Guter Stil sieht anders aus: Still und heimlich hat Miles & More die Zuschläge für Flüge nach Nordamerika erhöht. Die Folgen treffen leider genau die Falschen und könnten für Miles & More zum Problem werden.
Steigende Preise sind in den letzten Jahren keine große Neuigkeit, das ist auch an Vielfliegerprogrammen nicht vorbeigegangen. Dennoch stand Miles & More zumindest großenteils wie ein Fels in der Brandung und hat die Preise für Meilentickets nicht erhöht. Dabei bleibt es auch, allerdings steigen die Preise bei einem anderen wichtigen Komponenten eines Meilentickets. Negativ fallen dabei mehrere Aspekte aus, insbesondere aber die versteckte Erhöhung.
Keine Ankündigung, keine Kommunikation
Im ersten Moment darf man die Frage stellen, ob Miles & More überhaupt etwas dafür kann, wenn eine Fluggesellschaft den sogenannten internationalen / nationalen Zuschlag (früher Treibstoffzuschlag) bei ihren Tickets erhöht. Immerhin betrifft die Preiserhöhung auch nicht Miles & More per se, weswegen es im ersten Moment nachvollziehbar erscheint, dass weder eine Ankündigung noch eine Kommunikation stattgefunden hat. Im Fall der Lufthansa und ihren Partnerfluggesellschaften aus der Lufthansa Group hat das aber mindestens ein “Geschmäckle”.
Die Unternehmen gehören alle zum selben Konzern und auch bei Miles & More weiß man, dass der Abstand größte Anteil der Flugtickets bei der Lufthansa und ihren Schwesterairlines ausgestellt wird. Dass man sich in diesem Fall nicht genötigt fühlt, Kunden über anstehende oder zumindest über erfolgte Änderungen zu informieren, spricht nicht gerade für guten Stil. Vornehmlich, weil die Abwertung der Prämientickets nicht gerade in kleinem Maße erfolgt ist.
Getroffen werden die kleinen Meilensammler
Nun trifft eine Erhöhung des Treibstoffzuschlags sicherlich all diejenigen gleich, die auch Meilen einlösen. Doch der Fokus darauf, die Zuschläge nur auf Strecken nach Nordamerika zu erhöhen, trifft am Ende leider genau diejenigen, die über die Meilenschnäppchen an das Meilen sammeln herangeführt werden und möglicherweise keine regelmäßigen Vielflieger sind – genau diese Zielgruppe möchte Miles & More verstärkt ansprechen und macht sie mit der Erhöhung gleichzeitig zum Kollateralschaden.
All diejenigen, die mühsam und teils über Jahre Meilen ansparen, um die Meilenschnäppchen für beispielsweise 55.000 Miles & More Meilen nach Nordamerika zu nutzen, müssen jetzt damit leben, noch mehr Geld für die Zuschläge einzuplanen. Bedenkt man, dass die Zuschläge schon seit Jahren nach oben gegangen sind, ist eine weitere Erhöhung von über 200 Euro ein schwerer Schlag. Je nach Strecke liegen die Zuschläge für einen Hin- und Rückflug jetzt schon bei knapp 900 Euro und damit so hoch wie bei nahezu keiner anderen Airline, die zwischen Europa und den USA fliegt.
Da man bei den gerade für normale Meilensammler attraktiven Meilenschnäppchen das Angebot in den vergangenen Monaten und Jahren so stark ausgedünnt hat, dass es im Grunde nur noch Ziele in Nordamerika gibt, wird gerade diese Einlösung (noch) unattraktiver. Dem “normalen” Meilensammler bringt es schlicht nichts, dass Strecken in andere Regionen nicht betroffen sind – die einigermaßen erreichbaren Meilenschnäppchen gibt es ohnehin nahezu nie nach Asien, Afrika oder Südamerika.
Kein Zusammenhang mit der Preisentwicklung von Flugtickets
Besonders übel stößt auf, dass die Erhöhung seitens Miles & More in einer Zeit kommt, in der die Flugtickets wieder deutlich günstiger werden. In den vergangenen Monaten gab es wieder verstärkt gute Business und First Class Angebote, teilweise für weniger als 1.500 Euro für einen Hin- und Rückflug nach Nordamerika. Die Differenz zu den Zuschlägen bei mit Meilen gebuchten Tickets wird so vergleichsweise gering, zumal der Konkurrenzkampf möglicherweise noch weiter sinkende Preise bringt.
Damit aber nicht genug, denn auch der Kerosinpreis (früher war dieser noch die Ursache für die Zuschläge) ist seit neuen Rekordhöhen im Sommer 2022 wieder deutlich zurückgegangen. Zwar liegt der Preis im Vergleich gegenüber den Zeiten vor dem Ukraine-Krieg immer noch deutlich höher, allerdings ist das bei nahezu allen Fluggesellschaften auch bereits eingepreist. Nachvollziehbar ist die Erhöhung seitens der Airlines der Lufthansa Group somit nicht.
Miles & More muss über die Attraktivität nachdenken
Insgesamt bleibt für Miles & More ein großes Problem: Die Attraktivität des Programms nimmt durch die Entwertung der besonders beliebten Einlösungen in der Business Class nach Nordamerika (insbesondere über die Meilenschnäppchen) enorm ab. Vornehmlich Einlösungen in den Premiumklassen sorgen dafür, dass Menschen sich für das Meilen sammeln interessieren und potenziell irrational handeln, um sich entsprechende Träume nicht erfüllen.
Dass es in der Premium Economy Class keine Erhöhung gibt und auch auf Strecken, die man ohnehin selten mit Meilen in der Business oder First Class buchen kann, ist da im Verhältnis ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nimmt man in die Gleichung nun auch noch auf, dass andere Fluggesellschaften (auch solche, die über Miles & More buchbar sind) signifikant geringere Zuschläge erheben, geht man bei Miles & More schlicht ein großes Risiko ein.
Die gefühlte Monopolstellung des Vielfliegerprogramms der Lufthansa mag zwar dazu verleiten, eine solche Änderung dennoch durchzudrücken. Dass die Aktivität der Mitglieder abnimmt und besonders die Gewinnung neuer Begeisterter für das Meilen sammeln so allerdings deutlich schwerer wird, sollte man im Blick haben. Zumindest dann, wenn es um Kreditkarten geht, gibt es dank dem Membership Rewards Programm® der American Express® Kreditkarten immerhin noch eine Alternative, die Einlösungen über andere Programme mit geringeren Zuschlägen ermöglicht.