Die russische Regierung sieht sich massiven wirtschaftlichen Konsequenzen gegenüber, welche auch die Luftfahrt hart treffen.

Russlands Schlagabtausch der Sanktionen mit dem Westen trifft die eigene Luftfahrt hart. Durch die Aufkündigung der Verträge mit Airbus und Boeing entfielen auch die Wartungsangebote für russische Maschinen. Die Ersatzteilbeschaffung Russlands wird nun laut airliners zum Sicherheitsrisiko und so landen 21 russische Airlines auf der schwarzen Liste der Europäischen Union.

Massive Investitionen in Luftfahrt

Während sich laut der Tagesschau noch elf russische Flugzeuge in Deutschland befinden und wegen des Flugverbots nicht abheben können, erwartet viele der Flugzeuge, die noch rechtzeitig vor dem Inkrafttreten von Russlands internationalen Flugverboten eingeflogen werden konnten, ein gänzlich anderes Schicksal. Aus einem internen Entwurf des russischen Verkehrsministeriums geht hervor, dass man sich auf äußerst schwierige Zeiten einstellt.

Aeroflot A350
Ein Airbus A350 von Aeroflot

Laut dem Programmentwurf wolle der russische Staat rund 627 Milliarden Rubel, was knapp 8,8 Milliarden Euro entspricht, in die Luftfahrtindustrie investieren und den Bestand an russischem Fluggerät, das kaum noch auf ausländische Ersatzteile angewiesen ist, um 1000 Maschinen aufstocken. Aktuell verwenden jedoch noch nahezu alle Fluggesellschaften Russlands ausländische Flugzeuge aus dem Hause Boeing oder Airbus.

Gefährdung der Passagiersicherheit

Die Folgerungen, die aus dem Entwurf des Verkehrsministeriums hervorgehen, zeigen, dass man sich auch in Russland zunächst auf harte Zeiten einstellt. Die optimistischen und die pessimistischen Prognosen unterscheiden sich demnach nur in der Anzahl der ausländischen Maschinen, die in den kommenden Jahren zur Ersatzteilgewinnung ausgeschlachtet werden müssen. Im Bestfall rechnet man mit nur einem Drittel, im schlimmsten Fall müssen zwei Drittel aller ausländischen Maschinen für die Machenschaften Russlands herhalten. Doch laut Luftfahrtexperte Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne gibt es auch dann, wenn die benötigten Ersatzteile auf diese Weise beschafft werden können, erhebliche Probleme.

Der russische Luftverkehr wird mindestens um zehn bis 20 Jahre zurückgeworfen.

Gerald Wissel – Beratungsgesellschaft Airborne
Aeroflot Airbus A350-900

Auch wenn laut dem Worst-Case-Szenario 800 der 1287 in Russland betriebenen ausländischen Maschinen ausgeschlachtet würden, um Ersatzteile zu beschaffen, fehle es an qualifiziertem Personal, um es zu verbauen. Dies führe wiederum dazu, dass auch Staaten, welche Russland gegenüber freundlich gestimmt sind, den Flugverkehr einschränken, wenn russische Maschinen ihre Sicherheitszertifikate verlieren, da unregelmäßig oder überhaupt nicht nach internationalen Standards gewartete Flugzeuge ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Passagiere sowie für den generellen Ablauf des Flugverkehrs darstellen. Selbst wenn sich die Ausnahmesituation, die durch den russischen Angriffskrieg entstand, wieder normalisieren sollte, ist eine zügige Retablierung der russischen Geschäftsbeziehungen auf Vorkriegsniveau höchst unwahrscheinlich, da die Leasinggesellschaften jegliches Vertrauen in Russland verloren haben.

Fazit zu Russlands Luftfahrtpolitik

Die wirtschaftlichen Konsequenzen, die aus dem von Putin angezettelten Krieg in der Ukraine hervorgehen, treffen sein Land hart. Während in letzter Zeit nun wieder Flüge von Aeroflot betrieben werden, könnten es sich die Staaten, die diese aktuell noch zulassen, bald anders überlegen, denn die Gefährdung der Flugsicherheit ist für sie ein Thema, bei dem sie nicht einfach wegsehen können, da auch sie davon betroffen sind, wenn Russlands rücksichtslose Luftfahrtpolitik die ersten Opfer fordert.

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Autor

Sandro ist Content Editor und seit Januar 2022 bei reisetopia tätig. Seitdem er mit nur einem Jahr seinen ersten Langstreckenflug antrat und danach 6 Jahre lang im Ausland aufwuchs, war er von Reisen begeistert. Heute versorgt er Euch vor allem am Wochenende mit interessanten Inhalten.

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  • Hätte wirklich nie gedacht, dass eine so kurzfristige Denkweise wirklich durchgezogen wird. Den Fluggesellschaften sind die Konsequenzen natürlich klar, sie durften nicht wirtschaftlich rational handeln.
    Das muss man nicht verstehen? Klar, den Leasinggesellschaften sind primär hohe Verluste entstanden. Großes Kino für die Zuschauer des Staatsfernsehens. Langfristig zahlen wir alle den Schaden ab, ich habe einmal ganz grob geschätzt in Gestalt einer um 0,5% höheren base fair.
    Aber wie genau soll der Diebstahl die militärische Situation beeinflussen? Die Flugzeuge fliegen so oder so nicht. Jetzt stehen sie halt auf russischen Flughäfen und nicht auf Zwischenparkplätzen der Leasinggesellschaften.

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