Corona-Schock an den deutschen Flughäfen. Für 2020 und 2021 wird ein Verlust von rund drei Milliarden Euro geschätzt. Schwere Verluste haben auch die Flughäfen in NRW einzustecken – eine gesellschaftsrechtliche Fusion könnte die Airports retten!
Insbesondere auf vielen Regionalflughäfen hat die Krise in diesem Jahr deutlich sichtbar ihre Spuren hinterlassen, die wirtschaftlichen Probleme werden zunehmend bedrohlicher. Bereits vor wenigen Monaten drohte zahlreichen Flughäfen in Europa die Gefahr einer Insolvenz. Die Lage hat sich inzwischen weiter verschlimmert – so auch an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen. Eine Kooperation und gesellschaftsrechtliche Zusammenführung der Flughäfen Dortmund, Münster und Paderborn könnte in Zukunft die Lösung sein, um die Existenz der Flughäfen sicherzustellen.
Dortmunds Oberbürgermeister befürwortet gemeinsame Flughafenstruktur
Auch die regionalen Flughäfen in NRW hält die Krise weiterhin fest im Griff. Neben schwerwiegenden Verlusten und der Abhängigkeit auf dringende, finanzielle Unterstützung, sind gleichermaßen auch zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet. Laut Angaben des ADV wurden in diesem Jahr bis Ende November nur 11,1 Millionen Passagiere bei den Ankünften und Abflügen an den sechs westfälischen Flughäfen gezählt – rund 29,6 Millionen Passagiere weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr, wie airliners.de zuvor berichtet hatte. Bereits vor der Pandemie gab es an einigen der Regionalflughäfen stärkere wirtschaftliche Probleme. Die Lage hat sich durch die lang anhaltende Krise jedoch gewaltig verschlechtert. Paderborn/Lippstadt zog als erster Flughafen in NRW seine Konsequenzen und flüchtete in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.
Dennoch bedarf es für einen Aufschwung im Flugverkehr eine zukunftsfähige Lösung, zudem müssen ab 2023 die Regionalflughäfen ohne städtische Subventionen auskommen, wie die EU angekündigt hatte. Die Zeit drängt! Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund plant daher einen neuen Weg einzuschlagen und verkündete den Vorschlag eines westfälischen Flughafensystems der drei Flughäfen Dortmund, Münster/Osnabrück und Paderborn/Lippstadt mit dem Ziel ein leistungsfähigeres Luftverkehrssystem in Westfalen aufrechtzuerhalten. Dabei könnte jeder der Flughäfen von den Stärken des anderen profitieren.
Bevor die Flughäfen einfach so verschwinden, können wir eher darüber reden, wie wir sie nutzen, und wie über einen solchen Verbund ein leistungsfähigeres Luftverkehrssystem hier in Westfalen aufrechtzuerhalten ist. Das bleibt mein Ziel.
Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund
Demnach könnte Münster/Osnabrück Nachtflüge ins Angebot aufnehmen, die in Dortmund verboten sind. Dortmund hingegen könnte sein Kerngeschäft auf die Geschäftsreisen lenken. Darüber hinaus teilen sich die drei Flughäfen dasselbe Einzugsgebiet, daher sieht der neue Oberbürgermeister Dortmunds in seinem Vorschlag einen leistungsfähigen “Westfälischen Flughafen” zu etablieren ein großes Zukunftspotenzial. Schließlich hat die Krise die wirtschaftlichen Probleme der Flughäfen in NRW nochmals deutlich verschlimmert. Besonders schwer wurde der Flughafen Paderborn/Lippstadt getroffen mit einem Rückgang des Passagieraufkommens von rund 86 Prozent – als Konsequenz beantragte dieser ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Aber auch der Airport Münster/Osnabrück musste in diesem Jahr einen Rückgang von Minus 77 Prozent verkraften. Der Flughafen Dortmund steht im Vergleich zu den anderen Airports im Bundesland noch ein wenig besser dar, durch sein hohes Flugangebot nach Osteuropa, und hatte ein Minus von rund 53 Prozent einzustecken. Eine gemeinsame Flughafenstruktur soll die Leistungsfähigkeit der drei Flughäfen wieder ausbauen.
Münster und Paderborn stehen Strategie skeptisch gegenüber
Doch wie bei jedem größeren Projekt gibt es bereits auch einige kritische Ansichtspunkte der beiden Flughäfen Paderborn und Münster. Zwar konnte der NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst bereits von der Idee überzeugt werden, die Vertreter der Flughäfen Münster und Paderborn zeigten sich zunächst jedoch eher skeptisch zu der neuen Strategie des Oberbürgermeisters. Ein Sprecher des Flughafens Münster/Osnabrück äußert sich wie folgt zu der Strategie:
Natürlich stehen wir allen Gesprächsangeboten immer offen gegenüber. Es sei aber unklar, worin die Vorteile eines solchen Zusammenschlusses liegen sollten. Die Kosten eines jeden Standortes entstehen ja durch die Existenz der Infrastruktur.
