Das Ausmaß der losen Schrauben ist größer als zunächst gedacht. Das geht aus einem Statement des Alaska Airline CEOs hervor.

Es gibt neue Informationen zu den Boeing 737 MAX 9 Inspektionen. Nach einem Vorfall bei Alaska Airlines, bei dem ein Rumpfteil im Startflug herausgebrochen ist, kam es zu einem Grounding von 171 US-Flugzeugen des betroffenen Typs Boeing 737 MAX 9. Das hatte die Federal Aviation Administration (FAA) angeordnet. Großflächige Inspektionen sollten Klarheit schaffen, nachdem auch bei United Airlines lose Schrauben gefunden wurden. Nun gibt es neue Erkenntnisse aus den Kontrollen – das Ausmaß der losen Teile ist größer als zunächst angegeben. Alaska Airlines CEO, Ben Minicucci, spricht von einigen losen Schrauben in vielen Boeing 737 MAX 9 Flugzeugen, wie Reuters berichtet.

Viele Flugzeuge sind betroffen

Erste Techniker-Protokolle der Inspektionen hatten nur von einigen losen Schrauben in einigen Boeing 737 MAX 9 Flugzeugen gesprochen. Nun deutet der Alaska Airlines CEO ein größeres Ausmaß des Problems an. Um dies weiter in den Griff zu bekommen, hat Boeing indessen Anweisungen an Zulieferer von Flugzeugteilen erteilt, wie aus einem weiteren Reuters Bericht hervorgeht. In einem Bulletin sind Handgriffe aufgeführt, um sicherzustellen, dass die Schrauben mit dem richtigen Drehmoment angezogen werden. Boeing drängt auf die Erfüllung der Qualitätsanforderungen durch die Lieferanten. In dem Schreiben gibt es ebenfalls eine Empfehlung, die zuständigen Mechaniker zu einer Dokumentation der angewandten Drehmomente bei der Schrauben-Montage anzuhalten.

Schrauben
Schrauben sollen in Zukunft besser angezogen werden

Alaska Airlines CEO Ben Minicucci ist über die Situation und die Handhabung von Boeing äußerst verärgert, wie Simple Flying berichtet.

I’m more than frustrated and disappointed. I am angry. This happened to Alaska Airlines. It happened to our guests and happened to our people. My demand on Boeing is, what are they going to do to improve their quality programs in house?

Alaska Airlines CEO, Ben Minicucci

Boeing hatte sich in einem Statement bei beiden betroffenen Airlines, United und Alaska Airlines, entschuldigt.

We have let down our airline customers and are deeply sorry for the significant disruption to them, their employees and their passengers. We are taking action on a comprehensive plan to bring these airplanes safely back to service and to improve our quality and delivery performance. We will follow the lead of the FAA and support our customers every step of the way.

Statement von Boeing
Alaska Airlines Boeing 737 900ER Photographed In April 2016 By Chad Slattery.
Lose Schrauben wurden nach Aussage des Airline-CEOs bei vielen Alaska Jets gefunden

Ob dieser Unfall von Alaska Airlines genau auf die Schrauben zurückzuführen ist, ist noch unklar. Die Schrauben wurden bislang nicht geborgen und das National Transportation Safety Board (NTSB) ist deshalb nicht sicher, ob es die Schrauben bei dem herausgebrochenen Teil von Alaska Airlines je gegeben hat.

United Airlines hat aufgrund des Flugverbots der Boeing 737 MAX 9 bereits einen hohen Verlust im ersten Quartal verzeichnet. Erst vor wenigen Tagen ordnete die FAA an, auch das Vorgänger-Modell der 737 MAX 9 auf lose Teile zu untersuchen.

