Die Lufthansa rüstet sich für die Zeit nach dem Coronavirus und will alle 17 Airbus A340-600 nach Spanien überstellen. Ob sie überhaupt wieder in die Flotte kommen, ist fraglich – frühestens soll es in eineinhalb Jahren so weit sein. Das hat gravierende Folgen für die Zahl der First Class Sitze.

Schon vor einigen Tagen hat die Lufthansa bekannt gegeben, die Flotte für die Zeit nach dem Ende der aktuellen Krise deutlich zu reduzieren – dieselbe Nachfrage wie zuvor wird schlichtweg nicht erwartet. Komplett die Flotte verlassen sollen im Zuge dessen sechs Airbus A380, fünf Boeing 747-400 und sieben Airbus A340-600 sowie elf Airbus A320. Damit aber nicht genug, denn die Lufthansa hat in einer Pressemitteilung nun bekannt gegeben, dass die gesamte restliche Flotte von Airbus A340-600 für mindestens eineinhalb Jahre in Spanien geparkt wird.

Rückkehr in den Liniendienst ist fraglich

Dass die Lufthansa die insgesamt 17 Jets vom Typ Airbus A340-600 nach Teruel nahe Valencia verlegt, ist an sich in Anbetracht der aktuellen Krise nachvollziehbar. Nicht nur ist es günstiger, die Maschinen dort abzustellen, auch die klimatischen Bedingungen sind ideal, um Flugzeuge zu parken. Allerdings ist ein anderer Teil der Meldung durchaus relevanter, denn ob die Maschinen überhaupt wieder in die Flotte zurückkehren, ist komplett offen. Konkret heißt es in der Meldung dazu:

Über die zukünftige Verwendung der Flugzeuge oder eine mögliche Reaktivierung von maximal zehn Flugzeugen wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Weiter erklärt die Lufthansa in der Pressemitteillung:

Der Einsatz dieser Flugzeuge im regulären Liniendienst ist mindestens für die kommenden ein bis eineinhalb Jahre nicht vorgesehen.

Damit ist klar, dass die Maschinen bis mindestens Ende 2021 nicht wieder für die Lufthansa abheben werden. Sieben Jets sollen sowieso komplett ausgemustert werden, auch die anderen zehn Maschinen allerdings könnten möglicherweise kein Comeback mehr bei der Lufthansa geben.

Geringe Nachfrage für große Jets mit First Class

Dass die Lufthansa sich zu diesem Schritt entschieden hat, wird mehrere Gründe gehabt haben. Zum einen ist da die Größe der Airbus A340-600, die knapp 300 Passagieren Platz bietet und damit nach dem Airbus A380 und der Boeing 747 zu den größten Maschinen in der Flotte gehört. Je nach Konfiguration haben die neuen Airbus A350 zwar mehr Sitze, allerdings ist genau das ein weiteres Argument dafür, dass die älteren Maschinen vorerst zwischengelagert werden. In allen Airbus A340-600 hat die Lufthansa acht Sitze der First Class verbaut, darüber hinaus sind die Maschinen auch mit einer relativ großen Business Class konfiguriert.

Lufthansa Airbus A340 600

Die Nachfrage nach diesen Reiseklassen wird laut der Lufthansa nach der Krise entweder generell kleiner werden oder sich zumindest nur langsam erholen – dazu passt, dass die Jets mindestens eineinhalb Jahre abgestellt werden sollen. Die neuen Airbus A350, die neben ihrer besseren Konfiguration für die Zeit nach der Krise auch noch deutlich spritsparender und damit günstiger im Betrieb sind, kommen bislang komplett ohne First Class und auch mit einer nur mittelgroßen Business Class (je nach Konfiguration 36 oder 48 Sitze) daher. Aktuell sind 16 Maschinen des Typs in der Lufthansa-Flotte, weitere 27 sollen in den nächsten Monaten und Jahren ausgeliefert werden.

