Es gibt wohl kaum ein Thema, das selbst unter Vielfliegern so unterschiedliche Meinungen hervorruft wie Flughafen Lounges. Wer braucht so etwas überhaupt? Das kommt vermutlich ganz darauf an, wann man am Airport ist und was man dort machen möchte.
Ich höre immer wieder, dass Priority Pass Lounges teilweise so schlecht sind, dass man sie sich auch sparen könnte. Ich verstehe vollkommen, was damit gemeint ist, wenn ich an dunkle Lounges im Keller wie die Lufthansa Senator Lounge Paris oder den Berlin Airport Club denke. Dennoch suche ich selbst diese Lounges vor meinem Flug auf, denn Flughafen-Lounges haben einige Vorteile, die kaum ein anderer Bereich eines Flughafens bieten kann. Doch fangen wir anders an: Warum verbringe ich überhaupt eine Stunde vor dem Abflug in einer Lounge?
Früh am Airport zu sein spart Nerven und Geld
Selbst im reisetopia-Team wird dieses Argument sicherlich angegriffen, aber ich sehe mich eher als vorsichtigen Menschen, wenn es um Flüge oder Züge geht. Am Bahnhof bin ich gerne mal 20 Minuten zu früh, weil es ja Stau oder andere Schwierigkeiten geben könnte. Auch am Flughafen bin ich meist mindestens eineinhalb Stunden vor Abflug, selbst an Flughäfen, an denen üblicherweise alles sehr schnell geht. Warum? Weil ich einfach ein gutes Gefühl habe, wenn ich weiß, dass selbst bei unerwarteten Ereignissen kein Stress aufkommt.
Manch einer wird jetzt sagen, dass dies verschwendete Zeit ist, aber genau hier kommen Flughafen-Lounges ins Spiel. Ich habe überhaupt kein Problem damit, eine Stunde zu früh am Flughafen zu sein und die Zeit in der Lounge zum Arbeiten zu nutzen, denn grundsätzlich arbeite ich hier mehr oder weniger genauso effizient wie zuhause. Teilweise tut es mir sogar gut, die Zeit zu splitten und zuerst zuhause zu arbeiten und dann noch eine Stunde am Flughafen – so bekomme ich am Ende sogar mehr geschafft, als wenn ich später an den Flughafen gefahren wäre.
Dadurch, dass ich es mir spare, mir über mögliche Staus oder Schwierigkeiten Gedanken zu machen und auch bei Problemen noch pünktlich bin, komme ich zudem meist absolut entspannt am Flughafen an – dadurch wird das gesamte Erlebnis deutlich entspannter und ich komme erholt am Ziel an. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, immerhin kann auch mit einem Umstieg noch vieles schiefgehen, über das man keine Kontrolle hat, doch in meiner Erfahrung waren meine Reisen mit etwas zu viel Zeit am Flughafen immer angenehmer als knapp getimte. Dazu kommt: Verpasst man bei zu knapper Planung doch mal einen Flug, zahlt man schnell viele hundert Euro drauf.
Flughafen Lounges sind fast immer ruhiger
Eines der wichtigsten Argumente für eine Flughafen Lounge ist meiner Meinung nach die Ruhe. Natürlich kann man auch hier jetzt wieder nach Negativbeispielen suchen und findet diese sicherlich nicht nur in Asien, sondern auch in Zentraleuropa. Doch dennoch habe ich den Eindruck, dass meine Aufenthalte in Lufthansa Lounges beispielsweise fast immer deutlich ruhiger sind als ein vergleichbarer Aufenthalt in einem Coffeeshop oder einem Restaurant am Flughafen.
Das Gegenargument wäre hier, dass viele Gate-Bereiche noch ruhiger sind, was sogar durchaus teilweise stimmt. Hier gibt es dann für mich aber einen anderen großen Haken: Hier gibt es üblicherweise keinen Tisch, den ich zum Arbeiten aber klar bevorzuge. Die Kombination aus Ruhe und Tisch macht Flughafen Lounges für eine effektive Stunde Arbeit zu einer besseren Wahl als nahezu jeder andere Ort am Flughafen.
Eine Lounge ist perfekt für einen kleinen Snack
Da ich innerdeutsch fast ausschließlich mit dem Zug unterwegs bin, kenne ich mein Essverhalten an Reisetagen ganz gut. Konkret esse ist die meiste Zeit nur Snacks oder vielleicht ein simples warmes Gericht aus dem Bordbistro. Das reicht mir vollkommen, weswegen ich auch immer wieder große Probleme habe, die Kritik am Speiseangebot von vielen Flughafen Lounges nachzuvollziehen. Natürlich, kaum eine Lounge außer vielleicht dem Lufthansa First Class Terminal Frankfurt oder First Class Lounge München serviert Gourmetküche.
