In den letzten Tagen dominiert in den Medien hauptsächlich ein Thema: Mallorca Urlaub an Ostern. Während der Sachverhalt für viele klar scheint, ist das Problem jedoch ein viel größeres.

Seitdem Mallorca nicht mehr als Risikogebiet gilt und man sich somit bei der Rückkehr in Deutschland nicht mehr in Quarantäne begeben muss, hat die Nachfrage nach Urlaub auf Mallorca schlagartig zugenommen. Die Debatten um ebendieses Thema stehen an der Tagesordnung – von einigen befürwortet, von vielen scharf kritisiert. Doch was ist eigentlich das große Problem mit dem Urlaub auf der Lieblingsinsel der Deutschen?

Urlaub auf Mallorca, aber nicht in Deutschland

Seit mehreren Monaten haben viele Hotels in Deutschland bereits geschlossen. Es gilt ein generelles Beherbergungsverbot, was touristische Übernachtungen innerhalb Deutschlands untersagt. Bereits im Oktober fand ich diese Regelung paradox – denn während ich auf Zypern einen recht unbeschwerten Urlaub verbrachte, durfte ich in Deutschland nicht mehr in ein Hotel einchecken. Diese Problematik hat sich bis heute nicht verändert, denn auch, wenn die Risikogebietsliste des RKI immer noch lange ist, kann man ja trotzdem reisen, auch wenn man anschließend in Quarantäne muss – für viele Deutsche war dies jedoch ein Ausschlusskriterium.

Gran Melia De Mat Mallorca

Nach einer solch langen Zeit im Lockdown ist es daher nachvollziehbar, dass die Leute wieder reisen wollen und einige diesen Wunsch auch in die Tat umsetzen – selbst, wenn die Bundesregierung zum Verzicht aufruft. Nachdem die Fallzahlen in vielen bei Touristen beliebten europäischen Ländern sinken, war es absehbar, dass man bald wieder ohne Restriktionen ins Ausland reisen kann, während dies in Deutschland weiterhin nicht möglich ist. Dass eine dieser Destinationen nun Mallorca ist, scheint ein unglücklicher Zufall – denn kein Urlaubsdomizil triggert die Deutschen so sehr wie Mallorca. Abgesehen von Vorurteilen à la Partyurlaub, hat jeder eine Meinung zu der Balearen-Insel, egal ob er schon mal da war oder nicht. In diesem Licht wirkt es daher umso widersprüchlicher, dass man gerade dorthin reisen kann, während ein Hotelaufenthalt in Heimatnähe weiterhin untersagt bleibt.

Unzufriedenheit in Deutschland befeuert die Situation

Die Meinungen, die medial kursieren und von Politikern angeheizt werden, scheinen nicht sonderlich positiv. Denn diese betonten öfters, dass nur weil die Insel kein Risikogebiet mehr sei, es nicht als Einladung zum Reisen gesehen werden darf. Doch genau an dieser Stelle fragen sich viele: Warum? Denn dies würde ja implizieren, dass so lange wir in Deutschland die Situation nicht in den Griff bekommen, jeder auf Reisen verzichten sollte. Mit Blick auf das Argument der Solidarität klingt das erst mal logisch, jedoch sind weitere Argumente teilweise weniger nachvollziehbar. Denn wieso sollte man sich nicht an einen anderen Ort begeben – sofern man sich sorglos verhält -, an dem das Infektionsgeschehen und die Inzidenz deutlich niedriger sind als in Deutschland, womit man die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung verringert?

Luxushotels Mallorca

Klar begibt man sich auf einen Reiseweg, bei dem man – sofern man nicht mit dem eigenen Auto verreist – mehrere Kontaktpunkte hat. Doch bei einer täglichen Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin sehe ich ein deutlich höheres Risiko als bei einem Flug, bei dem sich Leute an die Regeln halten und die Hygienestandards meist überzeugen. Natürlich steht hierbei außer Frage, dass es Urlauber gibt, welche sich vor Ort unverhältnismäßig und sorglos verhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ebendiese Personen in Deutschland ebenso verhalten, wird hierbei oft nicht in Betracht gezogen.

