Die Nachfrage steigt, Lufthansa reaktiviert Flugzeuge – allerdings liegt der Fokus auf München. Verliert das Frankfurter Drehkreuz an Bedeutung?
Nachdem die Lufthansa angekündigt hatte, weitere Airbus A380 in 2024 zu reaktivieren, steht nun fest, dass auch diese die Flotte in München verstärken werden, wie aero berichtet. Warum der Kranich für den Flottenausbau auf den südlichen Knotenpunkt setzt, erfahrt Ihr im Folgenden.
34.000 Flüge gestrichen – mehr Flugzeuge nur für München
Nachdem der Osterreiseverkehr weitestgehend reibungslos verlaufen ist, stellt die Airline in Aussicht, in diesem Sommer deutlich pünktlicher als 2022 zu sein. Lufthansa Airlines-Vorstand Jens Ritter zufolge lag die Pünktlichkeit in Frankfurt über die Feiertage bei rund 66 Prozent. In München wurden sogar 78 Prozent erreicht.
Bereits im vergangenen Jahr wurde damit begonnen, das Bodenpersonal bei beiden Flughäfen für eine reibungslose Abfertigung aufzustocken. Dennoch musste die Lufthansa insgesamt 34.000 Flüge im Sommer 2023 wegen Personalmangels streichen. Viele davon entfallen auf den Frankfurter Flughafen.
Nun soll die Lufthansaflotte sukzessive vergrößert werden, jedoch vorrangig in München. In 2023 sollen insgesamt vier Airbus A380 das südliche Drehkreuz der Lufthansa verstärken und in 2024 zwei weitere folgen. Betrieben werden diese zukunftsorientiert nach einem “5+1”-System, bei dem ein Airbus als Reserve für technische Ausfälle dienen soll.
Darum gehen die A380 nach München
Die in Frankfurt gestrichenen Verbindungen werden jedoch nicht auf den Münchener Flughafen umgemünzt, sagte Fraport-Finanzvorstand Matthias Zieschang. Obwohl die Passagierentgelte in Frankfurt rund zehn Prozent über den Gebühren in München liegen, werden diese an anderer Stelle wieder relativiert, erläutert Zieschang, sodass auch die Ticketpreise für beide Standorte vergleichbar sind. Keiner der Standorte ist folglich für Passagiere aufgrund der Ticketpreise signifikant attraktiver.
Dass nur die Münchener Flotte mit sechs A380 aufgestockt wird, liegt daran, dass die Superjumbos nicht für die Zuladung von großen Mengen interkontinentalem Frachtgut geeignet sind, der für den Frankfurter Standort eine zentrale Rolle spielt. Die Zuladung von Luftfracht ab Frankfurt bedeutet für interkontinental operierende Airlines einen Umsatzvorteil von 30.000 bis 50.000 Euro pro Flug. Bei Langstreckenverbindungen ab München wird für gewöhnlich keine Luftfracht zugeladen.
Im Belly des Airbus-Flaggschiffs ist allerdings nur Platz für das Gepäck der Passagiere. Deshalb werden die sechs Passagiergiganten den Münchener Standort aufstocken, bei dem die Zuladung von Flugfracht auf Langstrecken keine Rolle spielt.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass die Kapazitäten am Flughafen München Corona-bedingt deutlich mehr heruntergefahren werden mussten als in Frankfurt – ergo bedarf es auch mehr Maßnahmen, um das Vorkrisenniveau zu erreichen. Teilweise konnte die Lufthansa in den vergangenen Jahren keine First Class mehr ab München anbieten. Um den erwarteten Fluggastzahlen gerecht werden zu können, soll nun mit der Reaktivierung von sechs A380 vorgebeugt werden.
Fazit zu dem Fokus-Shift von Frankfurt zu München der Lufthansa
Nach dem Sommer-Chaos der Lufthansa im vergangenen Jahr mit erheblichen Verspätungen und Ausfällen, setzt die Lufthansa in diesem Jahr viel daran, Passagieren ein angenehmeres Reiseerlebnis bieten zu können. Um der hohen Nachfrage entgegenkommen zu können, erweitert der Kranich die Münchener Flotte sukzessive bis 2024 um sechs A380. Die vermeintliche Fokussierung auf das Münchener Drehkreuz liegt allerdings nur darin begründet, dass die Beschaffenheit der A380-Familie keine Zuladung von Flugfracht zulässt. Diese ist jedoch eine zentrale Komponente für die Langstreckenverbindungen ab Frankfurt. Der Frankfurter Flughafen wird also weiterhin ein wichtiges Drehkreuz der Lufthansa bleiben, auch wenn die Passagierflotte vornehmlich in München aufgerüstet wird.
Außer den Bayern wohne die meisten Deutschen weit weg von Müchen! Nee; ‘Nen Teufel werde ich tun, nur um mit dem A380 fliegen zu können einen langen und kostenintensiven Zubringer Hin- und zurück nach München in Kauf nehmen zu müssen. Ich fliege grundsätzlich nur ab FRA, egal wohin.
Dass an dem Artikel schon etwas dran ist zeigt z.B. die Tatsache, dass LH die meistbesuchte Stadt der Welt, Bangkok, nicht mehr von FRA anfliegt, sondern nur von MUC.
Ich hoffe, dass dies ein Warnschuß für FRAPORT ist, den schlechten Service (z.B. ewige Warterei auf das Gepäck, lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle -Fast Track manchmal Slowest Track(!)-, Gepäckwagen nur gegen Geld, extrem teures Parken etc.) zu verbessern.
Scheinbar soll hier aus einer Nicht-Meldung eine Meldung gemacht werden.
