Nach der Kündigung der Zusammenarbeit durch Lufthansa folgt von Condor nun eine kartellrechtliche Beschwerde von Condor.

Condor bezeichnet die Vorgehensweise der Kündigung der Zusammenarbeit von Lufthansa als “breitangelegte Missbrauchsstrategie”. Deshalb sieht sich die Fluggesellschaft nun gezwungen das Bundeskartellamt einzuschalten, wie aero.de berichtet.

Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung der Lufthansa

Genau so lautet der Vorwurf der Condor gegenüber der Lufthansa, wie die Fluggesellschaft selbst am 11. Januar bestätigte. Dem hervorgegangen war die Kündigung des langjährigen Special Prorate Agreement durch die Lufthansa im November letzten Jahres. Der Vertrag zwischen Lufthansa und Condor beinhaltete die Vermarktung von Zubringerflügen, durchgeführt von Lufthansa, über die eigenen Vertriebskanäle von Condor und deren Reiseveranstaltern. Damit war die Buchung eines Tickets vom gewünschten Start bis zum Ziel inklusive Gepäck möglich.

Aber auch allgemein kritisiert die ehemalige Tochter der Lufthansa das Vorgehen der Lufthansa national und international. Hier wirft man ihr vor, die Vormachtstellung ähnlich eines Monopols auszunutzen. Diese Kritik ist tatsächlich nicht ganz neu. Vor allem seit der Insolvenz von Air Berlin kann die Lufthansa fast ausschließlich alleine den deutschen Markt kontrollieren, auch nachdem easyJet innerdeutsche Verbindungen wieder eingestellt hat. Aktuell werden über die Verbindungen der Lufthansa und Eurowings nur noch Nischenmärkte von kleineren Airlines in Deutschland bedient.

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Gleiches gilt aber auch für den internationalen Verkehr: Hier kann die Lufthansa mit der gesamten Unternehmensgruppe bestehend aus Swiss, Austrian, Eurowings, Brussels Airlines, LH Cityline und Air Dolomiti ein Streckennetz zentral aus Europa anbieten, was seines gleichen sucht. Darüber hinaus profitiert die Gruppe ebenfalls von ihrem Star Alliance Partnern. Die Strategie, vor allem im Umgang mit Condor, ergibt vor allem dann Sinn, wenn man die Pläne der Lufthansa mit der neu gegründeten Ocean betrachtet. Mit der neuen Gesellschaft möchte die Lufthansa genau den Markt bearbeiten, der momentan von Condor erfolgreich bearbeitet wird. Ob man von einer gezielten Verdrängung sprechen kann, bleibt trotzdem fraglich.

Condor sieht Flugangebot in Gefahr

Nachdem die Lufthansa den Pauschalvertrag für Zubringerflüge bereits vor einigen Monaten gekündigt hat, sieht die Condor das Flugangebot in Gefahr. Die Fluggesellschaft fliegt hauptsächlich von Frankfurt beispielsweise Mittelstrecken nach Spanien und Griechenland und Langstrecken in die Karibik, den USA und dem Indischen Ozean – einige wenige aber auch von München und Düsseldorf. Deshalb ist die Fluggesellschaft auf Zubringerflüge der Lufthansa aus den verschiedenen Regionen Deutschlands angewiesen.

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Wie vorher schon beschrieben fehlt es vor allem im innerdeutschen Verkehr an Alternativen. Ein eigenes Streckennetz für Zubringerflüge kann und möchte Condor nicht aufbauen. Müssten sich Passagiere nun separat die Zubringerflüge mit der Lufthansa buchen, besteht die Gefahr bei Verspätungen beispielsweise den eigentlichen Anschlussflug zu verpassen. Da hierfür aber separate Tickets gebucht werden müssten, würde keine der Fluggesellschaften für den Schaden aufkommen müssen. Ein neues Ticket müsste gebucht und bezahlt werden.

Fazit zur Kündigung der Lufthansa und Beschwerde der Condor

Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Condor die Vorgehensweise der Lufthansa kritisiert und sogar dagegen vorgehen möchte. Mangels Alternativen vertraute die Condor auf die Zusammenarbeit und den geschlossenen Vertrag. Problematisch wird es dann aber, wenn man sich in eine Abhängigkeit zu einer anderen Fluggesellschaft begibt und dadurch das eigene Angebot in Gefahr bringt. Es wird spannend zu sehen, welche Alternativen die Condor doch noch hat und was die Beschwerde bewirken kann. Vielleicht wäre die Deutsche Bahn aber auch eine interessante Alternative.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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