Neue Boeing 787 kommen bereits Ende dieses Jahres, die alten Boeing 747 sollen doch noch in der Flotte verweilen. Die Corona-Pandemie hat die Flotte der Lufthansa Group auf den Kopf gestellt. Wirklich? So könnte die Flotte der Lufthansa Group in Zukunft aussehen.
Die Luftfahrt befindet sich in einem enormen Wandel. Der Ruf nach besseren und effizienteren Flugzeugen war bereits vor der Corona-Pandemie vorhanden. Aufgrund der massiven Einschränkungen im internationalen Flugverkehr sehen sich viele Fluggesellschaften jedoch gezwungen, ihre Flottenplanung zu überdenken. Ausgedünnte und moderne Flotten werden mehr und mehr zum Standard. So sah auch der Plan bei der Lufthansa Group aus. Doch hat sich wirklich innerhalb der letzten Monate so viel geändert? Bevor wir die einzelnen Teilflotten von Lufthansa, Swiss, Austrian und Co. betrachten, werfen wir einen Blick auf die mögliche zukünftige Flotte der Lufthansa Group.
Die Flotte vor der Pandemie
Das Coronavirus hat die Welt der Luftfahrt auf den Kopf gestellt, so viel ist unbestritten. Noch vor knapp einem Jahr blieben zum Teil gesamte Flotten am Boden. Schnell war die Rede von Ausflottungen und der tiefsten Krise der Branche. Noch immer haben Fluggesellschaften mit den Auswirkungen zu kämpfen. Trotz des Impffortschritts steigen die Infektionszahlen stetig an. Planungssicherheit gibt es noch immer nicht – weder für Passagiere noch für die Airlines selbst.
Ein Umdenken musste stattfinden. Vielleicht die einzig positive Auswirkung der Pandemie bisher. Die Flottenplanung musste Branchen-weit überarbeitet werden. Bestellungen wurden umgeplant oder gar storniert. Teils ältere, aber auch junge Flugzeuge, wurden kurzerhand verkauft, vermietet oder immerhin für lange Zeit stillgelegt. Schicksale dieser Art gibt es viele. Das bekannteste Beispiel dürfte aber wohl der Airbus A380 sein. Das einstige Flaggschiff wird wohl kaum noch eine Rolle spielen, doch dazu später mehr.
Die Flotte der Lufthansa Group, darunter also auch Airlines wie Austrian, Swiss und Brussels Airlines, sind mitunter bunt. Die Lufthansa selbst ist ein Paradebeispiel für eine zu große und bunte Flotte. Mit weit über zehn verschiedene Flugzeugtypen ist mittlerweile keine klare Strategie mehr zu erkennen.
Auch die Bordprodukte unterscheiden sich unter den einzelnen Airlines zu sehr. Swiss hat in allen Langstreckenflugzeugen eine First Class verbaut, die Lufthansa hat diese sukzessiv aus ihren Flugzeugen verschwinden lassen. Austrian hingegen verfügt über gar keine First Class, dafür jedoch über ein Flugzeugmuster, welches sonst bei keiner Airlines des Konzerns existiert: die Boeing 767.
Die Pläne während der Pandemie
Die Chancen der aktuellen Situation hat aber auch die Konzernleitung früh erkannt. Die Flotte muss reduziert werden, ohne unbedingt weitaus weniger Kapazitäten bieten zu müssen. Zudem können ältere oder unrentable Flugzeuge die Flotte verlassen. Aber vor allem soll eine klare Linie im gesamten Konzern erkennbar sein. Dementsprechend hat die Lufthansa Group bereits vor vielen Monaten ihre Flottenplanung der Zukunft vorgestellt.
Dabei wurde die gesamte Flotte der Lufthansa Group zusammengefasst und in verschiedene Gruppen eingeteilt. Dabei gibt es Flugzeuge, die auf interkontinentalen Strecken unterwegs sind und dabei unterschiedlich lange Distanzen bewältigen müssen.
Bei den wirklich großen Flugzeugen, den sogenannten Heavys, konnte man bisher die Boeing 747-400, Boeing 747-8 und den Airbus A380 finden. Von diesen drei Flugzeugtypen sollte nur noch die Boeing 747-8 verbleiben. Die Lufthansa ist ohnehin eine der wenigen Betreiberinnen dieses Flugzeugtyps. Die Boeing 747-400 und Airbus A380 wurden zudem ebenfalls weltweit bei den meisten Airlines ausgeflottet.
Zudem sollte die neue Boeing 777-9 ebenfalls die Boeing 747-400 ersetzen. Die Problematik um diesen Flugzeugtypen ist mittlerweile ebenfalls hinlänglich bekannt. Eine Auslieferung wird nicht vor Ende des Jahres 2023 erwartet. Dafür soll ein anderer Flugzeugtyp schon bald zur Flotte hinzustoßen, doch dazu ebenfalls gleich mehr.
Unter den großen Langstreckenflugzeugen wird es auch einen massiven Wandel geben. Diese Teilflotte besteht aus der Boeing 777-200 und Boeing 777-300 (beide bei Austrian und Swiss), dem Airbus A340-600 und dem Airbus A350-900 (beide bei der Lufthansa). Von dieser Teilflotte sollen jedoch nur noch die Boeing 777-300 und der Airbus A350-900 verbleiben. Von letzterem wurden zuletzt noch kurzfristig weitere Flugzeuge von Philippine Airlines geleast.
