Die britische Fluggesellschaft flybmi ist insolvent und muss den Flugbetrieb einstellen. Die Pleite könnte auch den einen oder anderen deutschen Fluggast betreffen, da die Airline auf zahlreichen Routen ab und nach Deutschland aktiv ist.
British Midland Airlines, oft auch nur als bmi abgekürzt, hat eine bewegte und lange Vergangenheit. Die Airline war einst eine British Airways-Tochter und gehörte zwischendurch durch eine enge Partnerschaft mit der Lufthansa sogar zur Star Alliance. Dadurch ergaben sich ungeahnte Möglichkeiten zur Einlösung von Meilen. Nach vielen unabhängigen Jahren und einem modifizierten Geschäftsmodell werden sich die blauen Flugzeuge von flybmi oder auch bmi regional nun vom Himmel verabschieden.
Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen für flybmi
Die Pleite von bmi regional folgt in einer Zeit, in der zahlreiche Airlines in Europa vom Markt verschwinden. Nach der airberlin Pleite und der Primera Air Pleite, hat sich zuletzt auch Germania in die Insolvenz verabschiedet. Mit flybmi folgt nun die nächste kleinere Airline, die sich auf eine Nische konzentriert hat. Allerdings schwebt das Damoklesschwert schon länger über der Airline, denn flybmi hat allein in den letzten sechs Jahren fast 50 Millionen Euro Verlust gemacht. Zwischen 2011 und 2017 lag die durchschnittliche Auslastung der Flugzeuge bei nur 49,1 bis 62 Prozent, während Konkurrenten im Schnitt auf Werte zwischen 80 und 90 Prozent kommen.
Die genannten Gründe für die bmi Insolvenz entsprechen dem, was man bereits von anderen Pleiten kennt. Genannt werden allen voran die steigenden Spritkosten und natürlich auch der anstehende Brexit. Dieser hatte schon dazu geführt, dass die britische Regionalfluggesellschaft Flybe in die Arme von Virgin Atlantic und anderer Investoren geflohen ist. Den endgültigen Todesstoß für bmi regional gab allerdings wohl der Ausschluss Großbritanniens vom Emissionshandel der Europäischen Union nach dem Brexit, wie die Airline bekanntgab. Außerdem sei unbekannt, ob die Airline auch in Zukunft innerhalb der Union fliegen könnte. All diese Unwägbarkeiten in Verbindung mit den generellen wirtschaftlichen Problemen der Airline haben nun zur flybmi Insolvenz geführt.
flybmi bedient mehrere Strecken für die Lufthansa
Auch wenn flybmi vorwiegend eine britische Airline ist, spielt die Fluggesellschaft auch auf dem deutschen Markt eine wichtige Rolle. So konnte ich flybmi beispielsweise auf der Strecke von München nach Bristol testen, eine von mehreren Strecken zwischen Deutschland und Großbritannien, die von der Airline bedient werden. Doch damit nicht genug, flybmi fliegt auch im Auftrag anderer Fluggesellschaften auf Routen mit geringem Passagieraufkommen. Von den insgesamt 17 Maschinen von bmi regional waren beispielsweise mehrere für die Lufthansa im Einsatz. Ab München flog bmi beispielsweise nach Bergamo, Bristol, Brünn, Lubin, Norrköping, Rostock und Saarbrücken. Darüber hinaus auch von Frankfurt nach Bristol, Jönköping und Karlstadt.
Neben den Flügen für die Lufthansa beziehungsweise im Codeshare mit der Airline, war flybmi auch in Kooperation mit Brussels Airlines unterwegs. Zuletzt flog bmi regional für die Lufthansa-Tochter aus Belgien unter anderem nach Newcastle, Nottingham und Nürnberg. Besonders schwer wiegt allerdings für deutsche Passagiere sicherlich die Einstellung der beiden Inlandsstrecken von München nach Saarbrücken sowie von München nach Rostock. Bislang ist unklar, ob die Lufthansa die beiden Strecken zukünftig selbst bedienen wird. Passagiere, die über die Lufthansa gebucht haben, können sich allerdings vermutlich zumindest über eine kostenfreie Umbuchung auf andere Verbindungen verlassen.
Keine Rückerstattung und keine Umbuchung für bezahlte Tickets
Wer sein Ticket direkt bei flybmi oder über ein Online-Reisebüro gebucht hat, muss dagegen leider mit einem Totalverlust rechnen. Eine Rückerstattung beziehungsweise Umbuchung kann flybmi nicht leisten, wie die Airline auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Alle Flüge wurden mit sofortiger Wirkung eingestellt, schon am heutigen Sonntag hebt keine Maschine von bmi regional mehr ab. Wie bei einer Insolvenz üblich, sollte man sich keine Hoffnungen machen, später eine relevante Summe aus der Insolvenzmasse zurückzubekommen. Gebuchte und bezahlte Tickets sind mehr oder weniger wertlos und berechtigen auch nicht zu Umbuchungen auf andere Fluggesellschaften.
Eine Hilfe kann es allerdings unter Umständen sein, wenn Ihr mit einer Kreditkarte bezahlt habt. Visa und Mastercard bieten offiziell in solchen Fällen einen Schutz an. Habt Ihr das Ticket innerhalb der letzten drei Monate mit Eurer Kreditkarte bezahlt, könnt Ihr einen sogenannten Chargeback anfordern. Darüber solltet Ihr Euch bei der kartenausgebenden Bank erkundigen. Über diesen Weg habt Ihr gute Chancen, das bezahlte Geld zurückzubekommen. Bei American Express Kreditkarten gibt es diesen Weg bei einer Insolvenz offiziell nicht, American Express prüft allerdings jeden Fall individuell und gilt in diesen Fällen ebenfalls als sehr kulant. Sofern Ihr Euren Flug also mit einer Kreditkarte bezahlt habt, egal ob über die Airline direkt oder über ein Online-Reisebüro, habt Ihr gute Chancen auf eine Rückerstattung.
Fazit zur Insolvenz von flybmi
British Midland, bmi regional oder zuletzt flybmi. Die Airline aus Großbritannien hat eine spannende und turbulente Vergangenheit, allerdings keine Zukunft mehr. Die Insolvenz kommt ein wenig überraschend, gab es bei den meisten anderen zuletzt betroffenen Airlines doch vor der Pleite eine lange Zeit Gerüchte über eine solche. Die hohen Verluste der letzte Jahre in Verbindung mit der unklaren Zukunft durch den Brexit haben flybmi nun allerdings den traurigen Todesstoß verpasst. Passagiere müssen damit leben, dass die Flugzeuge ab sofort am Boden bleiben. Sofern ein Ticket mit einer Kreditkarte bezahlt wurde, besteht aber zumindest die Hoffnung auf eine Rückerstattung.
