nebenplatz für Bund-Mitarbeiter

Die Deutsche Bahn hat bislang die Reservierungspflicht und freie Nachbar-Plätze abgelehnt. Zugfahren sei sicher, darin sind sich die Bahn und ihr Eigentümer, der Bund, einig. Dementsprechend sorgte die spezielle Regelung der Bund-Mitarbeiter für Aufsehen, denn während ein garantierter Mindestabstand im Zug den anderen Passagieren verwehrt bleibt, will der Bund die eigenen Mitarbeiter auf ihren Dienstreisen schützen, indem ein freier Nebenplatz auf Staatskosten gebucht werden kann. Im Parlament wird die Regelung stark kritisiert. Der einzige Trost der Kunden ist momentan, dass die Züge aktuell deutlich leerer sind. Die Deutsche Bahn will des Weiteren künftig mehr Sitzplätze anbieten, um die Sicherheit zu erhöhen. Zum 13. Dezember sollen die neuen Züge mit den zusätzlichen Sitzen in Betrieb genommen werden.

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Autorin

Schon als kleines Kind verbrachte Christel jährlich mehrere Wochen auf den Philippinen und konnte dadurch immer mehr zu ihren philippinischen Wurzeln finden. Mittlerweile reist sie gern für neue Geschmackserlebnisse und liebt sogar das Flugzeugessen.

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  • Ich verstehe nach wie vor nicht warum die Bahn keine Reservierungspflicht bei Fernzügen einführt. In anderen Ländern ist das Gang und Gäbe und in Pandemiezeiten eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

    • Hallo Christian,
      diese Tatsache erschließt sich mir ebenfalls nicht. Wenn die Bahn keine Reservierungspflicht einführen will, so hoffe ich wenigstens, dass die zusätzlich geplanten Sitzplätze im Dezember die Sicherheit erhöhen können.
      Viele Grüße
      Christel

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