Die Gewerkschaft für Lokomotivführer stellt Forderungen, die die Bahn als nicht realisierbar sieht. Drohen jetzt unbefristete Warnstreiks?

Die erste Gesprächsrunde zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) für einen neuen Vertrag hat heute Morgen begonnen. Schon seit 2008 ist Claus Weselsky als Chef der GDL Teil der Tarifauseinandersetzungen. Auch die diesjährigen Verhandlungen scheinen alles andere als einfach zu werden. Dabei könnten mögliche Warnstreiks nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch private Verkehrsunternehmen betreffen, wie die Tagesschau berichtet.

Urabstimmung über unbefristete Streiks noch heute?

Schon vor etwa einem Monat drohte Claus Weselsky als Chef der GDL mit unbefristeten Streiks über die Weihnachtsfeiertage und setzt so die Deutsche Bahn unter Druck. Dabei handelt es sich um die letzte Tarifverhandlung des gelernten Lokführers. Sein bisheriger Stellvertreter Mario Reiß wird den Posten der Geschäftsführung im nächsten Jahr übernehmen.

Wir haben noch zwei Monate bis Weihnachten, wir könnten bis dahin locker fertig sein.

Claus Weselsky, Chef GDL

Bei letzten Warnstreiks der GDL waren dazu noch private Verkehrsunternehmen, wie beispielsweise Transdev, bestreikt. Aufgrund dessen war auch der Verkehr in Teilen von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen und Sachsen betroffen. Ob das in diesem Fall auch wieder eintreten könnte, ist bislang unklar.

Streik

Eine Urabstimmung über Streiks sieht Weselsky schon am Ende des heutigen Verhandlungstages als möglich, sollte die Bahn den gestellten Forderungen der GDL nicht entgegenkommen. Das sind unter anderem die Forderungen der GDL für einen neuen Tarifvertrag im Überblick:

  • 555 Euro mehr Gehalt pro Monat
  • Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro verteilt auf 12 Monate
  • Einmalzahlung von 1.500 Euro (von Inflationsausgleichsprämie) noch im Dezember
  • Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden (ohne Lohnabzug)

Vorstellung der GDL laut Bahn nicht realisierbar

Ein Entgegenkommen scheint bislang ebenfalls noch nicht in Sicht und Weselsky hält weiterhin an unbefristeten Warnstreiks fest. Zudem will die GDL mehr Einfluss bei der Deutschen Bahn, um künftig auch für die Beschäftigten in der Infrastruktur verhandeln zu können. Die Forderungen seitens der GDL treffen bei der Deutschen Bahn bislang noch auf Widerstand. Besonders die geforderte Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich sieht die Bahn als umsetzbar.

Wenn wir die Forderungen der GDL erfüllen würden, würden unsere Personalkosten um über 50 Prozent steigen und das ist durch nichts, aber auch durch gar nichts zu rechtfertigen. […] Wenn wir das vollumfänglich umsetzen würden, müssten wir im Schichtdienst rund 10.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen. Das sei bei dem angespannten Arbeitsmarkt nicht vorstellbar.

Martin Seiler, Personalvorstand Deutsche Bahn
Bahnhof Stuttgart

Im Vorfeld der ersten Gesprächsrunde bot der Personalchef bei der Deutschen Bahn Martin Seiler an, einen Schlichter hinzuzuziehen. Davon zeigte sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer aber eher weniger begeistert und lehnte das Angebot ab.

Wenn ein Schlichter von vornherein reingezogen wird, nimmt sich der Verhandlungsführer selbst aus dem Rennen.

Claus Weselskys, Chef GDL

Erstes Angebot seitens der Deutschen Bahn

Nach ersten Ergebnissen der Tarifrunde hat die Deutsche Bahn der Gewerkschaft ein Angebot vorgelegt. So bietet das Unternehmen unter anderem elf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von knapp drei Jahren. Zudem hat die Bahn eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro in Aussicht gestellt, wie die fvw berichtet. Im gleichen Zuge wird aber auch gesagt, dass die Kernforderungen der Gewerkschaft “nicht machbar” seien.

Wir setzen weiter auf Kooperation statt Konfrontation.

Martin Seiler, Personalvorstand Deutsche Bahn
Tarifverhandlungen

GDL-Chef Weselsky betont weiterhin, dass es ohne Kompromiss nicht zu einem gemeinsamen Verhandlungsweg kommen wird, wie ebenfalls die Tagesschau berichtet.

Wenn die eine Seite ablehnt, über die Arbeitszeitabsenkung zu reden, wird sichtbar, dass man auf dem Verhandlungsweg nicht zusammenkommt. Wir sind bereit zur Auseinandersetzung, wenn die eine Seite das möchte, dann bekommt sie das.

Claus Weselskys, Chef GDL

Fazit zum Gesprächsbeginn zwischen der Bahn und GDL

Die Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft für Lokomotivführer für einen neuen Vertrag sind gestartet. Schon zum Auftakt der Tarifrunde macht die Deutsche Bahn der GDL ein entgegenkommendes Angebot, doch Weselsky bleibt noch bei seinen Forderungen. Diese sieht die Bahn aber nach wie vor als umsetzbar. Es scheint ein harter Tarifkampf zu werden und es bleibt die ersten Ergebnisse abzuwarten.

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Autor

Anna Schulte ist als Duale Studentin seit September 2022 im reisetopia Content-Team tätig. Mit einer Ausbildung startete ihr beruflicher Weg in die Reisebranche und mittlerweile hält sie Euch mit aktuellen News des Reisealltags immer up to date.

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