Die Turkish Airlines Business Class in der Boeing 787 wurde mit Spannung erwartet. Meine ersten Eindrücke zeigen allerdings: ein Quantensprung sieht anders aus.

Das Business Class Produkt von Turkish Airlines ist sicherlich generell streitbar. Manch einer findet etwa die Turkish Airlines Lounge Istanbul herausragend oder liebt den enormen Flughafen; ich für meinen Teil sehe beide Aspekte eher differenziert. Genauso wird der Service immer wieder als sehr gut beschrieben, was ich auch nach etwa zehn Business Class Flügen und mehreren Jahren mit einem hohen oder gar dem höchsten Status bei der Airline nicht wirklich bestätigen kann. Mit diesem Hintergrund möchte ich Euch in diesem Artikel meine ersten Eindrücke der Turkish Airlines Business Class in der Boeing 787 auf meinem Flug von Bali nach Istanbul präsentieren!

Schickes Design und ein sehr privater Sitz

Die neue Turkish Airlines Business Class kommt mit einem Produkt daher, dass man bislang nur von einer anderen Airline kennt. Bei Singapore Airlines kommt dieses Produkt in der regionalen Business Class zum Einsatz – und konnte mich hier absolut begeistern. Das Design bei Turkish Airlines ist meiner Meinung sogar noch einmal ein Stück schicker.

Die Kabine macht entsprechend einen guten ersten Eindruck, was sich auch bei einem Blick auf die Details fortsetzt. Die Konfiguration bietet verschiedene Sitzoptionen von sehr viel Privatsphäre (vom Gang abgewandte Fenstersitze), mehr Freiraum (dem Gang zugewendete Fenstersitze und Mittelsitze) bis hin zu Sitzen für Paare (dem Gang abgewandte Mittelsitze), wobei durch eine großzügige Abschirmung in allen Varianten eine gute Privatsphäre geboten wird.

Dies unterscheidet das Produkt auch grundlegend von der alten Turkish Airlines Business Class, die kaum Privatsphäre bietet, dafür aber signifikant großzügiger wirkt. Die Sitze in der neuen Business Class sind nämlich zwar sehr privat, schick und gut durchdacht, aber auch außergewöhnlich eng. Ich würde mich selbst sowohl als klein als auch schlank bezeichnen und fand den Sitz für mich gerade noch angenehm – dies sollte die Dimensionen recht klar machen.

Was die Breite des Sitzes angeht, gibt es tatsächlich keinen allzu großen Unterschied zur Economy Class, was gerade bei längeren Flügen durchaus für gewisse Beklemmungen sorgen kann. Dies zeigt sich auch beim Verstellen des Sitzes in ein flaches Bett, denn wer größer als 1,75 Meter ist, stößt unweigerlich entweder im Kopf- oder Fußbereich an. Auch in der Breite habe ich selten einen so engen Business Class Sitz erlebt.

Davon abgesehen fand ich den Sitz zum Schlafen sehr bequem, äußerst privat und dank Bettauflage, Decke und zwei Kissen (auf Nachfrage) als eines der besseren Betten in der Business Class, sodass ich gute sechs Stunden durchgeschlafen habe. Dabei sei aber noch einmal erwähnt, dass ich wirklich nicht gerade der größte Passagier bin. In puncto Sitzsteuerung (sehr intuitiv) und Stauraum gibt es nicht allzu viel auszusetzen, da es ein gutes Staufach und genug Platz unter der Ottomane gibt.

Katastrophaler und viel zu langsamer Service

Die Flugzeit von Bali nach Istanbul beträgt etwa zwölf Stunden, genug also eigentlich um mit acht bis neun Stunden Schlaf zu rechnen, zumal die Flugzeiten mit Abflug um 21 Uhr dafür eigentlich ideal sind. Der Service auf meinem Flug war allerdings katastrophal langsam, was ich so von anderen Turkish Airlines Flügen nur bedingt kenne. Das erste Getränk gab es knapp 1 ½ Stunden nach dem Start, die erste Vorspeise nach mehr als 2 Stunden Flugzeit.

