Für meinen Flug nach Tokio am Mittwoch, habe ich mich für die LOT Business Class in der Boeing 787 entschieden. Insgesamt war mein Eindruck überraschend positiv. Meine ersten Eindrücke des Flugerlebnis mit der polnischen Nationalairline!
Wie Ihr in meinem Booked-Artikel nachlesen könnt, habe ich meinen Flug in der LOT Business Class für 67.000 Miles & More Meilen und etwa 120 Euro Steuern und Gebühren gebucht. Für einen Flug ab München ein sehr guter Preis, immerhin nimmt die Lufthansa selbst fast drei Mal so hohe Steuern. Entsprechend hatte ich auch die Chance, nicht nur die LOT Business Class auf der Langstrecke, sondern auch auf der Kurzstrecke zu testen.
Guter Start in der LOT Business Class auf der Kurzstrecke
Am Morgen meines Abflugs hat LOT den Flugzeugtyp für meinen Flug von München nach Warschau geändert. Statt mit einer Embraer 190 ging es mit einer etwas antiquierten Boeing 737-400 (22 Jahre alt) nach Warschau. Die Sitze waren dabei aber zweifelsfrei neu, sodass es an sich nichts auszusetzen gab.
Die Kabine war recht leer, sodass ich eine ganze Reihe für mich hatte. Ähnlich wie in der Lufthansa Business Class sind die Sitze für kurze Strecken bequem, für längere eher nicht. Der Fußraum in der Bulkhead-Reihe kam mir zudem eher knapp vor. Qualitativ hochwertig war dafür das servierte Frühstück.
Verstörend empfand ich einzig, dass um 10 Uhr morgens bereits offensiv der Wein des Monats angeboten wird. Dass das Angebot gut angenommen wurde, zeigt allerdings vermutlich, dass ich einfach die falschen Vorstellungen habe. In Warschau angekommen habe ich zuerst kurz die mir bereits bekannte LOT Business Lounge besucht, ehe ich herausgefunden habe, dass es auch noch eine Lounge im Non-Schengen Bereich gibt.
Diese allerdings war bis auf den letzten Platz gefüllt. Schade, denn ansonsten sah die Lounge eigentlich ganz gut aus. So wiederum wartet es sich allerdings nicht gerade angenehm auf den Flug. Deutlich leerer war zum Glück die Priority Pass Lounge direkt nebenan.
Intime Kabine und gutes Bettzeug auf der Langstrecke
Nach knapp 15 Minuten Verspätung beim Boarding ging es in die Boeing 787-8 von LOT, einem der ersten Jets dieser Art der polnischen Airline. Anders als die größere Boeing 787-9 hat dieses Modell nur drei Reihen Business Class und bietet damit eine doch sehr intime Kabine.
Die Sitze sind in einer typischen 2-2-2 Bestuhlung angeordnet und sind 1:1 identisch mit den Sitzen in der Turkish Airlines Business Class im Airbus A330. Positiv finde ich dabei, dass die Sitze angenehm breit sind und einen nahezu unlimitierten Fußraum bieten.
Ebenfalls positiv fand ich das bereitgestellte Bettzeug. Zwar gibt es keine echte Matratze, allerdings immerhin eine Art Betttuch, das man lose auf den Sitz legen kann. Dazu gibt es ein recht gutes Kissen und eine bequeme und weiche Decke. Natürlich lassen sich die Sitze auch komplett flach verstellen.
Generell sind die Sitze meiner Meinung nach zum Schlafen sehr gut geeignet, da man sich weniger eingezwängt fühlt, als beispielsweise in Reverse Herringbone Sitzen, wie man sie in der Garuda Indonesia Business Class, der American Airlines Business Class oder der Cathay Pacific Business Class findet.
Der große Nachteil ist aber sicherlich, dass die Sitze nicht alle direkten Zugang zum Gang bieten und auch bei der Privatsphäre Schwächen haben. Trotz Sitznachbarn auf beiden Seiten (am Fenster und auf der anderen Gangseite) empfand ich dies aber als überraschend wenig problematisch und habe an sich auf dem Sitz gut geschlafen.
Langsamer Service und eine unangenehme Erfahrung
Über den Sitz hinaus hat mich die LOT Business Class in der Boeing 787 teilweise mehr und teilweise weniger überzeugt. Der Service war zwar bemüht, aber auch nicht besonders gut. So wurde beispielsweise die Plastikverpackung von Decke & Co auf dem Boden liegend nie weggeräumt. Generell ging es beim Service trotz nur zwölf Passagieren in der Kabine doch sehr langsam zu. Das Abendessen hat knapp über zwei Stunden gedauert, zu lange für einen zehnstündigen Flug.
Die servierten Speisen (ich hatte mich für das westliche Menü entschieden) waren zwar in Ordnung, haben mich jetzt aber auch nicht vom Hocker gehauen. Auch, dass die einzige Auswahl zwischen zwei Hauptgerichten besteht (zusätzlich zu einem japanischen Menü) fand ich doch etwas schwach, zumal beide Optionen Fleisch waren. Deutlich besser geschmeckt hat mir die zweite Mahlzeit des Fluges, die etwa eineinhalb Stunden vor der Landung serviert wurde.
Positiv empfand ich zudem, dass die Anschnallzeichen erst knapp 25 Minuten vor der Landung angeschaltet wurden. Ansonsten ist noch erwähnenswert, dass das Entertainment-System eine mittelmäßige Auswahl bietet und es zudem eine internationale Option im Bereich der Zeitschriften und Zeitungen gibt. WLAN bietet LOT leider bislang noch nicht.
Als äußerst unangenehm erwies sich allerdings die konstante Alkoholversorgung mit mehreren Weinen und Schnäpsen, die bei den Passagieren der Mittelreihe dankend angenommen wurde. Aus zwei Fremden wurden nach einigen Promille mehr sehr schnell zwei weniger fremde Personen, die sich unangenehm Nahe gekommen sind. Störender als die konstanten Berührungen (wo auch immer, weitere Details lassen sich zum Glück nur unter der Decke finden), war allerdings das lautstarke Gespräch, das einen erholsamen Schlaf doch ein wenig eingeschränkt hat. Ein etwas weniger pro-aktives Alkoholangebot wäre vielleicht im Sinne aller Passagiere gar nicht so schlecht.
Fazit zu meinen ersten Eindrücken der LOT Business Class
Ich wusste nicht so recht, was ich von LOT erwarten sollte. Die Airline genießt einen eher durchschnittlichen Ruf und hat mich wohl auch wegen eher geringer Erwartungen positiv überrascht. Die kleine Kabine in Verbindung mit den meiner Meinung nach zum Schlafen sehr gut geeigneten Sitzen sorgt für eine angenehme Atmosphäre und die sonstigen Aspekte des Erlebnis sind in Ordnung, wenngleich nicht herausragend.