Es ist nicht viele Monate her, da gab es in der nördlichen Hemisphäre kaum ein potenzielles Fernreiseziel. Bis Ende des Jahres dagegen könnten Fernreisen fast schon wieder normal werden – wie ist das möglich?

Das Coronavirus treibt nun mehr seit mehr als eineinhalb Jahren sein Unwesen und ich kann kaum sagen, wie viele Kolumen ich zu dem Thema und den dazugehörigen Reisebeschränkungen schon geschrieben habe. Dabei sollte sich auch herausstellen, dass meine Qualitäten als Orakel zwar manchmal funktionieren, ich aber doch auch öfter danebenliege. Umso mehr freut es mich zu sehen, dass sich eine Theorie bewahrheitet: Der Dominoeffekt bei den internationalen Reisebeschränkungen tritt tatsächlich ein – trotz stark steigender Coronavirus-Fallzahlen.

Die Jagd nach den ersten Touristen

Besonders beobachten lässt sich das in Asien, wo man sich lange besonders zurückhaltend gezeigt hat – trotz der teils gravierenden Abhängigkeit vom Tourismus. Gerade in Südostasien und Indien geht in den letzten Wochen auf einmal alles ganz schnell. Den Anfang hatte schon vor Monaten Thailand mit dem oft kritisch beäugten Sandbox Projekt gemacht, das unter internationalen Reisenden nicht unbedingt perfekt ankam. Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn schnell zeigten auch andere Länder in Südostasien ein gesteigertes Interesse für geimpte Touristen zu öffnen. So kommt es, dass die Welt schon im November ganz anders aussieht als noch im September oder Oktober.

Der touristischen Öffnung Thailands wurde besonders lange entgegengesehnt

Beispiele gefällig? Im Vergleich zu den Sandbox-Regeln fast schon entspannt geht es ab dem 1. November in den meisten Regionen in Thailand. Doch das ist bei Weitem nicht alles, denn auch das lange zurückhaltende Indonesien hat zumindest mit einer 5-tägigen Quarantäne wieder geöffenet. Mit dabei ist auch Indien, das von geimpften Reisenden ebenfalls wieder bereist werden kann. Darüber hinaus geht es auch in Vietnam und zumindest auf der malaysischen Urlaubsinsel Langkawi wieder los. Selbst in Singapur können Deutsche wieder einreisen, wenngleich auch hier die Testregeln den einen oder anderen abhalten dürften. Weitere Länder und Regionen dürften folgen und die Regeln werden bereits jetzt von Woche zu Woche laxer.

Spätestens zu Weihnachten – so darf man mittlerweile tatsächlich hoffen – sind Reisen in einen Großteil der Länder in Südostasien wieder unproblematisch möglich.

Neuer Tourismus in Zeiten von Covid-19

Dass der Dominoeffekt eintritt, ist natürlich keine Überraschung, immerhin kann eine spätere Öffnung als die direkte Konkurrenz einen wirtschaftlichen Schaden in Millionen- oder gar Milliardenhöhe bedeuten (und damit sind nicht indonesische Rupien gemeint ;)) und gerade in ärmeren Länden viele Existenzen zerstören. Dass die Öffnung dabei gerade jetzt kommt, ist allerdings zumindest insofern überraschend, als die Fallzahlen vielfach wieder enorm in die Höhe schießen und in vielen Ländern sogar Höhen erreichen, die noch vor einem Jahr zu einer unglaublichen Panik geführt hätten. Mittlerweile allerdings – auch dank der Impfungen – scheint es selbst bei Inzidenzen im dreistelligen Bereich keine Berührungsängste mehr zu geben, für den Tourismus zu öffnen. Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass gerade das lange besonders konservative Singapur mittlerweile so hohe Fallzahlen hat, dass es in Deutschland als Hochrisikogebiet gilt.

Selbst Singapur hat seine Strategie grundlegend verändert

Doch das Beispiel von Singapur zeigt auch besonders schön, wie sich die Welt mit Blick auf das Coronavirus verändert hat. Der Tourismus macht das besonders deutlich, denn die vielen Öffnungen zeigen, dass man einen “Sieg” über das Virus nicht mehr für realistisch hält. Dass selbst in Australien einzelne Gouverneure öffnen wollen, weil sie die Strategie ändern möchten, verdeutlicht das noch einmal. Der Dominoeffekt scheint nun sogar diejenigen einzuholen, die eine Öffnung für den Tourismus noch vor Monaten in die weite Ferne geschoben haben. Dass das Virus selbst mit Impfungen nicht besiegt, sondern eben nur eingeschränkt werden kann, scheint sich als Glaube durchgesetzt zu haben. Für den Tourismus sind das zweifelsfrei gute Nachrichten.

Der lange Weg zurück zur Normalität

Nun ist es zweifelsfrei toll zu sehen, dass geimpfte Deutsche mehr oder minder problemlos wieder Fernreisen unternehmen können, etwa nach Kanada, in die USA, nach Südamerika, aber auch nach Südafrika, auf die Malediven oder eben nach Südostasien. Gleichwohl allerdings wird sich die Reisewelt verändern, wofür schon grundlegend zwei Aspekte sprechen. Auf der einen Seite steht der Impfstatus, denn eine Einreise wird auf absehbare Zeit selbst in den Ländern, die für den Tourismus öffnen, nur mit einer Impfung möglich sein. Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, wird entsprechend noch lange von Reisen ausgeschlossen sein. Je nach Land sind das immerhin bis zur Hälfte aller Erwachsenen, was zweifelsfrei einen Wandel der Reisewelt bedeuten wird.

Bei vielen Fernreisezielen ist ein PCR-Test zwingend erforderlich

Auf der anderen Seite bleibt wohl ebenfalls noch lange das Kriterium eines oder mehrere (PCR-)Tests für die Einreise. Zwar ist für Geimpfte das Risiko einer Infektion geringer, aber es ist eben nicht bei null – ganz besonders nicht, wenn die Inzidenzen sehr hoch sind und weiter steigen. So werden die Tests vor und besonders auch nach der Einreise zu einer Gefahr für die Urlaubsträume und können stattdessen Quarantäne bedeuten. Nun mag das statistich nicht enorm gefährlich sein, besonders wenn man sich an die AHA-Regeln hält. Dennoch bleibt bei Fernreisen ein mulmiges Gefühl, sodass zwar mehr Menschen wieder die Gelegenheit ergreifen werden, ferne Länder kennen zu lernen. Die Rückkehr zur Normalität in der Reisewelt ist dennoch noch weit weg.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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