Egal ob man nun weiterhin Mallorca Urlauber verteufelt oder nicht, zeigen all die Diskussionen und Empörungen über die zahlreichen Urlauber aber doch das eigentliche Problem: die aktuelle Unzufriedenheit in Deutschland. Denn dieses ganze Thema steht nur so im Vordergrund, weil man selbst in Deutschland weiterhin eingeschränkt bleibt und Leute sich an den kleinsten Strohhalm Freiheit klammern, den sie aktuell finden können.

Testpflicht? Wenn ja, dann für alle

Doch trotz allem ist es nachvollziehbar, dass der Buchungsansturm auf Mallorca bei vielen Politikern Sorge entfacht hat, schließlich warnen Reiseforscher vor einem “zweiten Ischgl” und keiner weiß, wie sich die Mallorca-Situation entwickeln wird. Da die Infektionszahlen und der Inzidenz in Deutschland seit Tagen wieder ansteigt, sind die Ängste nach Verschärfungen umso größer. Um dem vorzubeugen, kam aus Niedersachsen und Bayern der Vorschlag einer Testpflicht für Mallorca-Urlauber, bevor auch Außenminister Maas sich dafür aussprach.

Mallorca

Wenn man auf die RKI-Richtlinien blickt, scheint die Sachlage klar: in Deutschland kann man ohne Restriktionen einreisen, sofern man nicht aus einem der Risikogebiete kommt. Gerade mit Hinblick auf Mallorca klingt es also willkürlich plötzlich nur Rückreisende der Insel zu testen, während dies nicht für einreisende Personen aus beispielsweise Ibiza oder den kroatischen Gebieten zutreffen soll. Ob dies dann rechtmäßig durchgesetzt werden kann, ist fraglich. An dieser Stelle bleibt also die Frage, ob die Einteilung und die Regeln des RKI im Zusammenhang mit den Einreisebestimmungen noch sinnvoll sind oder ob ein anderes System greifen sollte. Eine generelle Testpflicht kann in der aktuellen Situation sicherlich sinnvoll sein, um Reisen möglich zu machen, Mallorca-ähnliche Situationen zu vermeiden und trotzdem die Infektionszahlen in Deutschland zu schützen.

Hotelöffnung in Deutschland nötig

Bei der ganzen Debatte sollte man jedoch nicht nur auf Mallorca blicken, sondern auch auf die Situation der Hoteliers in Deutschland. Vom RKI selbst wird das Infektionsrisiko in Hotels als “niedrig” eingestuft, zudem wurden für Hotels mehr als umfängliches Hygienekonzept ausgearbeitet. Seit Wochen herrscht Unverständnis bezüglich der anhaltenden Schließungen von Hotels. Während von der Bundesregierung Lockerungspläne für diverse Sektoren vorgelegt wurden, hat man Hoteliers immer weiter vertröstet – bis jetzt. Diese sind über die aktuellen Vorfälle – verständlicherweise – wütend und sauer. Sicherlich nicht etwa, weil Leute nach Mallorca reisen, sondern weil ihnen das Geschäft verwehrt wird, während Urlauber an andere Orte in Europa problemlos und ohne große Restriktionen reisen können.

Dass aufgrund der aktuellen Situation der Druck auf die Regierung größer wird, könnte sich letzten Endes positiv auf die Hoteliers auswirken. Denn endlich werden die Stimmen gehört und Lösungsvorschläge präsentiert – selbst wenn dies leider nicht bedeutet, dass etwas umgesetzt wird. Klar ist jedoch, dass die Politik in irgendeiner Art und Weise zum Handeln gezwungen ist und wir nur noch abwarten müssen, was dies letzten Endes bedeutet.

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Autorin

Lena Goller ist COO bei reisetopia und seit Februar 2020 Teil des Teams sowie der Geschäftsführung. Auch, wenn sie im Sommer 2021 die Redaktionsleitung übergeben hat, schreibt sie weiterhin noch gerne über ihre luxuriösen Reiseerlebnisse, ansonsten fokussiert sie sich primär auf operative Prozesse sowie ihr Lieblingsthema: das Affiliate Marketing.

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