Was wird eigentlich unter dem Begriff Codeshare-Flug beziehungsweise Codesharing verstanden? Wir beantworten einige Fragen, zum Beispiel welche Vor- und Nachteile das Codesharing für Flugpassagiere hat, und was die Begriffe “Operating-Carrier” und “Marketing-Carrier” bedeuten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Codesharing?
Bei einem sogenannten Codeshare handelt es sich um einen Flug, der von einer Fluggesellschaft durchgeführt, aber von mehreren Fluggesellschaften unter verschiedenen Flugnummern (Englisch: Code) angeboten wird. Dies wird besonders bei Luftfahrtallianzen genutzt. Sogenannte Codeshare-Abkommen zwischen Fluggesellschaften wurden etabliert, damit sich die Streckennetze der Airlines erweitern können, ohne eigene Maschinen einzusetzen. Darüber hinaus gibt es auch Codeshare-Abkommen zwischen Netzwerk-Carriern und Low-Cost Airlines.
Das Codesharing kann dabei in verschiedenen Formen auftreten: Point-to-Point Codesharing (oder auch One Segment Codesharing), Feeder Codesharing oder auch Connection Codesharing. Beim One Segment Codesharing wird ein Flugsegment unter verschiedenen Flugnummern verkauft. Beim Feeder Codesharing werden meist Flüge zu oder ab einem internationalen Drehkreuz unter der Flugnummer der auf der Haupstrecke agierenden Fluggesellschaft angeboten. Zuletzt beschreibt das Connection Codesharing, dass verschiedene Hauptstrecken miteinander verbunden werden.
Um Euch das Codesharing zu veranschaulichen, nehmen wir als Beispiel einen Flug von Frankfurt nach Stuttgart. Dieser Flug wird von Lufthansa durchgeführt und unter der Flugnummer LH128 vermarktet.
Genau derselbe Flug wird allerdings auch von der Fluggesellschaft Cathay Pacific mit der Flugnummer “CX6725” und von United Airlines mit der Flugnummer “UA8778” angeboten.
Es handelt sich bei beiden Flügen aber um den oben erwähnten Flug mit der Flugnummer “LH128”, was Ihr auch an dem Vermerk “durchgeführt von Lufthansa 128” bei den Screenshots von FlightAware erkennen könnt.
Viele Codeshares finden dabei innerhalb einer Luftfahrtallianz statt, das muss aber nicht zwingend der Fall sein. So sind Lufthansa und United Airlines in diesem Falle Mitglieder der Star Alliance, Cathay Pacific hingegen jedoch nicht. Es gibt also auch Codeshare-Abkommen zwischen allianzfremden Airlines.
Was bedeuten die Begriffe Operating- und Marketing Carrier?
Der Begriff “Operating-Carrier” kennzeichnet die Fluggesellschaft, die den Flug ausführt. Im oben genutzten Beispiel wäre dies also Lufthansa. Als “Marketing-Carrier” werden die Fluggesellschaften bezeichnet, die diesen Flug unter eigener Flugnummer vermarkten, in diesem Fall also Cathay Pacific und United Airlines. Der Check-in erfolgt dabei normalerweise über die Airline, die den Flug auch tatsächlich ausführt. Beim Online-Check-in werdet Ihr auf der Website des zum Operating Carrier weitergeleitet.
Ein Codeshare muss aber nicht auf einen Flug beschränkt sein. Lufthansa bietet zum Beispiel in Kooperation mit der Deutschen Bahn das sogenannte ExpressRail an. Dabei erhält eine ICE-Zug-Verbindung (zum Beispiel Köln Hauptbahnhof – Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof) ebenfalls eine Lufthansa-Flugnummer. Einige Fluggesellschaften bieten aber auch Rail & Fly Tickets an, welche nur bei der Airline ausgestellt werden und in Kooperation mit der Bahn die Anreise zum Flughafen für internationale Flüge ermöglichen.
Den Fluggesellschaften bringt ein Codeshare-Abkommen den Vorteil, dass mithilfe von Codeshares ganz einfach das angebotene Streckennetz erweitert werden kann, ohne eigene Maschinen einsetzen zu müssen. Gleichzeitig kann dadurch auch eine bessere Auslastung der Flüge erfolgen, was auch einen positiven Effekt auf die CO₂-Belastung hat. Dadurch, dass durch Codesharing eine doppelte Darstellung in den Reservierungssystemen entsteht, kann außerdem ein Wettbewerbsvorteil geschaffen werden. Dies ist natürlich auch gleichzeitig ein großer Vorteil für Euch als Fluggast, da Ihr somit bei einer Airline ein Ticket zu einer Destination buchen könnt, die die besagte Airline nicht selbst anfliegt. Weiterhin werden Codeshare-Flüge immer in Partnerschaft angeboten, sodass Ihr als Fluggäste von angenehmeren Umstiegszeiten profitiert. Auch kann bei Codeshare-Flügen das Gepäck direkt bis zum Zielort durchgecheckt werden, auch wenn ein Anschlussflug mit einer anderen Airline durchgeführt wird.
