Die Stimmung im Sommer 2021 wirkt trügerisch, denn so richtig weiß noch niemand, was in einem oder zwei Monaten kommt. Könnte die Zeit der Reisebeschränkungen tatsächlich vorbei sein?

Für die Reisebranche gab es in den letzten 18 Monaten nur wenig zu lachen, auch wenn einige Phasen sicherlich deutlich weniger schlimm waren als andere. Für all diejenigen, die eine Leidenschaft für die Erkundung der Welt entwickelt haben, klart sich der Himmel langsam auf – allerdings mit Blick auf die Delta-Variante des Coronavirus auch wieder mit Rückschlägen. Dennoch scheint das Schlimmste überwunden zu sein, denn den steigenden Fallzahlen zum Trotz, stehen die Zeichen eher auf Öffnung, zumindest für Geimpfte.

Schockierende Inzidenen und trotzdem keine Quarantäne

Wie sehr sich das Bild gewandelt hat, zeigt besonders ein Blick darauf, wie eine dreistellige Inzidenz noch im Sommer 2020 behandelt wurde und welche Rolle sie jetzt spielt. Kein Beispiel illustriert das so gut wie das von Spanien, denn als die Zahlen im letzten August in die Höhe schossen, war die Urlaubssaison durch entsprechende Reisebeschränkungen der wichtigsten Herkunftsländer jäh beendet worden. Deutsche, die etwa nach Barcelona wollten, mussten bei der Rückreise in Quarantäne. Heute ist die Inzidenz in der katalanischen Metropole signifikant höher, wer jedoch bereits vollständig geimpft ist, muss überhaupt keine Einschränkungen hinnehmen. Eine Einreiseanmeldung in die eine und in die andere Richtung sind schon das größte Übel, Geimpfte müssen ansonsten weder in Quarantäne noch brauchen sie auf dem Hin- oder Rückweg einen Test.

Barcelona Park Gell

Dasselbe Spiel gibt es bei fast allen anderen Ländern in Europa, denn sogenannte Virusvariantengebiete gibt es auf dem Kontinent nicht mehr. Das heißt konkret: egal aus welchem europäischen Land man nach Deutschland zurückkehrt – eine Quarantäne ist für Geimpfte nicht erforderlich. Das gilt selbst für ein Land wie Zypern, wo die Inzidenz bald eine schwindelerregende vierstellige Höhe erreichen könnte. Was im letzten Jahr noch schockiert beobachtet worden wäre, ist mit Blick auf den Impffortschritt vielfach nur noch eine Randnotiz. Natürlich sorgen die hohen Inzidenzen dennoch dafür, dass manch einer seine Reisepläne noch einmal überdenkt – eine minimale Ansteckungsgefahr bleibt immerhin auch für Geimpfte – aber die innerhalb der Europäischen Union so besondere Reisefreiheit als solche ist auf dem Kontinent wieder hergestellt.

Keine große Angst vor Herbst und Winter

Doch es sind nicht nur die sommerlichen Reisegefühle, die im Moment für eine gewisse Entspannung sorgen. Es ist vielmehr auch der Ausblick, der Grund zur Hoffnung gibt. Trotz der Saisonalität des Virus denkt aktuell zumindest offen niemand darüber nach, dass es in den nächsten Monaten wieder verschärfte Reiseregeln geben könnte. Vielmehr ist meist die Rede davon aus, dass die letzten Einschränkungen im September oder Oktober – spätestens dann sollten all diejenigen, die möchten, doppelt geimpft sein – fallen sollen. Das dürfte zumindest in einem bestimmten Rahmen auch für die verbliebenen Einschränkungen rund um Reisen gelten. Wer doppelt geimpft ist, dürfte sich also auch im Herbst und Winter auf europäische Reisefreiheit freuen – im letzten Jahr war man davon noch weit entfernt.

Monopoli Apulien Italien

Natürlich gibt es auch in dieser Hinsicht pessimistische Szenarien, nicht nur mit Blick auf die Delta-Variante. Immer wenn es um das Ende der Einschränkungen oder auch Entwicklungen rund um Reisen und Quarantäne geht, steht ein großes ABER im Raum. Falls es eine neue Virusvariante gäbe, gegen die Impfstoffe kaum oder nur wenig wirken, scheinen neue Einschränkungen möglich. Sehr gut gezeigt hat das die Angst vor der Delta-Variante, die zwischenzeitlich sogar dazu geführt hat, dass das beliebte Urlaubsland Portugal zum Virusvariantengebiet wurde. Dass auch die Angst vor anderen Varianten weiter groß bleibt, weil sie die Effektivität von Impfstoffen negativ beeinflussen könnten, zeigt sich mit Blick auf die als besonders riskant eingestuften Regionen in Afrika sowie Brasilien. Ganz vom Tisch ist auch ein negatives Szenario hinsichtlich potenzieller Reisebeschränkungen also nicht – wenngleich es deutlich unwahrscheinlicher ist als im Vorjahr.

Der lange Weg zurück zu interkontinentalen Reisen

Doch Reisefreiheit bedeutet für Viele natürlich nicht nur, dass man nach Spanien oder Frankreich reisen, sondern dass man auch entfernte Destinationen kennenlernen kann. In dieser Hinsicht scheint die Normalität etwas weiter entfernt, wenngleich die ersten Schritte in die richtige Richtung gemacht wurden. Die Staaten der Europäische Union haben die Regeln für Einreisen aus einigen Ländern gelockert, etwa für US-Amerikaner oder auch für Japaner. Gleichzeitig öffnen sich auch viele Länder wieder für Europäer, zuletzt und in ausgewählten Pilotprojekten beispielsweise Thailand, aber auch Wüstenstaaten wie Katar. Selbst im mit Blick auf die Pandemie so konservativen Singapur deuten sich langsam, aber sicher Öffnungstendenzen an. Vor Monaten wäre das noch undenkbar gewesen.

Novotel Phuket Kamala Beach Strand 4

Der Weg allerdings bleibt weit, denn bei aller positiver Entwicklung ist die Reisefreiheit aus dem Jahr 2019 noch ein ferner Traum. Kanada, die Vereinigten Staaten von Amerika, Indonesien, Malaysia, Japan und Australien sind nur einige Länder, die bislang wenig Interesse daran zeigen, europäische Touristen wieder willkommen zu heißen. Nach und nach dürfte sich das in den kommenden Monaten ändern – trotz der Delta-Variante, aber eine vollständige Reisefreiheit für weltweite Destinationen noch in diesem Jahr ist gänzlich unrealistisch. Auch ohne weitere Virusvarianten dürften die Reisebeschränkungen selbst im Jahr 2022 noch nicht ganz vom Tisch sein. So schön es klingen würde, wenn die Reisebeschränkungen sich schon bald tatsächlich komplett verschwinden, gilt es noch so einige Schritte zu gehen. Immerhin: Die Fortschritte der letzten Monate waren groß – ein Hoffnungsschimmer für all diejenigen, für die Reisen mehr ist als nur ein Zeitvertreib.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Sorry, ständig mit dem Begriff Angst zu hantieren, ist nicht zielführend!
    Gerade im Hinblick auf die vielzitierte Delta-Variante, welche zwar schneller verbreitet wird, dennoch kaum negative Auswirkungen hat, sollte doch so langsam klar sein, dass Angst völlig fehl am Platze ist!
    Warum wird hier in den meisten Artikeln auch immer wieder das Thema so überdimensioniert behandelt?

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