Um weiterhin gegen die Qualitätskrise anzukämpfen, will Boeing die ehemalige Tochtergesellschaft und aktuellen Zulieferer Spirit Aerosystems wieder aufkaufen. Allerdings wurden nun nochmal Änderungen an dem Deal vorgenommen.

Flugzeugteil-Zulieferer Spirit Aerosystems ist in den vergangenen Monaten in das Scheinwerferlicht der Medien getreten. Grund dafür war ein Vorfall bei Alaska Airlines, als ein Rumpfteil einer Boeing 737 MAX 9 im Startflug herausgebrochen ist. Dieses Flugzeugteil wird von Spirit Aerosystems produziert. Boeing erwägt nun, das Unternehmen aus Qualitätsgesichtspunkten wieder in den eigenen Konzern aufzunehmen, so airliners. Denn trotz starken Verzögerungen will und muss Boeing die 737 MAX Produktion wieder hochschrauben, um mit der Konkurrenz mithalten zu können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Boeing will den Zulieferer Spirit Aerosystems wieder aufkaufen – zu Teilen mit Aktien
  • Der Flugzeughersteller erhofft sich dadurch eine Verbesserung der Qualitätskontrolle
  • Auch Airbus erwäht den Rückkauf der eigenen Zulieferungs-Stätten, sodass das Unternehmen aufgeteilt werden könnte

Spirit Aerosystems bald wieder unter Boeing Herrschaft?

Der US-Flugzeughersteller Boeing befindet sich in den vergangenen Monaten in einer Qualitäts-Krise, welche sich negativ auf das öffentliche Image auswirkt. Erst vor wenigen Tagen musste sich der Boeing-Chef vor dem US-Senat verteidigen – zuvor waren durch einen Whistleblower mehr Details zur fragwürdigen Produktionsqualität ans Licht getreten. Bei dem Vorfall hatte sich herausgestellt, dass Druck und schlechte Arbeitsbedingungen bei dem Zulieferer Spirit Aerosystems zu Mängeln führen, welche Boeing wiederum schlecht kontrolliert. Ein Rückkauf des Zulieferers könnte Boeing in Zukunft mehr Kontrolle über die Vorgänge zusichern.

Vertragsverhandlungen
Es laufen Gespräche zwischen beiden Parteien, eine Einigung wurde noch nicht erzielt

Bis Monatsende will Boeing den Rückkauf für eine Summe von vier Milliarden US-Dollar (3,7 Milliarden Euro) über den Tisch bringen. Konkret handelt es sich um die Strukturensparte des Unternehmens. Allerdings will der US-Flugzeugbauer nun kurz vor Abschluss des Rückkaufs noch eine Strategie-Änderung vornehmen und einen Teil der Summe mit Aktien bezahlen, wie Reuters berichtet. Bei dem Angebot würde Spirit Aerosystems mit etwa 35 US-Dollar (knapp 33 Euro) pro Aktie bewertet. 

Finanziell ist Boeing durch die aktuelle Krise massiv gebeutelt – der Vorfall bei Alaska Airlines hat das Unternehmen Milliarden gekostet. Angehörige von zurückliegenden Flugzeugabstürzen fordern ebenfalls eine Geldstrafe in Milliardenhöhe. Mit dem Rückkauf verspricht sich Boeing auch eine bessere Kontrolle über die Qualität, die in letzter Zeit so sehr gelitten hat:

We believe that the reintegration of Boeing and Spirit AeroSystems’ manufacturing operations would further strengthen aviation safety, improve quality and serve the interests of our customers, employees, and shareholders.

Statement von Boeing

Dass Spirit Aerosystems zu Boeing gehören würde, wäre allerdings nicht neu. Schon in der Vergangenheit war der Zulieferer einmal ein Tochterunternehmen. Auch für den Boeing-Konkurrenten Airbus werden bei Spirit Aerosystems Teile produziert. Airbus erwägt diese Teile des Unternehmens selbst aufzukaufen und befindet sich in Verhandlungen dazu. Eine Aufspaltung des Zulieferers ist demnach wahrscheinlich.

Boeing will die Boeing 737 MAX Produktion weiterhin aufstocken

Aufgrund der aktuellen Lage hatte die FAA eine Ausweitung der Boeing 737 MAX Produktion untersagt. Ursprünglich sollte die Produktionsrate im Februar von 38 auf 42 Jets erhöht werden, allerdings kommt es zu Verzögerungen dieser Pläne. Möglicherweise wird eine Aufstockung auf 47 Flugzeuge pro Monat ab Anfang des nächsten Jahres möglich sein.

Schrauben
Lose Schrauben waren der Ursprung für die Qualitäts-Krise

Diese Verzögerungen ziehen sich durch alle weiteren Monate durch, sodass Boeing in den Jahren 2025 und 2026 auf die 50 Jets pro Monat kommen könnte, welche sie sich zum Ziel gesteckt hatten. Vor der Corona-Pandemie war Boeing zudem von einer Produktion von 57 Flugzeugen ab August 2025 ausgegangen. Im Mai konnte etwa jede zweite Bestellung von Boeing nicht eingehalten werden.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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