Die zweitgrößte Fluggesellschaft in Deutschland baut am wichtigsten Hub in Frankfurt weiter aus – doch kann Condor diesen Kampf überhaupt gewinnen?
Es sind interessante Zeiten für die deutsche Luftfahrt, denn während die Lufthansa mit ihrer Flottenerneuerung beschäftigt ist und der aktuelle Zollkonflikt die wirtschaftliche Stimmung trübt, hat man den Eindruck, dass die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Condor von all dem relativ unbeeindruckt ist und ihre Wachstumspläne konsequent weiterverfolgt. Bleibt nur die Frage: Ist dies in Frankfurt überhaupt nachhaltig möglich?
Weniger Frequenzen auf allen Konkurrenzstrecken
Dass sich diese Frage immer mehr stellt, liegt primär daran, dass Condor damit begonnen hat, mindestens in Teilen das Geschäftsmodell der Lufthansa zu kopieren. In den vergangenen Monaten und Jahren hat Condor immer mehr neue Langstrecken ab Frankfurt angekündigt, keineswegs zu klassischen Urlaubszielen, sondern auch auf geschäftlich relevanten Routen wie etwa nach New York oder Miami.
Das Problem daran: Condor fliegt auf den meisten Strecken maximal einmal am Tag, teilweise auch nicht einmal täglich. Die Lufthansa dagegen bietet auf Konkurrenzstrecken wie nach Los Angeles oder Boston nicht nur ab Frankfurt deutlich mehr Optionen. Damit aber nicht genug, denn mit ihren verschiedenen Tochtergesellschaften kommt die Lufthansa je nach Strecke auf drei-, vier oder gar fünfmal so viele Verbindungen wie Condor.
Für Geschäfts- oder auch Urlaubsreisende ergeben sich so deutlich mehr passende Verbindungen, wenn sie sich für die Lufthansa entscheiden. Genau das ist für Condor die Krux, denn gewinnen kann sie am Ende nur durch ein signifikant besseres Preis-Leistungsverhältnis. Dass die Lufthansa hier gerade auf Konkurrenzstrecken allerdings durchaus bereit ist, bei den Margen zu “leiden”, sieht man an der Preisentwicklung etwa auf der Route nach New York.
Keine Chance, bei den Zubringern aufzuholen
Dennoch sendet Condor weiterhin Zeichen, die darauf hindeuten, dass die Airline den Kampf vertiefen möchte – etwa mit der Ankündigung von einem noch einmal ausgeweiteten innerdeutschen Zubringernetz. Im Winter geht es auf den besonders wichtigen Verbindungen ab Frankfurt, etwa nach Hamburg oder Berlin, sogar gleich dreimal täglich. Das ist gleichwohl immer noch ein Bruchteil dessen, was die Lufthansa bietet, die auf denselben Strecken unter der Woche mehr als ein Dutzend Mal am Tag fliegt.
Dies mag je nach Verbindung für Reisende noch relativ egal sein, solange die Zubringer gut auf die Langstreckenverbindungen angepasst sind. Doch das Problem für Condor liegt eher daran, dass die Airline insgesamt viel weniger Verbindungen anbieten kann – selbst wenn man die verbliebenen Kooperationsflüge mit der Lufthansa mitrechnet. Bietet die größte deutsche Airline ab Frankfurt mehr als 100 Optionen für Weiterflüge, sind es bei Condor nur etwa die Hälfte.
Dass Condor in dieser Hinsicht aufholen kann, dürfte man als gänzlich unmöglich einstufen. Das gilt selbst dann, wenn Condor in den kommenden Monaten einer der beiden großen Allianzen beitritt oder weitere Partnerschaften innerhalb Europas schließt. Vielmehr bleibt sogar das Risiko, dass die Vereinbarung mit der Lufthansa hinsichtlich der Zubringerflüge auf Routen wie nach Bologna oder Nizza sogar irgendwann gänzlich endet.
Frankfurt dürfte zu klein für zwei erfolgreiche Airlines sein
Wenig überraschend kommt deshalb immer wieder die Frage auf, ob Condor sich möglicherweise eher auf einen anderen Hub konzentrieren sollte. Natürlich gibt es Beispiele für Hubs, die nicht nur von einer, sondern von mehreren Fluggesellschaften aktiv bespielt werden. Eine Erfolgsgeschichte ist das allerdings oft nur für den Platzhirsch, wie etwa das Verhältnis der erfolgreichen British Airways gegen die darbende Virgin Atlantic zeigt.
