Zum Vielfliegerstatus durch CO2-Kompensation? Diesen etwas ironischen Weg bietet Miles & More neuerdings an und könnte somit für eine Verschiebung der Dynamik des Programms sorgen.
Wie so oft bei der Einführung neuer Funktionen, hatte Miles & More nach der Ankündigung eines neuen Weges, um Punkte für den Vielfliegerstatus zu sammeln, erst einmal technische Probleme. Weniger spannend ist die neue Option zum Ausgleich von CO2-Emissionen mit (Qualifying) Points deshalb allerdings nicht. Sollte diese in ähnlicher Form bleiben, könnte sich die gesamte Dynamik bezüglich der Statuserlangung verschieben!
Statuskriterien werden durch Kompensation nahezu halbiert
Eine große Kreativität kann man Miles & More in letzter Zeit nicht absprechen. Im Gegenteil: Schon seit vergangenem Jahr lassen sich Punkte für den Vielfliegerstatus über die UpTrip-App sammeln, in jüngster Vergangenheit ist noch eine Partnerschaft mit Marriott hinzugekommen. Auch zusätzliche Points für die Buchung von sogenannten Green Fares gibt es schon länger. Doch die neue Möglichkeit zur CO2-Kompensation geht in vielerlei Hinsicht noch einmal deutlich weiter.
Das beginnt damit, dass die Möglichkeit für alle Flüge und das auch retrospektiv angeboten wird. Damit aber bisher nicht genug, denn bei jedem einzelnen Flug ist es möglich, bis zu 80 Prozent der ursprünglich erlangten (Qualifying) Points noch einmal als Gutschrift zu erhalten. Das führt dazu, dass man mit entsprechender Kompensation der eigenen Emissionen bei allen Flügen nur noch halb so viele Flüge benötigt.
Für den Frequent Traveller reichen beispielsweise schon 19 kontinentale Flüge in der Economy Class (380 Punkte + 80 Prozent für die Kompensation), selbst beim Senator Status wären es nur 1.120 Punkte, die man als Basis benötigt. Konkret wären das beispielsweise 56 kontinentale Flüge in der Economy Class oder 28 in der Business Class. Mit Interkontinentalflügen geht es natürlich noch ein ganzes Stück schneller.
Sofern man weitere (Qualifying) Points einrechnet, die es über andere Wege gibt, sind sogar noch deutlich weniger Flüge möglich. Wenige hundert Punkte lassen sich mittlerweile auch durch die Umwandlung von Meilen mit der Miles & More Kreditkarte, über die UpTrip App oder die Marriott-Partnerschaft generieren, wodurch der Weg zum Status noch kürzer wird.
Attraktive Preise könnten einigen den Weg zum Status ebnen
Oft klingen solche Möglichkeiten in der Theorie gut, sind in der Praxis allerdings kaum umsetzbar oder preislich unattraktiv. Das ist im Fall der neuen Miles & More-Funktion anders, denn die Preise sind teils extrem. Im besten Fall sind wir bei unserer Recherche auf einen Preis pro Qualifying Point von nur 40 Cent pro Punkt gestoßen. Die konkreten Preise pro Punkt unterscheiden sich dabei allerdings massiv.
Eine Logik zeigt sich dabei relativ schnell: Verhältnismäßig kurze Langstreckenflüge, etwa von Europa in den Mittleren Osten oder auch an die US-Ostküste, versprechen besonders attraktive Gegenwerte. Dasselbe gilt für kurze Flüge innerhalb Europas, wobei sich besonders in der Business Class ein hoher Gegenwert zeigt. So konnten wir auf Kurzstrecken von Berlin nach München oder Frankfurt Preise von weniger als einem Euro pro Punkt feststellen.
Geht man von einem Preis von 50 Cent pro (Qualifying) Point in besonders attraktiven Fällen aus, lassen sich etwa die beim Senator Status zusätzlich notwendigen 880 Points für gerade einmal 440 Euro hinzukaufen. Selbst wenn man einen Preis von 1 Cent pro Punkt nimmt, der im Schnitt aller Flüge realistischer sein dürfte, fallen “nur” 880 Euro an. Zusätzlich gibt es auch noch bis zu sechs Prämienmeilen je Euro Umsatz, was in diesem Beispiel 2.640 beziehungsweise 5.280 Meilen wären, denen man auch einen Wert im Bereich von 25 bis 100 Euro zuordnen kann.
Was technisch klingt, ist in der Praxis ausgesprochen attraktiv. Das liegt daran, dass die Senator-Qualifikation mitunter zwei eVoucher bringt, die zum Beispiel für ein Business Class Upgrade genutzt werden können. Jeder, der also regulär scheitern würde, dürfte so einen lohnenswerten Weg finden, um doch zum Senator Status zu kommen. Ähnlich dürfte es ob der verschiedenen Vorteile beim Frequent Traveller Status sein.