Allerdings gibt es auch weniger positive Auswirkungen des Codesharings. So ist etwa die ausführende Fluggesellschaft nicht immer gleich erkennbar und Euch als Passagier ist unter Umständen nicht klar, in was für einem Flugzeug Ihr schlussendlich sitzt. So können dann auch Erwartungen an den Service oder das Produkt an Bord nicht genau erfüllt werden. Auch die Bestimmungen fürs Gepäck sowie für Entschädigungen und Ausgleichszahlungen können je nach Airline variieren. Eine EU Verordnung schreibt jedoch vor, dass ein Codeshare mittlerweile sofort für den Fluggast erkennbar sein muss. Entsprechend sind Codeshare-Flüge oft mit den Bezeichnungen “operated by” oder “durchgeführt von” gekennzeichnet.
Wie funktioniert die Meilengutschrift beim Codesharing?
Ebenfalls relevant ist das Codesharing in Bezug auf die Meilengutschrift. Bei vielen Fluggesellschaften sammelt Ihr Meilen immer entsprechend Eurer Buchungsklasse. Das Codesharing macht die Sache jedoch komplizierter. Wenn Ihr etwa einen United Airlines Flug bucht, der von Lufthansa durchgeführt wird, erhaltet Ihr trotzdem ein United Airlines Ticket inklusive Buchungsklasse von United. Die Gutschrift funktioniert dabei immer nach einem von zwei Mustern: entweder es zählt die Buchungsklasse des Marketing-Carriers oder die des Operating-Carriers. Bei sämtlichen Tickets der Star Alliance zählt immer der Operating Carrier, egal wo Ihr gebucht habt und wer das Ticket ausgestellt hat. Genau umgekehrt ist es bei oneworld, wo immer der Marketing-Carrier zählt, egal in welchem Flugzeug Ihr sitzt.
Bei der Star Alliance macht dies die Sache etwas kompliziert, denn die Buchungsklasse des Marketing-Carriers muss nicht notwendigerweise auch die des Operating Carriers sein. Das bedeutet etwa, dass wenn Ihr ein United Airlines Ticket in Buchungsklasse H gebucht habt, der Flug aber von der Lufthansa ausgeführt wird, Ihr nicht unbedingt Meilen für die Buchunsgklasse H erhaltet. Ihr müsst in diesem Fall von United die Buchungsreferenz für den Lufthansa-Flug ausfindig machen und herausfinden, welche Buchungsklasse sich beim Operating-Carrier hinter Eurem Ticket verbirgt.
Das Sammeln von Meilen auf Codeshare-Flügen in der SkyTeam Allianz lässt sich am Beispiel von Air France und Japan Airlines (oneworld) veranschaulichen. So können mittels Flying Blue nur Meilen bei Codeshare-Flügen mit JAL (oneworld) gesammelt werden, wenn die Flüge von JAL vermarktet werden und entweder von Japan Airlines selbst, Air France, J-Air (JL), Japan Trans Ocean, Japan Air Commuter oder Hokkaido Air System durchgeführt werden. Allerdings sind bestimmte Buchungsklassen hier ausgeschlossen. Auch auf Prämienflügen können keine Meilen gesammelt werden.
Es gibt für die Fluggesellschaften mehrere verschiedene Arten der Vermarktung eines Codeshare-Abkommens. Dabei geht es um das Kontingent der Sitzplätze, die ein “Marketing-Carrier” vermarkten kann. Die zwei wichtigsten wollen wir Euch hier kurz erklären, wobei die “Freesale” Vermarktung die momentan am meisten genutzte ist.
Freesale
Auch “freeflow” genannt. Hierbei wird kein Kontingent an Sitzplätzen vom “Operating-Carrier” vorgeschrieben. Alle “Marketing-Carrier” können dadurch alle Sitzplätze über ihre Buchungsplattform anbieten wie bei eigenen Flügen.
Seat-Blocking oder Blocked Space
Der “Operating-Carrier” vergibt ein festgelegtes Sitzplatzkontingent an die “Marketing-Carrier”. Dabei ist nochmal zu unterscheiden zwischen einem “Soft Block” und “Hard Block”. Bei einem “Soft Block” kann der “Marketing-Carrier” die nicht vermarkteten Sitzplätze wieder an den “Operating-Carrier” zurückgeben. Beim “Hard Block” kauft der “Marketing-Carrier” das Kontingent beim “Operating-Carrier” ein und kann die nicht vermarkteten Sitzplätze auch nicht mehr zurückgeben.
Profit Sharing
Die am Codeshare-Abkommen beteiligten Airlines legen vorab fest, wie die Einnahmen distributiert werden. Das Risiko der Auslastung wird von den Fluggesellschaften geteilt, da keine Kontingente für Sitzplätze festgelegt werden.
Revenue Sharing
Auch diese Variante sieht keine festgelegten Sitzplatzkontingente vor. Die Airlines legen gemeinsam fest, wie die Verteilung der Einnahmen und Kosten aussieht. Bei dieser Vereinbarung tragen alle beteiligten Fluggesellschaften das wirtschaftliche Risiko.
Fazit zum Codesharing
Codeshares sind sicher eines der komplizierteren Unterfangen in der Luftfahrt und sorgen regelmäßig für Verwirrung. Wenn Euch das Prinzip allerdings klar ist, sollten Euch Flüge mit mehreren Codes keine Schwierigkeiten mehr bereiten. Zudem können Codeshare Flüge auch einige Vorteile mit sich bringen, denn immerhin könnt Ihr auf ein erweitertes Streckennetz zugreifen. Allerdings sollte man die Konditionen sowie natürlich auch den Service der durchführenden Airlines im Blick haben.