Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es immer wieder. Bei Loyalitätsprogrammen sucht man eine solche allerdings vergeblich – so führt an Miles & More auch nach den Programmumstellungen kaum ein Weg vorbei.
Es vergeht kaum eine Woche, in der man auf reisetopia keinen Kommentar liest, der auf einen “persönlichen Abschied” vom Miles & More Programm hindeutet. In den vergangenen Jahren gab es entsprechende Meinungsäußerungen, besonders bei größeren Umstellungen, etwa als das Sammeln von Meilen umsatzbasiert, das Statussystem geändert oder zuletzt die Einlösung von Meilen flexibilisiert wurde. Doch auch nach all diesen Änderungen kann man konsultieren: Eine echte Alternative gibt es auch weiterhin nicht und Miles & More bleibt zugleich attraktiv.
Das Miles & More Monopol auf dem deutschsprachigen Markt
Manch einer mag sich noch an die 2010er-Jahre erinnern, als airberlin mit dem topbonus-Programm nicht nur für Aufruhr gesorgt hat, sondern dieses sogar aus Kundensicht deutlich attraktiver gemacht hat als Miles & More. Damals konnte man wahrlich von einer echten Konkurrenzsituation für Miles & More sprechen. Seit der Pleite der Fluggesellschaft mit primären Hubs in Berlin und Düsseldorf ist es damit vorbei. Heute gibt es Konkurrenz für Miles & More nur noch im mittelbaren Sinne.
Da wäre etwa das Payback-Programm, mit dem Miles & More etwa beim Online-Shopping konkurriert. Nicht zu vergessen ist auch das Membership Rewards Programm, sodass Miles & More auch mit American Express Kreditkarten konkurriert. Mit diesem tritt Miles & More zumindest hinsichtlich lukrativer Ausgaben über Kreditkarten im sogenannten Co-Branding-Bereich in Konkurrenz – aktuell mit der DKB und BAWAG beziehungsweise Barclays als Partner, zukünftig in Kooperation mit der Deutschen Bank.
Von einer vollumfänglichen Konkurrenz kann man allerdings kaum sprechen. So gibt es in Deutschland wohl kaum jemanden, der etwa eine American Express Platinum Kreditkarte im Portemonnaie, aber gleichzeitig kein Miles & More Konto hat. Es passt ins Bild, dass sowohl Amex Punkte (indirekt via Payback) als auch Payback Punkte sogar in Miles & More Meilen umgewandelt werden können. Eine solche “Konkurrenzsituation” würden sich viele andere Unternehmen wohl wünschen.
Keine relevanten Ambitionen der internationalen Konkurrenten
Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Unternehmen auf dem Heimatmarkt keine allzu relevanten Konkurrenten hat. In der Luftfahrt allerdings fehlt es auch an Ambitionen von internationalen Airlines und deren Loyalitätsprogrammen, ihr Glück in anderen Ländern zu versuchen. Das zeigt sich etwa an den dominierenden Vielfliegerprogrammen in Nordamerika, die eine Statusqualifikation für diejenigen, die keinen Wohnsitz in den USA haben, massiv schwerer machen als für Einheimische.
In Europa hat man ebenfalls nicht gerade das Gefühl, dass Programme wie der British Airways Club oder Air France-KLM Flying Blue im deutschsprachigen Raum allzu große Ambitionen hätten. Verbundene Kreditkarten sind etwa verschwunden (British Airways & Barclays) oder trotz Gerüchten nie gekommen (Flying Blue). Regionale Angebote, etwa zum Meilen sammeln mit Zeitschriften, sucht man aus deutschsprachiger Sicht ebenfalls meist vergeblich.
Kleinere Hoffnungsschimmer, etwa die neue Turkish Airlines Kreditkarte, gibt es zwar immer wieder. Doch der große Durchbruch, mit Blick auf Konkurrenzprogramme, die auf dem deutschsprachigen Markt Fuß fassen, scheint weiterhin weit weg. In der Zwischenzeit gilt: Wer nicht gerade aktiver Vielflieger ist und mit einer anderen Airline oder Allianz ausgesprochen rege unterwegs ist, dürfte um Miles & More auch in Zukunft nicht herumkommen.
Miles & More bleibt trotz aller Umstellungen gerade attraktiv genug
So kann sich Miles & More im Grunde eigentlich nur selbst schlagen. Wenig überraschend äußern sich die meisten vom Programm frustrierten Leser bei reisetopia auch eher insoweit, als sie sich aus der Welt der Loyalitätsprogramme und des Meilensammelns aufgrund der Entwicklungen komplett zurückziehen wollen. Einen Wechsel zu einem konkurrierenden Vielfliegerprogramm tun dagegen nur wenige kund.
Doch über Einzelfälle hinweg zeigen die Daten recht deutlich, dass die meisten Verbraucher “im Spiel bleiben”. Dabei muss man Miles & More auch durchaus attestieren, dass die drei größeren Änderungen in den vergangenen Jahren und Monaten allesamt zumindest so gut austariert waren, dass sie zwar Ärger bereitet haben, das Programm aber gleichzeitig auch nicht komplett zerstört haben.
Ist etwa der Senator Status durch die jährliche Qualifikation und die neuen Hürden für viele schwerer erreichbar geworden? Definitiv. Ist er unerreichbar? Nein. Dürften Prämienflüge durch die flexiblen Meilenwerte in der Business und First Class im Schnitt für die meisten teurer werden? Auf jeden Fall. Sind sie so teuer, dass sich das Meilen sammeln, ja gar das Kaufen von Miles & More Meilen, sich gar nicht mehr lohnt? Im Gegenteil.
Zumindest bislang hat Miles & More den Kipppunkt nicht überschritten – für Meilensammler im deutschsprachigen Raum bleibt das Programm so auch weiterhin die erste Wahl – böse Zungen würden auch von der einzigen Wahl sprechen.