In unserer Rubrik “On This Day In Aviation History” wagen wir einen Blick in die Vergangenheit und beleuchten die Meilensteine der zivilen Luftfahrt-Historie, aber auch die weniger erfreulichen Augenblicke.
Täglich berichten wir von den wichtigsten Nachrichten und neuesten Errungenschaften der zivilen Luftfahrt. Vor allem im vergangenen Jahr hat sich das Treiben am Himmel deutlich verändert. Flugzeuge, die gestern noch als die Zukunft galten, sind morgen bereits verschwunden. Der McDonnell Douglas DC-10 ereilte damals ein ähnliches Schicksal. Wir wagen in der neuen Rubrik “On This Day In Aviation History” einen Blick zurück zu den glorreichen Tagen des neuen Dreistrahlers, welcher am 29. August 1970 zum ersten Mal gen Himmel abhob.
Der 29. August 1970
Im Jahre 1970 sorgte die Bestellung von American Airlines über die McDonnell Douglas DC-10 für einen wahren Paukenschlag. Das seit 1965 entwickelte Flugzeug sollte sich am US-amerikanischen Flugzeugmarkt nach Ansicht von American Airlines etablieren und die ideale Ergänzung darstellen. Tatsächlich konnte das Muster in der Variante DC-10-10 am 29. August 1970 erfolgreich ihren Erstflug absolvieren.
Die DC-10-10 war vor allem für den Kontinentalverkehr vorgesehen und konnte bei einer Reichweite von bis zu 6.600 Kilometern bis zu 380 Passagieren Platz bieten. Nach knapp 1.000 Testflügen mit insgesamt über 1.500 Flugstunden konnte das Modell am 29. Juli 1971, also nicht mal ein Jahr später, seitens der FAA zertifiziert werden. Nur wenige Tage später, und zwar am 5. August 1971, wurde offiziell der Flugbetrieb von American Airlines mit einem Flug zwischen Chicago und Los Angeles aufgenommen. Bereits Ende des Monats folgte United Airlines als weiterer Betreiber des Flugzeugs.
Infolgedessen wurden weitere Varianten der DC-10 entwickelt. Die DC-10-10CF, eine Kombiversion der DC-10-10, sowie die DC-10-15 kamen auf dem Markt. Letztere Variante war vor allem für hoch gelegene Flughäfen sowie Flughäfen in warmen Klima vorgesehen. Später folgten dann vor allem Varianten für die Langstrecke. Darüber hinaus gibt es heute auch noch die MD-10. Dieses Flugzeug ist eine umgebaute Version der DC-10 als Frachtvariante, welches aber über ein moderneres Cockpit sowie modernere Triebwerke, entsprechend der MD-11, verfügt.
In Konkurrenz mit Boeing und Lockheed
Anfang der 1970er-Jahre revolutionierte sich die zivile Luftfahrt. Unüberwindbare Routen waren auf einmal mit Düsenjets schnell und einfach zu fliegen. Große Ozeane waren kein Hindernis mehr und die Ticketpreise ebenso wenig. Dafür sorgte vor allem die Einführung der Boeing 747. Aber auch generell haben die US-Amerikaner aus Seattle zu dieser Zeit ganze Arbeit geleistet. Neue Modelle wie die Boeing 707, 727 und 737 strömten auf den Markt. Die Fluggesellschaften verlangten jedoch nach mehr.
So war es American Airlines gewesen, die mit dem Wunsch einer Zwischenlösung unter anderem auf McDonnell Douglas zukam. Der Flugzeughersteller war unter diesem Namen damals noch relativ neu am Markt und entstand nach einer Fusion von McDonnell (einem Hersteller von Militärflugzeugen) und Douglas. Mittlerweile wurde das Unternehmen ebenfalls im Boeing-Konzern integriert. Das Wort der Zwischenlösung nahm man bei McDonnell Douglas offensichtlich wörtlich. Mit der McDonnell Douglas DC-10 hat man ein dreistrahliges Jet erschaffen.
Damit ordnete sich der Nachfolger der DC-8 entsprechend zwischen Boeing 737 (zweistrahlig) und 747 (vierstrahlig) ein. Für American Airlines war es zu dieser Zeit die ideale Lösung. Die US-amerikanische Fluggesellschaft war nämlich auf der Suche nach einem solchen Flugzeug, was die bisherige Flotte hauptsächlich im Kontinentalverkehr ergänzen sollte. Am 2. Februar 1968 platzierte American Airlines einem Auftrag über 25 DC-10-10 mit Option über 25 weitere Flugzeuge.