Nun war die Qualität des Essens wie immer bei Turkish Airlines durchaus gut, aber warum man unbedingt mit einem Trolley für Vorspeise und Nachspeise durch die Kabine rollen muss, wenn der Service sowieso schon ewig dauert, erschließt sich mir nicht. Ansonsten gab es in Hinblick auf Essen und Getränke qualitativ nichts auszusetzen, aber das Schneckenrennen sollte sich (natürlich) auch beim Frühstück fortsetzen. Geweckt wurde ich über 2 Stunden vor der Landung, nur um dann 45 Minuten auf mein Frühstück zu warten – das ist schlichtweg unnötig.

In puncto Service lief aber auf diesem Flug generell so einiges schief, auf ein einfaches Glas Wasser musste man teilweise mehr als 30 Minuten warten, andere Fragen (etwa nach einem zweiten Kissen) wurden einfach vergessen. Wenngleich bemüht, war auch Freundlichkeit kein allzu großes Thema auf diesem Flug, was ich dann doch etwas schade fand. Beim Boarding waren zudem noch Mechaniker an meinem Sitz beschäftigt, sodass ich insgesamt 15 Minuten in der Kabine rumstehen durfte – symptomatisch.

Mit einem Flugzeug, das erst seit einigen Wochen in der Flotte ist und das erst seit etwa einer Woche auf der Langstrecke unterwegs ist, hat die Crew sicherlich erwartungsgemäß noch Probleme. Doch ein so langsamer Service und eine so lange Problemliste wie auf diesem Flug, hatte ich bislang auf keinem anderen Flug – dies ist durchaus als Armutszeugnis zu sehen.

Schickes Entertainment-System und kein funktioniertes WLAN

Fast schon eine gewisse Komik gab es auf meinem Flug in der neuen Turkish Airlines Business Class in der Boeing 787 in Hinblick auf das WLAN. Nach 40 Minuten kam die Durchsage, dass dieser Flug WLAN bietet – just zum Zeitpunkt der Ansage ist symptomatisch das gesamte Entertainment-System abgestürzt. Das WLAN allerdings ging weder davor noch danach bei irgendeinem Passagier. Die Log-in Seite öffnet sich einfach nicht weit, was wohlgemerkt ein Problem ist, dass das Flugzeug seit dem Erstflug hat. Dennoch kommt eine Durchsage, dass WLAN Auf diesem Flug verfügbar ist – eine gewisse Komik lässt sich schwer verbergen.

Dies ist auch insofern schade, dass das Turkish Airlines WLAN (wohlgemerkt kostenlos in der Business Class) üblicherweise sehr gut ist. Immerhin ist das Entertainment-System dank eines sehr guten Bildschirms, einer besseren Auflösung und einer sehr einfachen und intuitiven Bedienung noch einmal ein ganzes Stück besser als in den alten Jets von Turkish Airlines. Die Auswahl war auf den ersten Blick für mich identisch zum alten Angebot und damit durchaus gut.

Neu gibt es zudem zwei Kameras, mit denen man das Fluggeschehen mit verfolgen kann – eine nette Ergänzung, die ich durchaus angenehm finde. Ansonsten gibt es in Hinblick auf das Entertainment zu vermelden, dass weder Zeitungen noch Zeitschriften angeboten wurden (eigentlich ein Standard bei Turkish Airlines) und es weiterhin sehr gute Kopfhörer gibt.

Fazit zu meinen ersten Eindrücken der Turkish Airlines Business Class in der Boeing 787

Wenn man sich nach einem Flug fragt, ob ein neues Produkt wirklich besser ist als das alte, ist das sicherlich vielsagend. Besonders dann, wenn eine Airline wie Turkish Airlines schon davor kein wirklich gutes Business Class Produkt hatte. Mit ein wenig Distanz finde ich das neue Produkt zumindest mit meinen Körpermaßen dank der größeren Privatsphäre, dem besseren Entertainment-System und dem insgesamt bequemeren, wenn auch deutlich engeren Sitz alles in allem besser. Weder würde ich aber empfehlen, explizit nach diesem Produkt bei einem Turkish Airlines Flug Ausschau zu halten; noch schafft es Turkish Airlines mit diesem Produkt, an die immer besser werdenden Business Class Produkte der Konkurrenz von Airlines wie Qatar Airways oder selbst British Airways heranzukommen.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.