Ein neuer Weg in Richtung Miles & More Lifetime Status
Da es zumindest für die Kompensation von Flügen mit Miles & More Airlines beziehungsweise der Lufthansa Group für die Kompensation qualifizierende Punkte gibt, darf man sich aber noch auf einen weiteren netten Nebeneffekt freuen. Seit den Programmumstellungen gibt es nämlich einen klaren Weg zum Lifetime Status. Für diesen benötigt man entweder 30.000 (Frequent Traveller) oder 40.000 (Senator) Qualifying Points.
Nun sind diese Werte immer noch ziemlich hoch, müsste man doch beispielweise selbst bei einer Qualifikation nur mit Qualifying Points beim FTL insgesamt über 46-mal den Status erreichen, wenn man immer eine Punktlandung schafft. Beim Senator wären es immerhin “nur” 20 Jahre. Die neue Möglichkeit, um zu einem vernünftigen Preis an Qualifying Points zu kommen, könnte allerdings auch das Ziel Lifetime Status erreichbarer machen.
Wer etwa die Senator-Qualifikation mit 2.000 Qualifying Points schafft und bei einem Preis von 1 Cent zusätzlich durch die Kompensation weitere 80 Prozent der Punkte für 1.600 Euro kauft, sammelt so im Jahr 3.600 Qualifying Points. Der Lifetime-Status wäre somit bereits nach knapp elf Jahren erreicht, was für den einen oder anderen ein nicht uninteressanter Weg sein dürfte. Auch hier ist zu bedenken, dass der effektive Preis sogar noch ein wenig sinkt, weil man zusätzlich auch noch Prämienmeilen für den Kauf der Kompensationspakete erhält.
Das gilt insbesondere, weil es auf dem Weg auch noch Extra Benefits gibt, die an die gesammelten Qualifying Points gebunden sind. Je nach Konstellation kann der Zukauf also selbst nach erfolgreicher Qualifikation dank zusätzlicher Vorteile einerseits und dem Lifetime-Status am Horizont andererseits, eine ziemlich interessante Option sein.
Spannend dürfte dabei mit Blick auf die Extra Benefits besonders der Richtwert von 2.500 Qualifying Points sein, denn bei dem Erreichen dieser Schwelle gibt es noch einmal zwei Upgrade-Voucher, die einen Wert im hohen dreistelligen Bereich haben können. Je nachdem, wie nah man an diesem Wert ist, kann sich der zusätzliche Kauf von Qualifying Points schon dafür lohnen, besonders da es ebenfalls noch Prämienmeilen obendrauf gibt. Gleichzeitig kommt man auch dem Lifetime Status noch ein Stück näher.
Kompensation statt Mileage Runs – ein tatsächlich positiver Umwelteffekt?
Die Neuerungen bei Miles & More dürften dabei dann auch tatsächlich für einen positiven Umwelteffekt sorgen – und das sogar in doppelter Hinsicht. Zum einen dadurch, dass die Kompensation von Flugemissionen zukünftig sicherlich von Statusjägern deutlich intensiver genutzt wird. Zum anderen aber auch dadurch, dass Mileage Runs wegfallen dürften.
Gerade am Ende des Jahres versucht manch einer noch, die entsprechenden Schwellen für einen Status zu erreichen. Dabei auf einen Preis von nur 50 Cent pro Qualifying Point zu kommen, ist aber im Grunde unmöglich. Selbst einen Preis von einem Euro pro Punkt kann man realistisch gesehen kaum erreichen, sodass in vielen Fällen die Kompensation der deutlich bessere Weg sein wird.
Die Umwelt wird es danken, die Umsätze der Lufthansa Group könnten aber zumindest in kleinem Maße leiden. Fraglos ändert sich aber die Dynamik des Programms, denn nicht nur Mileage Runs werden im Verhältnis weniger attraktiv, es bedarf auch insgesamt weniger Flüge für einen Status, wenn man eine Kombination aus Flügen, Kompensation und anderen Wegen zur Erlangung von Punkten nutzt.
Dazu kommt: Kurze Flüge, kontinental und interkontinental, werden durch die im Verhältnis besonders hohe Punktegutschrift bei vergleichsweise niedriger Kompensationszahlung sogar noch attraktiver, als sie es im aktuellen Programm ohnehin schon sind. Man kann fraglos gespannt sein, welche Dynamik diese Entwicklung noch entfaltet und wohin sich das Miles & More Programm damit entwickelt!
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