Bei den kleineren Langstreckenflugzeugen soll es ebenfalls zu deutlichen Einschnitten kommen. Diese Teilflotte besteht aus Flugzeugen des Typs Airbus A340-300, Airbus A330-200 und Airbus A330-300 (alle bei Lufthansa und Swiss zu finden) sowie der Boeing 767, die ausschließlich bei Austrian unterwegs ist. Von diesen Flugzeugen sollen nur noch der Airbus A330-300 verbleiben. Zudem kommt hier aber der gänzlich neue Flugzeugtyp, die Boeing 787-9, ins Spiel.
Für die Europaflotte soll es ebenfalls Änderungen geben. Diese wird aktuell noch von älteren Airbus A319 und A320 dominiert. Schritt für Schritt kommen jedoch bereits die neuen Muster der neo-Serie innerhalb der Lufthansa Group an. Zudem setzt die Swiss zukünftig vermehrt auf den Airbus A220.
Dafür wird die Regionalflotte komplett überdacht. Die älteren Flugzeuge vom Typ De Havilland Canada Dash 8-Q400 wurden bereits ausgeflottet. Die noch jüngeren Flugzeuge vom Typ Bombardier Canadair Regionaljet sollen ebenfalls die Flotte verlassen. Zukünftig sollen hier nur noch Flugzeuge von Embraer zum Einsatz kommen.
Was hat sich wirklich geändert?
Der kurz- bis mittelfristige Plan sah genau diese Änderungen vor. Und vor noch wenigen Monaten schien der Schuh wirklich stark gedrückt zu haben. Zeit wollte und sollte man eigentlich nicht bei diesen Plänen verlieren. Wirklich umgesetzt wurde bisher jedoch nicht viel. Gehen wir der Reihe nach.
Bei den wirklich großen Flugzeugen werden sukzessiv mehr und mehr Boeing 747-8 reaktiviert und eingesetzt. Die bereits fest abgeschriebene Boeing 747-400 feiert dabei ihr unverhofftes Comeback. Schon zwei Flugzeuge wurden wieder zurück nach Frankfurt geholt und sollen noch in diesem Winterflugplan zum Einsatz kommen. Der Grund scheint auf der Hand zu liegen: Die Boeing 777-9 verzögert sich noch um einige Jahre.
Das mag auch der Grund dafür sein, dass man den ebenfalls fest abgeschriebenen Airbus A340-600 reaktiviert. Das Flugzeug verfügt neben der Boeing 747-8 als einziges bei der Lufthansa über eine First Class. Diese Kapazitäten werden für das kommende Jahr dringend benötigt. Die kleinere Schwester und Vorgängerin des Airbus A340-600, der Airbus A340-300, sollte ebenfalls aufgrund des Alters des vierstrahligen Antriebs schon bald die Flotte verlassen.
Doch nach wie vor wird das Flugzeug auf vor allem bei Touristen beliebten Strecken nach Nord- und Südamerika eingesetzt. Dafür hat bei den kleineren Langstreckenflugzeugen die Boeing 767 von Austrian ihren Abschied gefeiert. Alle Flugzeuge folgten den Plänen und wurden in die USA geschickt. Eine Rückkehr ist komplett ausgeschlossen.
Der Ersatz dafür steht jedoch noch nicht bereit. Die Boeing 787-9 wird erst in den kommenden Jahren erwartet. Eigentlich war der Flugzeugtyp nur für Austrian und Swiss vorgesehen. Kurzerhand wird sich jedoch die Lufthansa einige Flugzeuge des Typs schnappen und schon in diesem Jahr fertige Exemplare, sogenannte White Tails, übernehmen.
Auf der Kurzstrecke dominierten auch in diesem Jahr vor allem die älteren Airbus A319 und A320. Die Flugzeuge sind zum Teil bereits über 20 Jahre alt, wurden jedoch den neuen Flugzeugen der neo-Familie vorgezogen. Alle Flugzeuge absolvieren auch weiterhin noch ihren Job, nach und nach werden aber mehr und mehr Airbus A320neo und A321neo übernommen und eingeflottet. Ein konkretes Ende ist damit zwar noch nicht absehbar, rückt jedoch immer näher.
Auch die CRJ900 war ein Rückgrat während der Pandemie. Die Flugzeuge sind noch keine zehn Jahre alt, sollen dennoch die Flotte bald verlassen. Ein konkreter Termin steht aber noch nicht fest. Dafür hat Austrian ihren Plänen auch hier Taten folgen lassen und alle Dash-8 endgültig ausgeflottet. Bei der Swiss kommen hingegen wie geplant immer mehr Airbus A220 zum Einsatz.
Fazit zur zukünftigen Flotte der Lufthansa Group
In den kommenden Wochen werden wir die Flotten von Lufthansa, Austrian und Swiss genauer betrachten. Wie schon bei der Aussicht zur Condor werde ich dabei auch die historische Flotte betrachten. Ein Wandel hat bei der Lufthansa immer stattgefunden. Die Fluggesellschaft ist eine der größten der Welt. Daher ist die Flottenplanung kein einfaches Spiel. Die Situation wandelt sich auch ohne Virus schnell, weshalb die bisherigen Pläne hier und da noch ihre Lücken aufweisen. Ein spannendes Unterfangen wird es jedoch auf jeden Fall.
Solltet Ihr auch daran interessiert sein, dass ich auch die Flotten von Brussels Airlines, Eurowings, Eurowings Discover, Edelweiss und Air Dolomiti unter die Lupe nehme, dann lasst es uns gerne wissen!