Annullierungen, Verspätungen oder verlorene Koffer – immer mehr Menschen verlangen Entschädigung und reichen deshalb Klagen gegen Airlines ein.

Im vergangenen Jahr registrierten die Gerichte an den Flughäfen in Deutschland etwa 70.000 Klagen gegen Fluggesellschaften. Laut Angaben des Deutschen Richterbundes sind damit die Zahlen um etwa 40 Prozent gestiegen. Wie rnd.de mitteilt, erwarte man sogar noch mehr Beschwerden.

 „Fließbandklagen“

Nicht immer geht es am Flughafen reibungslos voran. Vor allem das letzte Jahr hat vielen Fluggästen gezeigt, wie chaotisch es manchmal zugehen kann. Das hat sich unter anderem auch bei den Gerichten gezeigt. So wurden für das Jahr 2022 ungefähr 70.000 Klagen gegen Airlines eingereicht. Wie eine Umfrage der „Deutschen Richterzeitung“ ergab, registrierte das Amtsgericht in Köln mit 18.000 Klagen das höchste Aufkommen, gefolgt von Frankfurt/Main mit mehr als 11.300 Klagen und Düsseldorf mit etwa 9.000 Klagen. Das Amtsgericht Königs Wusterhausen, welches für den Flughafen Berlin-Brandenburg zuständig ist, meldete circa 7.000 eingereichte Beschwerden.

Auch für dieses Jahr erwarte man wieder massenhafte Klagen. Bereits 2.808 neue Klagen wurden eingereicht, von denen ungefähr 90 Prozent von Fluggästen kommen. Die Portale, mit denen die Fluggäste ihre Ansprüche schnell bearbeiten können, seien unter anderem ein Hauptgrund für die sogenannten “Fließbandklagen”. Dadurch würden Zivilgerichte aber gehindert werden, weshalb Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbunds, Abhilfe von der Politik fordert.

Vorschläge der Richterschaft für sinnvolle Rechtsänderungen liegen seit mehr als einem Jahr auf dem Tisch.

Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer Deutscher Richterbund
Gericht

Die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) stellte ebenfalls einen Anstieg bei den Schlichtungsanträgen fest. So wurden 2022 insgesamt 25.660 Anträge registriert, bei denen sich die meisten um Annullierungen handelten (etwa 43 Prozent). Auch Flugausfälle oder Probleme mit Gepäckstücken wurden als Grund angegeben.

Künstliche Intelligenz soll Hilfe leisten

Damit die Justiz zukünftig schneller arbeiten kann, wurde 2021 am Amtsgericht in Frankfurt ein Software-Pilotprojekt gestartet. Bei ähnlichen Fällen sollen Textbausteine und Vorschläge die Richter bei ihrer Arbeit unterstützen. Aktuell läuft die Beschaffung einer entsprechenden KI-Anwendung, wie das hessische Justizministerium berichtet. Noch ist jedoch unklar, wann genau das neue System mit in den Arbeitsalltag integriert werden kann.

Fazit zu massiven Klagen gegen Airlines

Der Deutsche Richterverbund registrierte für das Jahr 2022 etwa 70.000 eingereichte Klagen gegen Airlines. Damit ist die Zahl um etwa 40 Prozent gestiegen. Ein Pilotprojekt, welches in Frankfurt gestartet wurde, soll untersuchen, ob mithilfe von KI die Arbeit der Richter erleichtert werden kann, sodass eine schnellere Bearbeitung der Fälle möglich wäre. Ob auch für dieses Jahr genauso viele oder vielleicht sogar mehr Klagen eingereicht werden, bleibt spannend abzuwarten.

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Autor

Ihre Reiselust begann bereits in jungem Alter, wo sie sich immer sehr auf die Ferien gefreut hat. Egal ob Städtetrips, Urlaube am Meer oder auf den Bergen – Acelya ist für jedes Abenteuer bereit. Mit ihrer Neugierde und ihrer großen Leidenschaft zum Schreiben, entschied sie sich für ein Publizistikstudium. Bei reisetopia kann sie ihre Lust für Reisen und das Schreiben perfekt miteinander verbinden.

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  • Der Skandal ist, dass sich airlines weigern, Entschädigung zu zahlen, obwohl ein Rechtsanspruch besteht Ich selbst gabe vor einer Woche beim AG Königs Wusterhausen eine Klage gegen LH eingereicht. Dazu brauche ich kein RA und kein Portal.

  • “Die Portale, mit denen die Fluggäste ihre Ansprüche schnell bearbeiten können, seien unter anderem ein Hauptgrund für die sogenannten “Fließbandklagen”. ”

    Na, so kann man Ursache und Wirkung auch auf den Kopf stellen. Natürlich ermöglichen es diese Portale vielen Leuten, unkompliziert zu ihrem Recht zu kommen, aber würden die Airlines vollumfänglich ihren vertraglichen Pflichten (bzw. bei Abweichungen ihren Entschädigungspflichten) nachkommen, gäbe es diese Portale gar nicht.

      • Ja, es ist unglaublich in welche Nöte man geraten kann. Wir sind definitiv in Delhi gestrandet, weil Air India mehr als 3Std. Verspätung hatte und der Anschlussflug nach Hamburg via Warschau weg war. Wir hatten ein Business Class Ticket über Miles&More (ein eTicket, eine Buchungsnummer). Air India hat die Beförderungspflicht abgelehnt, weil wir auf Miles&More flogen. Wir mussten neue Oneway Tickets kaufen,
        die für meinen Mann und mich Economy knapp 4.000€ gekostet haben. Jetzt macht es sich LH leicht und sagt AI hätte uns befördern müssen und haben gleich alles auf Air India geschoben, die sich natürlich überhaupt nicht melden…

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