Nun mag es in Asien, etwa in Tokio, auch andere Beispiele geben, allerdings handelt es sich bei der größten Metropole Japans genauso wie auch bei London um Märkte mit einer ganz anderen Stärke als Frankfurt, das nicht nur ob seiner vergleichsweise geringen Größe, sondern auch bezüglich der Wirtschaftskraft nicht in derselben Liga spielt wie andere Hubs mit mehreren erfolgreichen Airlines, etwa New York.
Entsprechend ist es kaum vorstellbar, dass gleich zwei Fluggesellschaften mit einem verwandten Geschäftsmodell und einem starken Fokus auf Langstreckenverbindungen nach Nordamerika und Zubringern innerhalb von Europa in Frankfurt erfolgreich sein können. Bleiben eigentlich nur zwei echte Optionen: Entweder Condor versucht sein Glück anderswo oder wird irgendwann wieder von der ehemaligen Mutter geschluckt – Letzteres darf man kartellrechtlich allerdings als nahezu unmöglich einstufen.
Berlin, Düsseldorf und Hamburg in der Verlosung
Doch auch die andere Option erscheint nicht recht realistisch, fehlt es doch zumindest in Europa an historischen Vorbildern. Dass eine Fluggesellschaft ihren Stammmarkt hinter sich lässt, um sich mit demselben Geschäftsmodell an einem anderen Airport niederzulassen, hat man so wohl bisher nicht gesehen. Nun spricht für Condor, dass die Airline durch ihre Urlaubsflüge auch anderswo bereits verankert ist – ein solcher Wechsel wäre allerdings dennoch eine Mammutaufgabe.
Infrage dürften für so einen Schritt generell auch nur drei Flughäfen kommen, wobei die Infrastruktur jeweils nicht unbedingt auf einen klassischen Hub mit massiven Umsteigeverbindungen von der Kurz- auf die Langstrecke ausgerichtet ist. Die Rede ist von Düsseldorf mit dem starken Einzugsgebiet im Rhein-Main-Gebiet sowie die beiden größten Städte in Deutschland, Hamburg und Berlin, denen in der Luftfahrt ironischerweise von den beiden kleineren Großstädten München und Frankfurt der Rang abgelaufen wird.
Soeben wurde in der Vergangenheit oft darüber diskutiert, ob diese Flughäfen mit Blick auf die Wirtschaftskraft für einen Hub einer globalen Fluggesellschaft überhaupt infrage kommen. Bedenkt man gleichwohl allerdings, dass TAP Portugal aus Lissabon, SAS aus Oslo und Kopenhagen oder LOT aus Warschau durchaus funktionierende Drehkreuze gemacht hat, sollte man den drei deutschen Metropolen durchaus eine Chance zurechnen.
Schwer umsetzbare Gedankenspiele mit Hoffnung auf Hilfe
Nun handelt es sich bei einem möglichen Hub-Wechsel der Condor fraglos um Gedankenspiele, allerdings scheint klar, dass in den kommenden Monaten und Jahren etwas passieren muss. In Frankfurt wird die Airline den Kampf gegen die Lufthansa nicht gewinnen können, insbesondere dann nicht, wenn sich die Stimmung auf dem Transatlantikmarkt weiter trüben sollte. Condor dürfte darunter noch mehr leiden als die Lufthansa, die finanziell eine solche Schwächephase eher durchstehen kann.
So bleibt auch die Frage nach Hilfe für Condor. Diese könnte infolge eines Investments eines großen Lufthansa-Konkurrenten wie der IAG um British Airways oder Air France-KLM folgen, oder aber auch durch den Beitritt zur oneworld oder SkyTeam Allianz. Noch wichtiger könnte allerdings die Frage werden, wo der Standort Deutschland mit seiner neuen Regierung in puncto Luftfahrt möchte. Mehr Unterstützung ist vorgesehen, bislang sieht man aber nur Babyschritte.
Denkbar wäre, dass zumindest Lokalregierungen Condor bei einem verrückten Schritt wie einem Hub-Wechsel unterstützen könnten, um zwei Ziele mit einer Klappe zu schlagen: Mehr Konkurrenz und damit attraktivere Preise für deutsche Verbraucher im Luftverkehr auf der einen und eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts auf der anderen Seite. So schön diese Gedankenspiele jedoch sein mögen, momentan scheint dafür der politische Wille zu fehlen.