Damit konnte das Programm zwar starten, doch schon vor dem Erstflug blieb das Modell hinter den Erwartungen. Gleichzeitig schickte Lockheed ihre L-1011 TriStar ins Rennen. Während McDonnell vor allem bisher wenig Erfahrung mit der Vermarktung von Passagierflugzeugen hatte, konnte die Konkurrenz viele Aufträge abgreifen. Das war wenig verwunderlich: Beide Modelle waren identisch. Deswegen, aber vor allem auch wegen des Wettbewerbs zwischen McDonnell Douglas und Lockheed, litt die Profitabilität der DC-10 enorm.
Ein Zwischenfall nach dem anderen
Überschattet wird ein möglicher Erfolg vor allem durch zahlreiche Zwischenfälle, die sich schon früh nach dem Erstflug ereigneten. Bereits 1972, also nur zwei Jahre nach dem Erstflug, sorgte ein Zwischenfall nahe Windsor in Kanada für Aufsehen. Die DC-10 von American Airlines verlor während des Reisefluges eine hintere Frachtraumtür. Trotz der widrigen Umstände schaffte es die Crew, das Flugzeug sicher zurück nach Detroit zu bringen.
Infolgedessen mussten die damaligen Betreiber die Flugzeuge umrüsten. Andere Airlines entschieden sich derweil für das Modell von Lockheed. Weitere Zwischenfälle ereigneten sich, weshalb diese sich wohl in ihrer Entscheidung bestätigt gesehen haben. Trotz der Empfehlungen, die Frachttüren sicherer zu gestalten, ereignete sich ein Absturz mit Todesfolge. Turkish Airlines-Flug TK981 stürzte nahe Paris-Orly ab. Als Unglücksursache wurde eben jene fehlerhafte Frachtraumtür angegeben.
Statistisch gesehen haben nicht mehr Menschen ihr Leben in der DC-10 verloren, als in der Boeing 747. Wesentlich fataler war sogar noch der Nachfolger MD-11. Dennoch ereigneten sich weitere Abstürze – im Jahr 1989 sogar drei.
Betreiber der DC-10
Auch in unserer Region war die McDonnell Douglas DC-10 in den 1970er- und 1980er-Jahren ein durchaus häufig zu bestaunender Gast gewesen. So hat zum Beispiel in Deutschland die Condor und die Lufthansa diese Muster betrieben. Auf die Flottenplanung der Condor haben wir erst kürzlich einen detaillierteren Blick geworfen.
Aber auch in der Schweiz war die DC-10 von der damaligen Swissair noch betrieben worden. Darüber hinaus haben aber viele andere Fluggesellschaften weltweit dieses Muster bei McDonnell Douglas bestellt, nur um eine Auswahl zu nennen:
- Air New Zealand
- Alitalia
- American Airlines
- Delta Air Lines
- Finnair
- Iberia
- Japan Airlines
- KLM
- Korean Air
- SAS
- Singapore Airlines
- Thai Airways
- Turkish Airlines
- United Airlines
Heute ist nur noch eine handvoll an Flugzeugen dieses Musters verblieben. Neben den Frachtflugzeugen von FedEx dürfte wohl vor allem die sogenannte “fliegende Augenklinik” von ORBIS International bekannt sein. Biman Bangladesh war die letzte Fluggesellschaft, welche die DC-10 im regelmäßigen Flugbetrieb bis 2014 eingesetzt hat.
Ein ganz besonderer Platz in der Geschichte
Die McDonnell Douglas DC-10 ist und bleibt ein ganz besonderes Flugzeug der modernen Luftfahrt. Ein ganzes Zeitalter konnte das Flugzeug zwar leider nicht prägen, dafür aber die Erinnerungen vieler Passagiere. Heute gehört das Flugzeug jedoch nicht mehr zu den alltäglich gesehenen Gästen an den großen internationalen Flughäfen. Ganz im Gegenteil: Die vielen Zwischenfälle haben das Flugzeug und am Ende auch den Hersteller endgültig zurückgeworfen. Aber auch generell ist heute ein dreistrahliges Flugzeug nur noch in Ausnahmefällen als Frachtflugzeug zu bestaunen. Dennoch gebührt diesem Flugzeug alle Ehre – die McDonnell Douglas DC-10 hat einen Platz in der Rubrik “On This Day In Aviation History” verdient.