Auf der einen Seite werden Tests für klimafreundliches Fliegen durchgeführt, auf der anderen Seite wird für das Verbot innerdeutscher Flüge plädiert. Schaffen es Industrie und Umweltschutz, einen gemeinsamen Weg zu finden?
Nachhaltigkeit in der Luftfahrt ist bekanntlich ein kontrovers diskutiertes Thema. Während sich mehrere deutsche Fluggesellschaften aktuell an Tests zur Vermeidung von Kondensstreifen beteiligen, die sich positiv auf den Klimaschutz auswirken, wurde auf der Jahrestagung des Verbands Deutsches Reisemanagement VDR zum Thema “Zukunft der geschäftlichen Mobilität” eine hitzige Diskussion über innerdeutsche Flüge entfacht, wie fvw berichtet. Verfechter der Praxis plädieren dahingehend für ein Verbot innerdeutscher Flüge. Dass dies nicht bei allen Parteien auf Zuspruch trifft, scheint offensichtlich.
Das Wichtigste in Kürze
- In Hinblick auf eine klimaschonende Optimierung des Mobilitätsverhaltens in Deutschland ist der Askekt Intermodalität unerlässlich
- Was innerdeutsche Flüge betrifft, werden unterschiedliche Ansätze verfolgt
- Zeitgleich führen mehrere deutsche Airlines, wie auch Condor und Lufthansa, im Zuge des Leuchtturmprojekts “100-Flüge-Programm” Tests zur Vermeidung von Kondensstreifen durch
Intermodalität sicherstellen
Im Rahmen der Jahrestagung des Verbands Deutsches Reisemanagement VDR zum Thema “Zukunft der geschäftlichen Mobilität” wurde das Mobilitätsverhalten in Deutschland aufgegriffen. Im Zuge der Diskussion wurde insbesondere das Thema der Intermodalität hervorgehoben. Dahingehend soll ein nahtloser Übergang vom Flieger in die Bahn oder das E-Auto sichergestellt werden. Tobias Zisik, Präsident des Verbands internationaler Autovermieter, betonte jedoch in Hinblick auf das Bereitstellen der E-Autos:
Ein großes Problem stellt die noch mangelnde Ladeinfrastruktur gerade an Airports dar.
Tobias Zisik, Präsident des Verbands internationaler Autovermieter
Heiko Reitz, CCO der Lufthansa, argumentierte, dass die Kopplung von Flug und Bahn eine passende Alternative darstellen könnte. Schließlich funktioniere dies in Frankfurt bereits gut. In München hingegen sei eine solche Lösung angesichts der fehlenden ICE-Anbindung nicht machbar.
Der Wunsch nach einem ICE-Anschluss am Flughafen München besteht schließlich seit geraumer Zeit. Die Deutsche Bahn feilt aktuell an einer neuen schnellen Fernverkehrsstrecke von München nach Ingolstadt. Ob der Flughafen München dahingehend an das Fernverkehrsnetz angeschlossen könnte, bleibt indessen abzuwarten.
Verbot innerdeutscher Flüge?
Bei der VDR-Tagung in Frankfurt wurde schließlich diskutiert, wie Unternehmen das Mobilitätsverhalten ihrer Beschäftigten zugunsten des Klimaschutzes verändern können. In Hinblick auf innerdeutsche Flüge wurde die Frage aufgestellt, ob das Prinzip der Freiwilligkeit reiche oder ob vielleicht ein Verbot dieser nötig wäre. Unter anderem wandte sich Lufthansa-COO Reitz gegen ein solches Vorgehen und warnte vor einer Pauschalisierung dieser Frage. Er argumentierte:
Auf der Strecke von Bremen nach München etwa ist die Bahn nach wie vor keine wirkliche Alternative.
Heiko Reitz, CCO der Lufthansa
Darüber hinaus fügte er hinzu, dass es sich meistens um Zubringer für Interkont-Verbindungen handle.
Während Frankreich bereits 2021 das Gesetz zum Verbot von Inlandsflügen verabschiedet hat, erwägt auch Spanien die Verlegung eines Teils des nationalen Flugverkehrs auf die Schiene.
Lufthansa und Condor beteiligen sich am “100-Flüge-Programm”
Dass Kondensstreifen dem Klima nicht zugutekommen, ist bereits bekannt, wenngleich Sustainable Aviation Fuels (SAF) deutlich weniger klimaschädliche Kondensstreifen verursachen. Mehrere deutsche Airlines, wie auch Condor und Lufthansa, führen im Zuge des Leuchtturmprojekts “100-Flüge-Programm” Tests zur Vermeidung dieser Kondensstreifen durch, wie aero berichtet. Schließlich könnten Flugrouten so optimiert werden, dass sie durch Luftmassen fliege, die der Bildung der Kondensstreifen positiv entgegenwirken. Vorerst gilt jedoch abzuwägen, ob das Umfliegen nicht optimaler Luftmassen, was einen zusätzlichen CO₂-Ausstoß abverlangt, in Relation zu den eingesparten Kondensstreifen steht. Dem Branchenverband BDL (Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft) zufolge stehen finale Ergebnisse noch aus. Diese sollen allenfalls von wissenschaftlichen Institutionen ausgewertet werden.
Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des BDL, betonte zum Abschluss:
Für uns ist wichtig, dass das 100-Flüge-Programm kein einsames Leuchtturmprojekt ist, sondern Bestandteil unserer umfangreichen Aktivitäten zur Fortentwicklung klimaneutraler Luftfahrt.
Matthias von Randow, BDL-Hauptgeschäftsführer
Es bleibt letzten Endes spannend, wie sich die Debatte um klimafreundliches Fliegen fortsetzen wird. Was das Thema Sustainable Aviation Fuels (SAF) betrifft, wurde jedenfalls innerhalb Europas das Ziel bis 2050 mit 70 Prozent klimafreundlicher Kraftstoffe festgemacht. Ab 2025 wird europaweit eine SAF-Quote von mindestens zwei Prozent Pflicht.