Wie schlecht ist dieser Artikel bitte recherchiert. Die Aussage des Finanzvorstandes von Fraport wird einfach so da hingeschrieben, als wenn das so zu 100% stimmt. Schon mal etwas von indirekter Rede gehört, wenn man jemanden zitiert? Natürlich kann ein A380 auch Luftfracht aufnehmen, aber eben nicht so viel wie die anderen Maschinen. Unterm Strich ist es aber schon so, dass die Lufthansa weiterhin genauso stark auf FRA setzt, da man dort bereits wieder ein höheres Niveau des 2019er Flugplans erreicht hat. Da man am Standort MUC bislang noch nicht so weit war im Vergleich, ist es nur logisch, dass man die reaktivierten Maschinen nun dort einsetzt. Im Übrigen wandern im Gegenzug A340-600 nach FRA, um auch von dort zusätzliche Langstrecken anbieten und weiter wachsen zu können.
Hallo Sven, danke für dein Feedback. Für mich kommen wir (ob schlecht recherchiert oder nicht) auf das gleiche Ergebnis, bis auf das Wort “keine” Luftfracht im Verhältnis zu “wenig” Luftfracht, was aber für den Standort unerheblich ist, weil die Maschinen laut Vorstand ab München für gewöhnlich ohnehin nicht damit für Langstreckenflüge beladen werden. Der Standort Frankfurt verliert nicht an Bedeutung, dass die A380 nach München gehen, hat operative Gründe oder siehst du das anders? Liebe Grüße Anja
Woher bitte kommt die Aussage, dass in München auf Langstreckenflüge für gewöhnlich keine Fracht geladen wird. Das ist schlichtweg falsch. Kann sein dass auf der einen oder anderen Strecke mal etwas weniger Fracht anfällt, aber für gewöhnlich sind die Flugzeuge auch mit Fracht voll.
Hallo Hans, ich beziehe mich dabei primär auf die im Text verlinkte Quelle von aero, hier heißt es: [“Die Ticketpreise (aus Frankfurt und München, Red.) sind vergleichbar”, sagte der Fraport-Finanzvorstand. “Den Unterschied macht der Belly.” Während in Frankfurt jeder Langstreckenflug “mit Fracht aufgefüllt” werde, “bleiben die Frachträume in München leer”. Das bringe Interkontairlines in Frankfurt einen Umsatzvorteil von “30.000 bis 50.000 Euro” pro Flug.] Du hast recht, vollkommen leer sind die Frachträume ab München auch nicht immer und die Aussage des Finanzvorstandes ist an der Stelle etwas überspitzt. Betrachtet man allerdings die Frachtzahlen für 2022 (MUC: ca. 250.000 t vs. FRA: ca. 2.000.000 t), kann man m.E. schon von einem erheblichen Unterschied bei der Zuladung sprechen. Wenn Du mir eine Quelle für Deine Angaben zukommen lassen kannst, kann ich den Artikel gerne nochmal überarbeiten. Liebe Grüße
Die Aussage, dass in München keine Fracht zugeladen wird, kommt vom FRAport Vorstand. Spätestens da sollte man aufpassen und dann vielleicht doch recherchieren und nicht einfach nur abschreiben. Für die Kollegen von aero gilt das selbe.
Abgesehen davon, dass es völlig unprofessionell ist einen Wettbewerber (in Dem Falle München für Frankfurt) auf direktem Wege “schlecht” zu reden (in dem Fall: Die Airline kann von München nicht wirklich profitieren, weil es das lukrative Frachtgeschäft nicht gibt) hat Frankfurt immer als DAS Lufthansa Drehkreuz gegolten, an dem logischerweise auch die größte Maschine des Platzhirsches Lufthansa stationiert war. Dass jetzt alle davon ab München eingesetzt werden ist eine Schlappe für FRAport. Irgendeinen Grund muss sich der Vorstand ja aus der Nase ziehen um es positiv für FRAport aussehen zu lassen, dass die A380er nicht mehr ab FRA eingesetzt werden.
Fakt ist: In München wird Fracht zugeladen, auch auf Langstrecke und auch bei Lufthansa. Und davon nicht gerade wenig. Um die A350 Flotte in München aufzubauen wurden übrigens u.a. A333 mit geringerer Frachtkapazität als die A350 allesamt nach Frankfurt verlegt. Lufthansa Cargo gibt die Belly Kapazität der A359 mit 15.120kg Standardkapazität an. Die 748 Belly Standardkapazität wird mit 16.920kg angegeben. Rechnet man für jeden der 293 Passagiere auf der A359 23kg Freigepäck ein (Eco Freigepäckmenge, manche haben zu zweit nur einen Koffer, andere haben alleine zwei Koffer, Business mit höherer Freigepäcksmenge), so kommt man dafür auf ~6,7 Tonnen, blieben also noch ~8,4 Tonnen für zusätzliche Fracht.
Die 748 nimmt 364 Passagiere auf. Die selbe Rechnung führt zu ~8,4 Tonnen für Passagiergepäck. Bleiben ~8,5 Tonnen für Zuladefracht.
Das ist nahezu identisch mit dem Wert der A359. Und die 748 wird immer für ihre Frachtkapazität gelobt. Es hat schon einen Grund, warum bis heute alle A359 in München stehen, und der ist nicht, weil die Luft so viel Platz hat im Frachtraum.
Das stimmt, das Ergebnis ist ähnlich – nur bleibt die Frage, ob das so stimmt, was der Vorstand aus Frankfurt da über den MUC sagt. Sicherlich gibt es dort auch Frachtaufkommen, jedoch weniger als in FRA, daher ist seine Aussage etwas überspitzt.
Euer Portal finde ich ja grundsätzlich super und auch die Artikel immer spannend, hier hatte ich jetzt mal einen Kritikpunkt.