Boeing tut sich auch weiterhin schwer aus den Negativschlagzeilen herauszukommen. Neben der Dauerkrise rund um die 737 MAX, der so langsam aber sicher der Wiederflug bevorsteht, gibt es mit der Boeing 777X ein weiteres Sorgenkind bei den US-Amerikanern.
Dass das neuste Langstreckenflugzeug von Boeing den Zeitplan in Sachen Erstflug und Erstauslieferung nicht einhalten werden wird, ist hinlänglich bekannt. So kam es vor kurzer Zeit bei einem Test der 777X zu einem herben Rückschlag, welcher wohl deutlich größer war, als bisher bekannt.
Riss im Rumpf von Prototyp
Erst vor kurzem berichteten zahlreiche Medien, dass bei einem Statiktest, die Boeing an ihrem neusten Flugzeugmodell 777X Anfang September vornahm, eine der Frachttüren explosivartig aus dem Rumpf des Jets herausgesprengt wurde sei. Doch wie nun bekannt wurde, handelte es sich dabei um eine Passagiertür, die – mehr oder weniger – aus dem Rumpf fiel. Was zunächst nicht allzu tragisch klingen mag, hatte einen umso schwerwiegenderen Grund: Denn wie die Zeitung Seattle Times jüngst berichtete, war bei dem genannten Vorfall nicht nur eine Passagiertür betroffen, sondern erlit demnach besonders der Rumpf der 777X einen erheblichen Schaden. Laut dem Bericht riss dabei nämlich der Rumpf des flugunfähigen Prototypen von unten her auf.
Boeing 777X’s fuselage split dramatically during September stress test.
A passenger door that blew out was a secondary impact of the initial rupture, located far below the door.
But the structure failed so close to the target, Boeing won’t need to retest https://t.co/us2O6dJyJk
— Dominic Gates (@dominicgates) November 27, 2019
Bei dem Statiktest wird ein Flug auf Reiseflughöhe simuliert, bei dem das Flugzeug bewusst über seine Grenzen beladen, die Flügel über ihr Limit gebogen und die Kabine unter Druck gesetzt wird. Weiter berichtet die Zeitung, dass sich demnach der Riss als erstes auftat und sich aufgrund dessen die Struktur rund um eine Passagiertür direkt hinter einem der Flügel nachgab und diese somit einfach heraus fiel. Als Folge des Vorfalls ist der Prototyp, von denen es insgesamt zwei geben soll, nun nicht mehr zu gebrauchen.
Laut eines Boeing nahen Insiders sei es trotz des Fehlschlags allerdings nicht notwendig den Test zu wiederholen, da dieser dem Ziel von Boeing schon äußerst nahe gekommen sein soll. Demnach würde Boeing nur noch den Rumpf entsprechend verstärken und dies mithilfe von Analysen nachweisen müssen. Dies genüge, um dem fehlenden letzten Prozent nachweisen zu können. Schließlich lag die Belastung der 777X beim finalen und extremsten der Tests bereits bei 99 Prozent, als der Riss auftrat. Allerdings geschah dies unter den Augen von Vertretern der US-amerikanischen Luftaufsichtsbehörde FAA, die die Tests begleiteten.
Boeing rechnet nicht mit weiteren Verzögerungen
Boeing hüllte sich bis dato ob des Vorfalls in Schweigen, erklärte inzwischen jedoch, dass die Untersuchungen zum Vorfall noch nicht gänzlich abgeschlossen sind. Allerdings seien laut dem Flugzeugbauer demnach weder die Gesamtkonstruktion der 777X, noch der geplante Erstflug in Gefahr. Entsprechend rechnet Boeing im Moment auch nicht mit weiteren Verzögerungen.
Neben dem Drama rund um die Boeing 737 MAX, macht auch die 777X immer wieder schlecht von sich reden. Neben den nun bekannt gewordenen Vorfällen bei dem Statiktest, hat das Flugzeug außerdem mit mehreren Triebwerksproblemen zu kämpfen, was auch weiterhin den Hauptgrund für die Verspätungen bei den Auslieferungen und der mehrmaligen Verschiebung des Erstfluges darstellen dürfte.
Fazit zur Situation bei der 777X
Auch die Boeing 777X bereitet dem US-amerikanischen Flugzeugbauer immer wieder Probleme und führte bereits dazu, dass der Zeitplan des neusten Langstreckenjets angepasst werden musste, sehr zum Ärger für Airlines wie die Lufthansa. Wenngleich sich ein Riss im Rumpf nach einem nicht unbedeutendem Problem anhört, lagen die Belastungstests bereits bei 99 Prozent, wonach das Ziel unter den extremen Bedingungen fast erreicht war. Ein Problem also, dass Boeing durchaus schnell und leicht aus der Welt schaffen könnte, ohne den Zeitplan weiter zu gefährden.