Überraschend spät hat sich Boeing nach dem Debakel rund um die Boeing 737MAX dazu entschieden, den CEO auszutauschen. Dennis Muilenburg ist ab sofort freigestellt und wird von einem Fondsmanager ersetzt.

Die Geschichte von Boeing in dem nun ablaufenden Jahr hätte schlimmer kaum sein können – für die Firma genauso wie für Passagiere des Unglücksflugs von Ethiopian Airlines, immerhin schon dem zweiten nach dem Absturz einer weiteren Maschine von Lion Air zum Ende des Vorjahres. Dieses traurige Schicksal hat auch den Flugzeugbauer in große Turbulenzen gebracht, wobei Besserung auch weiterhin nicht in Sicht ist.

Kaum ein Wort der Entschuldigung und schwaches Krisenmanagement

Kurz nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737MAX wurde die Maschine von allen Behörden weltweit in ein Grounding gezwungen – schon zu diesem Zeitpunkt zeigte sich Boeing wenig einsichtig und wollte die Maschine trotz der immanenten Sicherheitszweifel in der Luft behalten. Doch das Krisenmanagement sollte danach nicht besser werden, denn für Boeing standen ambitionierte Deadlines und ein schnelles Ende des Groundings im Vordergrund. Viele Worte der Entschuldigung für die Opfer der Abstürze gab es seitens des Flugzeugbauers nicht und wenn dann nur mit großer Verspätung.

Boeing 737 MAX

Im Zuge der Ermittlungen wurde zudem deutlich, dass Boeing an verschiedenen Stellen getrickst und den Profit vor die Sicherheit gestellt hatte. Je länger die Prüfung der Maschinen andauert, desto mehr problematische Details rund um die Boeing 737MAX kommen ans Tageslicht. Muilenburg und sein Team allerdings fokussierten sich dennoch darauf, die Maschinen schnellstmöglich wieder in die Luft zu bringen. Wenngleich die Fehler sicherlich nicht nur beim CEO selbst lagen, erschien bei Boeing der Fokus auch weiterhin darauf liegen, den Finanzmarkt glücklich zu machen und weniger die Sicherheit in den Vordergrund zu stellen – eine Kultur, die bei einem Flugzeugbauer schlicht fehl am Platze ist.

Externer Manager aus der Finanzbranche übernimmt

Der Abschied von Dennis Muilenburg kommt wohl auch deshalb so spät, weil der Aktienkurs von Boeing auch nach den Abstürzen und der anhalten Krise – nicht nur der Boeing 737, sondern auch anderen Maschinen wie der Boeing 777 und der Boeing 787 sowie dem Verlust von Marktanteilen an Airbus – nicht relevant gefallen ist. Dennoch erscheint es immer deutlich, dass das Vertrauen in den Flugzeugbauer nur mit einem neuen Chef wieder hergestellt werden kann, selbst wenn die immanenten Fehler in Hinblick auf die verheerenden Unglücke wohl schon vor der Zeit von Muilenburg passiert sind. Die entsprechende Kultur wurde bei Boeing immerhin besonders durch Mulienburgs Vorgänger implementiert und wirkt bis heute nach.

Der neue CEO wirkt dabei allerdings nicht gerade wie eine Person des Wandels, denn anders als die bisherigen Chefs kommt mit David Calhoun nicht etwa ein Ingenieur oder Boeing-Veteran ab dem 13. Januar 2020 an die Spitze des Konzerns, sondern der ‘Global Head of Private Equity’ bei Blackstone und damit einem der größten Vermögensverwalter der Welt. Zwar ist Calhoun schon länger im Aufsichtsrat von Boeing und hat durch seine Zeit bei General Electric auch eine Vergangenheit in der Flugzeugbranche. Dennoch ist mit der Ernennung von Calhoun klar, dass der Fokus von Boeing auch weiterhin primär auf guten Zahlen auf dem Finanzmarkt liegen wird – eine zumindest nach den letzten Monaten und den verheerenden Unglücken zweifelhafte Strategie.

Fazit zum Chefwechsel bei Boeing

Es war nach den Entwicklungen zuletzt nur noch eine Frage der Zeit, bis der CEO von Boeing den Hut nehmen muss. Überraschend ist vielmehr, wie lange sich Muilenburg trotz der verheerenden Unglücke und dem ganz schlechten Bild, das Boeing danach in der Öffentlichkeit abgab, halten konnte. Ob der Chefwechsel aber zu einer Veränderung der zuletzt bedenklichen Kultur bei Boeing führen wird, bleibt sicherlich abzuwarten – die Historie gibt allerdings Grund zum Zweifeln.

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Autor

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