Die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr verzeichnete im vergangenen Jahr so viele Beschwerden wie noch nie.

Das vergangene Jahr war als Krisenjahr durch die Coronakrise sehr geprägt. Die Pandemie hat bis heute weitreichende Folgen für die Gesundheit und vor allem auch für die Wirtschaft. Die Folgen waren Reisebeschränkungen, Flugverbote und zahlreiche Stornierungen von Flügen bei fast allen Fluggesellschaften. Nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland verzeichnete die zuständige Behörde aus diesem Grund ein Rekordhoch an Beschwerden.

Tausende Beschwerden aufgrund von Corona-Stornierungen

Reisen und Urlaube im letzten Jahr fielen anders aus als noch zu Beginn erhofft. Durch die Coronakrise und deren Auswirkungen wurden viele Flüge storniert, verschoben oder Verbindungen teilweise ganz ausgesetzt. Bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) gingen 2020 so viele Beschwerden wie noch nie ein. 34.652 Beschwerden verzeichnete diese allein im Bereich Luftfahrt. Das sind 60 Prozent mehr als noch 2019.

Wir bekommen pro Woche immer noch 400 bis 600 Fälle. Es gibt Fälle, wo das Geld nach einem Jahr noch nicht beim Kunden ist.

Heinz Klewe, Söp Geschäftsführer

Die meisten Forderungen gehen auf Corona-Beschwerden zurück. Hierbei handelt es sich um die Erstattung von Kosten für annullierte Flüge. Noch immer warten Betroffene auf Ihr Geld und das teilweise seit einem Jahr. Auch bei der Lufthansa häuften sich im vergangenen Jahr die Beschwerden über die langen Bearbeitungsfristen. Ende Januar gab es noch immer 100.000 offene Erstattungsanträge bei der deutschen Fluggesellschaft, die einen Wert von rund 43 Millionen Euro entsprechen.

Lufthansa flotte logo

Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr, mit Sitz in Berlin, ist eine kostenlose Beratungsstelle für Kunden und wird mit ihren rund 60 Mitarbeitern von Unternehmen und Verbänden der Verkehrsbranche getragen. Auch ist das Verständnis bei den Betroffen laut Klewe recht groß gewesen, vor allem im vergangenen Sommer gab es viel zu tun. Zudem befinden sich viele Mitarbeiter der Unternehmen in Kurzarbeit und finanziell sieht es ebenfalls nicht gerade gut aus. Doch durch die teils wochen- oder monatelangen Vertröstungen landen immer noch hunderte dieser Fälle pro Woche bei der SÖP.

Aber dass nach einem Jahr immer noch Fälle da sind – und nicht wenige –, ist nicht akzeptabel. Es gibt noch viel zu tun.

Heinz Klewe, Söp Geschäftsführer

In der Regel sind mehr als ein Drittel der Fälle innerhalb weniger Wochen oder weniger Tage mit einem sofortigen Anerkenntnis der Airline erledigt, doch durch die Coronakrise verlängerte sich diese Frist, wobei die SÖP aufgrund der eindeutigen Rechtsgrundlage nicht einmal eine Schlichtungsempfehlung geben musste.

Mehr Beschwerden auch bei der Bahn

Doch nicht nur bei den Flügen hat sich die Zahl der Beschwerden deutlich erhöht, auch bei der Deutschen Bahn verzeichnet die SÖP einen Rekord an Beschwerden. Insgesamt wurden 42.211 Fälle registriert, rund 10.000 mehr als beim bisherigen Höchststand 2018. Davon betreffen 34.652 Beschwerden den Bereich Luftfahrt. Bei der Deutschen Bahn stieg die Zahl auf 5.500 Schlichtungsanträge, ein Anstieg von 70 Prozent. Dagegen sanken die Fälle bei den Fernbussen auf 368, was auch darauf zurückzuführen ist, dass die Busunternehmen ihren Betrieb zeitweise eingestellt hatten. Die meisten Beschwerden stammen aus den Sommermonaten Juni und Juli, doch immer sind bei der SÖP viele dieser Fälle offen.

Deutsche Bahn Db

Anders als sonst geht es bei den Beschwerden hauptsächlich um die Rückerstattung der geleisteten Zahlung für Flüge, die nie stattfanden und nicht um die üblichen Entschädigungen für Verspätungen. In der Regel muss das Geld innerhalb von sieben Tagen auf dem entsprechenden Konto gutgeschrieben werden, doch bei vielen Airlines dauert es teilweise deutlich länger oder sie drängen auf den Tausch der Tickets in Gutscheine. In vielen Fällen sei laut Klewe auch die Erstattung des Ticketpreises zugesagt worden, jedoch nie Geld geflossen. Besonders wenig Verständnis gab es auch bei der geänderten Kulanzregel bei der Deutschen Bahn. Wollten Kunden aufgrund der Pandemie nicht reisen oder entfiel die Fahrt aufgrund von Corona, konnten bis zum 13. März gekaufte Tickets mit Reiseantritt bis 4. Mai in einen drei Jahre gültigen Gutschein umgetauscht werden. Diese Regelung änderte man allerdings, wobei die Gutscheine nur bis Oktober 2020 gültig waren.

Fazit zum Beschwerde-Ansturm bei der SÖP

Die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr hatte im letzten Jahr viel zu tun, viele Fälle wurden auch in diesem Jahr noch nicht bearbeitet und blickt man auf die aktuelle Lage, werden wohl auch in diesem Jahr viele neue Beschwerden hinzukommen. Wann wir wieder mit mehr Planungssicherheit und Reisefreiheit rechnen können, ist noch völlig unklar. Für die Reise- und Tourismusbranche, sowie für die Gastronomie gibt es derzeit kaum Perspektiven. Dass viele Betroffene seit fast einem Jahr auf ihr Geld warten ist völlig inakzeptabel. Zwar liegt es zum Teil auch an den finanziellen und personellen Lagen der Unternehmen, doch angesichts der großen wirtschaftlichen Folgen durch die Krise, dürfte diese bei einigen Betroffen nicht gerade besser aussehen.

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Autorin

Seit sie 4 Jahre alt ist, reist Julia um die Welt und besucht gerne exotische Orte und weiße Strände. Am liebsten entspannt sie irgendwo am Strand in der Sonne oder genießt beim Windsurfen die Grenzenlosigkeit des Meeres. Bei reisetopia ist sie Eure Ansprechpartnerin für Neueröffnungen, Deals und relevante News aus der internationalen Hotellerie!

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