Stilllegung von Boeing-Werken zur Qualitätsprüfung

Boeing produziert nicht alle Teile ihrer Flugzeuge selbst – so auch bei der 737-MAX-Familie. Dort ist, primär für das betroffenen Rumpfteil, der Zulieferer Spirit Aerosystems zuständig. Es hatte sich herausgestellt, dass dort großer Druck und schlechte Arbeitsbedingungen herrschen, welche sich auf die Qualität der Teile auswirkt. Die Zulieferer für den Flugzeugtyp wurden seitens Boeing nach dem Vorfall nicht geändert. Ab Februar erwartet der US-Flugzeughersteller eine Produktionsrate von 42 737 MAX Flugzeugen pro Monat.

In Big Company Hangar Aircraft Maintenance Engineer Uses Tablet Computer While Standing Near Big New Shiny White Plane.
Am Donnerstag soll der Betrieb bei Boeing stillgelegt und die Qualität kontrolliert werden

Allerdings kommt es bis erst einmal zu einem Produktionsstopp. Am Donnerstag wird der Produktions-Betrieb am Boeing-Standort in Renton, Washington, eingestellt – an diesem Tag wird nicht an Boeing 737 MAX weitergearbeitet. Mitarbeiter sollen an Workshops zum Thema Qualität teilnehmen und die Prozesse unter die Lupe nehmen. Das Unternehmen sei offen für Vorschläge und Verbesserungen seitens der Mitarbeiter, wie Reuters in einer weiteren Meldung berichtet. Weitere Produktionsstätten werden in den nächsten Wochen ebenfalls stillgelegt.

Angst um das Nachfolgemodell 737 MAX 10

In enger Zusammenarbeit mit der FAA sichert Boeing zu, den Produktionsprozess um die 737-MAX-Reihe qualitativ zu verbessern. Mitte Januar war ein unabhängiger Berater zum Unternehmen gestoßen, um die Abläufe zu prüfen und zu verbessern. Zusätzlich wird sich Boeing-CEO Dave Calhoun diese Woche mit den US-Senatoren zusammensetzen und das Flugverbot besprechen. Denn von der Qualitätsverbesserung bei Boeing hängt auch die Zukunft des Nachfolgemodells Boeing 737 MAX 10 ab, das von vielen Airlines bestellt wurde. Obwohl dieses Modell nicht das Türverschlusssystem beinhaltet, was in den Vorfall verwickelt ist, werden Verzögerungen und Probleme für den Nachfolger befürchtet. Sollte dem so sein, kann der US-Flugzeugbauer dem Konkurrenten Airbus nicht mehr so leicht die Stirn bieten, wie Reuters schreibt.

Fazit zu vielen losen Schrauben bei Boeing 737 MAX 9

Das Ausmaß der losen Schrauben bei der Boeing 737 MAX 9 ist größer als zunächst gedacht. Das geht aus einem Statement des Alaska Airline CEOs hervor. Um die Produktionsqualität zu verbessern, hat Boeing Anweisungen an Zulieferer ausgegeben und wird ab Donnerstag beginnen, Produktionsstätten stillzulegen. Mitarbeiter sollen an Qualitäts-Workshops teilnehmen und der Boeing CEO setzt sich mit Senatoren zusammen. Es wird sich zeigen, inwiefern sich die aktuelle Lage auf die Produktion des Nachfolgemodells Boeing 737 MAX 10 auswirkt.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • “Boeing produziert nicht alle Teile ihrer Flugzeuge selbst” ist eine deutliche Untertreibung. Boeing selbst beziffert die Anzahl seiner Zulieferer auf 11 000. Dass allein wegen der schieren Masse an Zulieferern und Bauteilen immer wieder Qualitätsmängel auftreten, versteht sich von selbst. Aus diesem Grund hat so ein gigantischer Industriekonzern auch ein entsprechendes Qualitätsmanagement, das sicherstellen soll, dass fehlerhafte Bauteile nicht im Endprodukt landen. Eigentlich. Denn wie mittlerweile jedem bekannt sein dürfte, der sich ein wenig für das Thema interessiert,
    wurde das einst vorbildliche Qualitätsmanagement von Boeing zugunsten kurzfristigem Profitdenken gegen die Wand gefahren. Die Schuld für das neuerliche Desaster auf einen Zulieferer zu schieben ist entsprechend lächerlich.

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