Eine gute Airline macht nicht nur eine gute Business Class aus sondern auch guter IRROP / INVOL /SKCHG Umgang mit den Kunden. Und da ist Condor unterste Grütze. Zum einen bietet sie ja wie im Artikel genannt kaum eigenen Alternativen an den Tagen, ist aber anderseits nur mit Anwalt bereit auf Fremdmetall umzubuchen bzw. man macht es selbst und klagt über Monate sein Geld ein wo Condor noch mit wirren Argumentationen versucht das ganze in die Länge zu ziehen. Das geht bei LH group wesentlich smoother. 1. Einfach innerhalb der Gruppe umbuchen lassen oder auch auf Star Alliance falls es dort nichts gibt. Ein gutes Bordprodukt allein bringt es halt nicht. Dennoch hoffe ich auf einen Beitritt zur OneWorld von Condor, damit die Preise mal runterkommen auf dem Dt. Markt und auch damit es einfach mehr Alternativen in solchen Fällen gibt.
So lange Condor so weiter macht, seh ich sehr gute Chancen.
Klar wäre eine Allianz gut, um mehr Möglichkeiten zu bieten.
Aber der Service und die Sitze sind einfach klasse, da kommt LH nicht mit.
Ich schau immer erst nach einer guten Airline und wenn nichts möglich ist, dann erst nach LH.
Bin auch bereit die selben Preise in BC zu zahlen wie bei LH und fliege dann Condor.
Hallo,
ich bin jetzt schon mehr als 10 mal mit der neuen Business Class mit Condor im Airbus A330 neo geflogen…die alte BC von Condor dagegen war 2 Klassen schlechter…
Südafrika (Kapstadt + JoBurg) und Cancun und hatte sehr günstige Preise und war mit dem Service sehr zufrieden
Habe im Februar/März nach Cancun und zurück nur 1.600 € bezahlt…
Lufthansa/Discover hätte an den gleichen Tagen 4.600 € gekostet 🙁
noch Fragen? 😉
ciao
An solchen Preisen (1600 € in Business Class) kann man sehen, dass langfristig das Geschäftsmodell einfach nicht nachhaltig sein kann. Gerade die Business Class finanziert einen Flug. An der Eco kann man kaum etwas gewinnen. Zudem transportiert Condor bei weitem nicht so viel Fracht wie Lufthansa und ihre Töchter mit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so rosig für Condor aussieht. Denn man hört oft, dass Condor wesentlich preiswerter ist als der Wettbewern.
“An solchen Preisen (1600 € in Business Class) kann man sehen, dass langfristig das Geschäftsmodell einfach nicht nachhaltig sein kann”
aha…woher wissen Sie das? Wie kann RyanAir nur so überleben? 😉
“Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so rosig für Condor aussieht”
Was Sie sich vorstellen können…ist für die Geschäftsführung von Condor nicht wichtig…
“Denn man hört oft, dass Condor wesentlich preiswerter ist als der Wettbewern.”
Wer ist “man”? “hört oft”?
Also…Sie haben keine Ahnung und stellen dies auch noch unter Beweis…
ich berichtete hier aus meiner Erfahrung als Kunde…
für mich sind Qualität und Preis-Leistung wichtig…
Wieso soll ich mir als Kunde Gedanken machen um die Gewinner einer Firma? 🙂
Condor bietet hier ein besseres Produkt als LH an…
aber sie können gerne weiter die Gewinne und Dividenden von Lufthans finanzieren 😉
Ganz ganz ehrlich: Die Business Class von Condor in den 339ern ist jeder Business Class von Lufthansa überlegen.
Wir waren als Paar begeistert von Sitz und Design (viel ansprechender als Allegris) auf unserem Flug nach/von Kapstadt.
Der Beitritt in eine Allianz wäre für Condor wichtig, um durch mehr Zu- und Abbringer das Netz deutlich zu erweitern. Außer ein paar Partnerschaften gibt es da (noch) nichts. In Bezug auf FRA muss man die beherrschende Stellung der LH nicht weiter beschreiben, hier wird für Condor wohl nichts möglich sein. LH verfügt hier über ein riesiges Netzwerk, andere Star Alliance Carrier kommen mehrmals täglich und vergrößern das Netz noch weiter.