Dafür bin ich aber auch nicht am Airport und solche Speisen esse ich üblicherweise auch nicht an Reisetagen. Selbst zuhause esse ich mittags oder abends oft nur ein Käsebrot. In Flughafen Lounge bekomme ich zumindest das im Prinzip immer, oft gibt es sogar noch das eine oder andere warme Gericht. Entsprechend finde ich auch immer einen Snack, der mir völlig ausreicht. Es gibt kaum eine Flughafen Lounge, in der ich nicht fündig werde – und wenn es am Ende nur ein Brötchen mit Butter oder ein Sandwich ist.
Möglicherweise bin ich auch gerade deshalb gar kein so großer Fan der Priority Pass Restaurants, die sich bei vielen Bloggern großer Beliebtheit erfreuen. Selbstredend gibt es hier (zurecht) unterschiedliche Meinungen, aber ich präferiere einen ruhigen Ort zum Sitzen, an dem ich mir einen Snack und ein Getränk holen kann gegenüber einer vollen Mahlzeit in einem unruhigen Restaurant – egal ob ich nun arbeiten möchte oder einfach nach einem langen Tag eine Serie schaue.
Bei Problemen hat man in der Lounge Priorität
Ein weiteres Argument meinerseits bezieht sich ausschließlich auf Lounges von Fluggesellschaften, denn Priority Pass Lounges bieten diese Service nur sehr selten. Es geht konkret um Hilfe bei Problemen. Nicht nur einmal hatte ich schon die Situation, dass mein Flug verspätet war und ich dadurch einen Anschluss verpasst hätte. In der Lounge wird einem hier schnell geholfen, denn die Mitarbeiter haben meist die Möglichkeit, Umbuchungen durchzuführen. Das hat mir schon häufiger geholfen und verhindert, dass man sich an eine lange Schlange am Serviceschalter stellen muss.
Besonders wertvoll ist dieser Service übrigens immer dann, wenn das Wetter nicht mitspielt oder ein Streik dafür sorgt, dass fast der gesamte Flugbetrieb lahmgelegt ist. Besonders im Streik- und Wettererprobtem München ist dieser Service wirklich wertvoll, weswegen ich hier gerade in den Lufthansa Lounges bislang nur gute Erfahrungen gemacht habe.
Lesematerial für den Flug und darüber hinaus
Spätestens bei meinem letzten Argument bin ich völlig im subjektiven Bereich angekommen, aber es geht eben auch darum zu zeigen, warum gerade ich Lounges zu schätzen weiß. Die Lufthansa hat vor wenigen Jahren die gedruckten Zeitschriften und Zeitungen an Bord abgeschafft. Dadurch, dass ich bei Start und Landung immer lese ein echtes Ärgernis, zumal die digitalen Magazine für mich keine Alternative sind, da ich sowieso schon deutlich zu viel auf Smartphone und Laptop lade.
Eine Lounge löst für mich dieses Problem, denn hier bekomme ich nicht nur eine Zeitung, die auch mitnehmen darf (anders als bei der Bahn), sondern auch noch im Prinzip alle relevanten Magazine. Üblicherweise nehme ich einmal im Monat ein manager magazin, Capital und eine Tageszeitung aus der Lounge mit. Möchte man nun den Gegenwert dafür rechnen, wären dies immerhin 20 Euro. Natürlich ist diese Rechnung Quatsch und funktioniert sowieso wieder fast nur bei den Lufthansa Lounges in dieser Form, aber ich komme so auch noch an Lesematerial für den gesamten Monat ohne jegliche Kosten.
Fazit zu meiner positiven Meinung von Flughafen Lounges
Ich verstehe jeden, der Flughafen Lounges nicht toll findet und ich finde es immer wieder spannend zu beobachten, wie unterschiedlich das Verhalten der Lounge-Besucher ist. Manch einer kommt nur zum Zeitunglesen, andere arbeiten die ganze Zeit und wieder andere wollen einfach nur etwas essen. Für mich spielt die Kombination aus allem eine wichtige Rolle. Einen garantiert ruhigen Arbeitsplatz am Flughafen zu haben, an dem ich auch noch einen Snack und ein Getränk bekomme und am Ende auch noch genau mein gewünschtes Lesematerial macht eine Flughafen Lounge für mich enorm wertvoll – zumal ich mir somit gar nicht erst den Stress mache möglichst wenig Zeit am Flughafen zu verbringen, sondern lieber einen großzügigen Puffer einplane.