First Class Angebote schrumpft bei der Lufthansa enorm

Die Folge der Ausmusterung der Airbus A340-600 ist auch, dass es auf deutlich weniger Strecken eine First Class geben wird. Mit den sechs ausgemusterten Airbus A380 fallen zudem weitere Maschinen weg, die bislang Plätze in der höchsten Reiseklasse geboten haben. Weiterhin in der Flotte verbleiben nur noch zwei Flugzeugtypen, die eine First Class bieten:

  • 19 Boeing 747-8l
  • 8 Airbus A380

In all diesen Flugzeugen findet man jeweils acht Plätze in der First Class, womit es gerade einmal noch 216 Plätze in der First Class geben wird. Im Zuge der aktuellen Maßnahmen fallen gleichzeitig insgesamt 23 Maschinen weg, die bislang eine First Class geboten haben – das Angebot wird also fast halbiert. Man kann entsprechend davon ausgehen, dass die First Class bald nur noch auf wenigen prestigeträchtigen und margenstarken Routen, etwa in die USA oder nach Tokio, angeboten wird.

Neben der Zahl der First Class Sitze nimmt auch das Gesamtangebot an Plätzen in der Business Class im Verhältnis recht stark ab, da sowohl die Boeing 747-400 als auch der Airbus A380 und eben besonders die Jets vom Typ Airbus A340-600 eine relativ hohe Dichte an Business Class Sitzen haben. Diese Maßnahmen passen aber natürlich zum Vorgehen der Lufthansa, die schlichtweg nicht mehr denselben Bedarf für die teuren Plätze in den Premiumklassen nach der Krise wahrnimmt.

Lufthansa First Class Prämienflüge werden schwieriger

Man kann davon ausgehen, dass die Maßnahmen auch dazu führen, dass es deutlich schwieriger wird, Verfügbarkeiten mit Meilen auf Lufthansa First Class Strecken zu finden. Bislang ist es mit Miles & More Meilen und auch Meilen von Star Alliance Parntern (hier sind Buchungen nur kurzfristig möglich) vergleichsweise einfach, Flüge in der Lufthansa First Class mit Meilen zu buchen. Bei einem halbierten Angebot wird dies sicherlich deutlich schwieriger, wenngleich durch die analog sinkende Nachfrage wohl weiterhin einige Prämienverfügbarkeiten gegeben sein werden. Nur findet man diese wohl deutlich seltener und nur noch auf wenigen ausgewählten Strecken. Dass es zukünftig mehr als 15 First Class Strecken bei der Lufthansa geben wird, ist unwahrscheinlich.

Lufthansa First Class Cabin 2 800x450

Interessant ist im Zuge dessen allerdings, dass die Tochter Swiss auch weiterhin mit einer First Class in allen Maschinen plant. Damit wird die Swiss in Zukunft mehr First Class Sitze anbieten als die Mutter Lufthansa – damit hätte vor wenigen Jahren wohl auch niemand gerechnet. Ob die First Class bei der Lufthansa allerdings eine Renaissance feiern wird, darf man derweil hinterfragen. Zwar sollten ursprünglich auch einige Airbus A350 zukünftig mit einer First Class ausgeliefert werden und auch bei der Boeing 777-9 gibt es zumindest Spekulationen, aber durch das Coronavirus wird sich auch hier sicherlich die Planung geändert haben.

Fazit zur Lagerung der Airbus A340-600 in Spanien

Ob wir einen Airbus A340-600 auch in der Zukunft wieder im Liniendienst der Lufthansa sehen werden, darf man infrage stellen. Sollte die Erholung der Luftfahrt länger dauern, werden die Maschinen wohl nicht mehr zurückkehren. Schon die aktuelle Entscheidung hat gravierende Folgen für das Angebot an First Class Sitzen bei der Lufthansa. Ob die First Class mittelfristig überhaupt noch eine große Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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    • Hi Jörg, das kommt wohl darauf an, wann die neue Business Class tatsächlich kommt. Ich vermute aber mal, dass man sich bei Skytrax nicht die Blöße gibt das Rating wieder zurückzunehmen…

      • Sehe ich auch so! Und mal eben in die A350 eine First Class einbauen wird wegen Küche und WC schwierig.

        Ich würe mich sehr freuen, wenn die A340-600 zurückkommt. Fand ich optisch mit den 4 größeren Triebwerken (und nicht den Fönen der A340-300) immer ein geiles Flugzeug. Leider nicht mehr Zeitgemäß.

        Gut finde ich, dass die LH eine Teilflotte komplett raus nimmt, auch wenn das insbes. für die Piloten schwierig ist. Aber ob die verbleibenden Microteilflotten wirtschaftlich sind, habe ich meine Zweifel.

  • Wenn die Lufthansa endlich mal eine « benchmark » Business Class einbauen würde (4 abreast)
    dann könnte man sich die auch in die Jahre gekommene First Class sparen.

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