Sprecher des Flughafens Münster/Osnabrück
In Paderborn trifft der Vorschlag sogar auf noch härteren Gegenwind. Die großen Vorteile dieses Flughafensystems sind dem Paderborner Flughafenchef nicht wirklich bewusst.
Durch Kooperation ändern sich die Passagierzahlen und die Einnahmen nicht. Die Kosten ließen sich auch nicht senken, weil ja drei Standorte bestehen blieben. Er glaube auch nicht, dass Flughäfen in der Situation sind, dass sie einem Reiseveranstalter oder einer Airline sagen können, wo sie abzufliegen haben.
Paderborner Flughafenchef Marc Cezanne
Es bleibt daher spannend, ob neben dem Verkehrsminister des Landes auch die Anteilseigner der anderen beiden Flughäfen noch überzeugt und mit ins Boot geholt werden können. Eins steht definitiv fest: Alle Flughäfen haben mit erheblichen wirtschaftlichen Defiziten zu kämpfen. Ob ein gemeinsames Flughafensystem die richtige Lösung sein könnte, auch nach der Krise wieder schnellstmöglich profitabel operieren zu können und die Gefahr der Insolvenz aus dem Weg zu räumen, wird sich in der kommenden Zeit zeigen!
Fazit zur möglichen Zusammenführung drei westfälischer Flughäfen
Die wirtschaftlichen Probleme der Flughäfen in Nordrhein-Westfalen haben sich in diesem Jahr infolge der globalen Pandemie nochmals deutlich verschlimmert. Niedrige Passagieraufkommen, rote Zahlen am Jahresende und eine große Gefährdung zahlreicher Arbeitsplätze mussten die Flughäfen verkraften. Dortmunds Oberbürgermeister plant daher eine gemeinsame westfälische Flughafen-Allianz mit Dortmund, Münster und Paderborn einzugehen mit dem Ziel ein leistungsfähigeres Luftverkehrssystem in Westfalen aufrechtzuerhalten. Es bleibt spannend, ob der Vorschlag künftig in die Realität umgesetzt wird!
In Deutschland wurde ja zu Beginn des Jahres ein (recht bescheidener) CO2-Preis für Raumheizung und Verkehr eingeführt.
Die Regionalflughäfen gehen in die andere Richtung. Wie hoch stehen da die Subventionen pro Tonne CO2, damit mehr CO2 ausgestoßen werden kann? Ich habe die zugrundeliegenden Werte für – durch die vom Flugplatz ausgehenden Flüge – ausgestoßene Tonnen CO2 leider nicht greifbar, die Subventionen sind genannt. Mit Dreisatz kommt man zum Ergebnis.
Ist doch klar, was der OB Thomas Westphal mit der Kooperation und Zusammenfügung ausrichten will: Über die Finanzierungsmissstände am Flughafen Dortmund ablenken. Das Höhere Passagieraufkommen ist dort durch niedrige Landegebühren auf dem Rücken der Steuerzahler entstanden. Und der Erfolg ist auch nicht von langer Dauer. Wenn der RRX in Rhein-Ruhr gut getaktet ist, dann zieht es den Pax doch schon mehr in Richtung DUS oder CGN.
Dem Paderborner Flughafen wurde durch die hochgradig überflüssigen Flughafen Kassel-Calden ein großes Einzugsgebiet entrissen, nur weil der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier dort in der Provinz ein Flughafen errichten musste.
Der Flughafen Münster schien eigentlich finanziell auf den richtigen Weg zu sein, trotz den Nackenschlägen durch die AirBerlin- und Germania-Pleiten.
Die Pandemie betrifft irgendwie alle Flughäfen und man sollte langfristig in die Zukunft schauen, wie es sich in den nächsten Jahren entwickelt. Die Firmen entdecken, das vieles auch über die Videokonferenzen geht und Geschäftsreisen überflüssiger gemacht wird, dass Fracht einen höheren Stellenwert bekommt und der Touristik irgendwann sich erholen wird.
Ok, was lernen wir?
1) Die beiden Flughafenchefs können anscheinend rechnen und begreifen grundlegende betriebswirtschaftliche Zusammenhänge.
2) Die beiden Politiker haben weder von Wirtschaft noch von Ökonomie irgendeinen Schimmer.
Prognose: Es wird mit wirkungsloser Symbolpolitik weitergehen. Traurig…